Berlin (dpa)

Bayern-Botschaft mit Müller-Effekt: „Nicht aus Zucker“

Jens Marx, dpa
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Von Jens Marx, dpa
| 31.10.2021 10:01 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Treffsicheres Bayern-Urgestein: Thomas Müller traf bei Union Berlin. Foto: Andreas Gora/dpa
Treffsicheres Bayern-Urgestein: Thomas Müller traf bei Union Berlin. Foto: Andreas Gora/dpa
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Der FC Bayern trumpft wieder auf. Fünf Tore, diesmal im gegnerischen Netz. Der noch mal abwesende Cheftrainer ist zufrieden. Die Pokal-Schmach wirkt aber noch nach - zum Leidwesen der Verfolger?

Diese Fünf-Tore-Botschaft an die Konkurrenz war unmissverständlich.

Der FC Bayern hat die Demütigung von Gladbach erstmal weggesteckt, vergessen ist sie aber nicht. Und das sollte erst recht Warnung an die Verfolger des Bundesliga-Spitzenreiters sein, der mit 38 Treffern nach zehn Spieltagen einen Rekord aufgestellt hat. „Wir haben nicht nur ein Spiel verloren, sondern einen Wettbewerb, der uns viel bedeutet in der Saison“, betonte Thomas Müller: „Dementsprechend müssen wir weiter damit umgehen.“

Der 1. FC Union Berlin bekam als erstes zu spüren, was das bedeuten kann. 21 Spiele und seit dem 19. September 2020 waren die Köpenicker ungeschlagen im Stadion An der Alten Försterei, gegen wütende Bayern nach deren 0:5-Schmach lagen die Eisernen in ihrer Festung nach einer guten halben Stunde bereits 0:3 zurück.

Nagelsmann-Vertrter Toppmöller zufrieden

„Wir sind froh, dass wir nach der deftigen Niederlage eine Reaktion zeigen und unseren Chef zufrieden stellen konnten“, sagte Dino Toppmöller nach dem 5:2 (3:1). Zum wohl vorerst letzten Mal vertrat der Co-Trainer am Samstag Chefcoach Julian Nagelsmann, in dessen Küche es diesmal eher vor Jubel laut geworden sein dürfte.

Drei Tage zuvor hatte der corona-infizierte Nagelsmann noch den Frust über die Klatsche und das Aus im Pokal in seinem Homeoffice rauslassen müssen. Nun herrschte erstmal große Erleichterung. „Wir haben den Druck gespürt, wir haben den Schmerz gespürt, aber wir haben heute geliefert“, schrieb Müller später am Abend nach dem Sieg in Berlin bei Instagram.

Der Ur-Bayer hatte zuvor für den Schlusspunkt gesorgt und seine starke Leistung gekrönt. Dass der eingewechselte Dayot Upamecano die feine Vorarbeit mit einem Solo lieferte, passte ins Bild einer Mannschaft auf dem Weg zurück zu alter Starke bei ihrer moralischen Wiederaufbaukur. „Wenn der FC Bayern mit 0:5 krachend aus dem Pokal rausfliegt, ist es klar, dass der ein oder andere Spruch kommt, der leicht unter der Gürtellinie ist. Das ist für mich okay, wir sind alle nicht aus Zucker“, sagte Müller beim Sender Sky: „Man muss das auch mal einstecken können.“

Union-Plan geht nicht auf

Die herausragende individuelle Klasse half gehörig gegen eine Union-Mannschaft, die sich ein bisschen von Gladbach hatte abschauen wollen, nach zwei frühen Standard-Gegentoren aber eher Stress mit sich selbst in der ersten Halbzeit hatte, als diesen den Münchnern zu bereiten. „Wir wollten das Spiel offen halten, das ist uns nicht gelungen“, räumte Union-Kapitän Christopher Trimmel ein.

Erst per Handelelfmeter (15.), dann per Freistoß (23.) sorgte Weltfußballer Robert Lewandowski für die zeitige Führung der Bayern. „Wir haben von der ersten Minute gezeigt, dass wir hier sind, um zu gewinnen“, betonte der Bayern-Torjäger. Also legten Leroy Sané (35.), Kingsley Coman (61.) und Müller (79.) noch nach. Dabei darf die Höhe des Sieges nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Bayern weiter nicht unverwundbar sind. Sechs Schüsse aufs eigene Tor ließen sie in der Liga in dieser Saison noch gegen keine andere Mannschaft zu.

Vor allem nach der Pause stand die Münchner Verteidigung, in der Upamecano zu Beginn durch Niklas Süle und Benjamin Pavard durch Josip Stanisic ersetzt wurde, mächtig unter Druck. Von einer „extremen Wucht“ der Berliner sprach Toppmöller anschließend und dem „Quäntchen Glück“, dass Manuel Neuer im Bayern-Tor in der Phase glänzte. „Wir haben uns dann auf ihr Spiel eingelassen und nicht mehr die innere Ruhe gefunden“, monierte auch Müller, es sei das typische Union-Gesicht gewesen. „Die geben nie auf.“

Müller als Sinnbild der Bayern

So wie er selbst. Wieder einmal wurde der 32-Jährige zum Sinnbild und Mitreißer für die Bayern. Mit seinem eigenen Treffer hat er nun gegen alle 17 aktuellen Bundesligisten mindestens ein Tor erzielt. Bei weiteren drei Treffern war der Weltmeister von 2014 beteiligt. Mit geballten Fäusten und einer Jubelgrimasse zwischen Stolz, Freude und dem Motto: Schaut her, wir sind wieder da, feierte Müller den Erfolg.

Vorangegangen waren Tage voller Diskussionen. Zu den Impfbedenken von Joshua Kimmich gesellten sich die Sorgen wegen der letztlich abgewendeten Gefängnisstrafe für Lucas Hernández. Und dann war da eben die Frage, ob die Klatsche gegen Gladbach nur ein verheerender Einmal-K.o. war oder ein Wirkungstreffer mit Langzeitfolgen. Womöglich trifft letzteres zu, allerdings eher mit Folgen für die Konkurrenz gegen erst recht wieder erstarkende Bayern.

© dpa-infocom, dpa:211031-99-806323/2

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