Was Sie heute wissen müssen

Test-Pöbler | Bratwurst-Chaos | Fußball-Stinker

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 26.11.2021 06:27 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was bei uns gerade politisch läuft. Schön, dass es demnächst eine neue Bundesregierung gibt, aber - wie man in Bayern sagen würde - „daheim sterben die Leut‘“. Zwei Corona-Tote gestern im Landkreis Leer - und das spiegelt bei weiter rasant steigenden Inzidenzen die Corona-Situation von vor zwei oder drei Wochen wider. Und die Politik? Sie verschärft geradezu panisch Schritt für Schritt die Maßnahmen, als ob die Situation nicht absehbar war, als ob die Fachleute - Virologen und Epidemiologen - nicht schon im Sommer angesichts der ungenügenden Impfquote vor der jetzigen Situation gewarnt hätten. Und die Aussichten für die nächsten Wochen sind ja nicht gerade gut. Ich bin sauer über das Versagen der (auch Landes-)Politik, über das voreilige Schließen von Impfzentren und eine Hin-und-Her-Teststrategie, die dafür sorgt, dass jetzt nicht genügend Kapazitäten da sind und die armen Beschäftigten dort angepöbelt und beschimpft werden, wie Daniel Noglik aus Leer berichtet.

Hey Leute in Hannover und in Berlin, wir stehen nicht am Anfang der Pandemie. Wir leben jetzt bald zwei Jahre mit diesem schrecklichen Virus. Und Ihr? Ihr handelt, also ob Ihr von Corona das erste Mal hört. Das gilt auch für die paradoxe Diskussion um die Impfpflicht (siehe auch den Newsletter von Burkhard Ewert). Dafür kann man sich ja entscheiden, aber doch nicht jetzt? Selbst wenn Wagenknecht und Kimmich mit der Polizei zum Impfarzt geschleppt würden, hätten sie einen vollständigen Impfschutz erst in zwei, drei Monaten. Der richtige Zeitpunkt zur Einführung wäre im Sommer gewesen.

Oder schauen wir uns die neuesten Verordnungen zu den Weihnachtsmärkten an. Innerhalb weniger Tage galt in Leer erst 3G, dann 2G und jetzt an den Imbissständen 2G und Maskenpflicht für die Geimpften und Genesenen. Holen Sie sich ihre Bratwurst aber 50 Meter weiter an einem stationären Imbiss, gilt weder 2G+ noch 2G, dafür aber Maskenpflicht und ein Verbot die Wurst vor Ort zu verzehren. Am Weihnachtsmarkt in Leer hagelte es am Mittwoch Proteste, als die neuerliche Verschärfung bekannt wurde. Katja Mielcarek hat die Argumente eingesammelt. Was der neue Bürgermeister Claus-Peter Horst dazu sagt, und warum es die Emder leichter haben mit ihrem Weihnachtsmarkt, lesen Sie hier.

Auch für Sportler wird die Situation ungemütlicher, jedenfalls dann, wenn sie nicht geimpft sind. In der Halle gilt 2G, im Freien 3G, aber in Duschen und Umkleiden wiederum 2G. Ungeimpfte Fußballspieler erkennt man also am Geruch. (verzeihen Sie mir bitte diesen Scherz.). Solche gibt es zum Beispiel bei Kickers Emden, bei der Taktikbesprechung können sie am Sonnabend bestenfalls per Video dabei sein. Im Stadion in Emden gilt beim Heimspiel übrigens 2G. Aber warum soll es in der fünften Liga anders zugehen, als in der Bundesliga? Matthias Herzog berichtet.

Von 108 am Mittwoch auf 184 gestern schnellte der Inzidenzwert der Stadt Emden innerhalb eines Tages hoch. Darauf reagierte gestern auch das Rathaus und verfügte Warnstufe 2, zum Beispiel für alle Kultureinrichtungen: Das heißt, alle Besucher und Besucherinnen müssen geimpft oder genesen sowie getestet sein (2G-Plus-Regel). Außerdem gilt eine Pflicht zur FFP2-Maske, schreibt Stephanie Tomé. Den gleichen Schritt ging gestern auch der Landkreis Friesland. „Die Erweiterung der Regelungen auf 2Gplus und eine Testpflicht auch im Kindergartenbereich ab drei Jahren sind bereits jetzt sinnvoll und erforderlich, damit die Fallzahlen wieder zurückgehen und auch niedrig bleiben“, zitiert Martin Alberts aus einer Pressemitteilung von Landrat Sven Ambrosy.

Grün ist ja eigentlich die Farbe der Landwirtschaft, aber politisch bevorzugt es eine Mehrheit in schwarz. Bislang jedenfalls. Manfred Tannen, Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen und Präsident des Landwirtschaftlichen Hauptvereins (LHV) für Ostfriesland, ist skeptisch in Bezug auf den kommenden grünen Landwirtschaftsminister. „Wir hoffen, dass das Ministerium nicht ideologisch geführt wird“, sagt er im Gespräch mit Daniel Noglik. Was Arbeitgeber, Gewerkschafter und „Fridays for Future“ zur neuen Bundes-Ampel sagen, lesen Sie hier.

Was Kurioses zum Abschluss: Kennen Sie das, für einen einfachen Alkoholtest lässt die Polizei gerne mal Verdächtige geradeaus laufen. Künftig gibt es noch einen anderen Test, einen möglicherweise teuren. Die Überquerung der schmalsten Autobrücke des ganzen Landes, der Ledabrücke in Amdorf. Auch im nüchternen Zustand sollte man hoch konzentriert sein, um ohne Lackkratzer auf die andere Seite zu fahren. Ein 63-jähriger Leeraner hat es am Mittwochnachmittag mit 1,7 Promille Blutalkohol probiert. Wie das ausging, hat Jonas Bothe erfragt.

Was heute wichtig wird:

  • Die Stadt Leer tauscht ihre Mülleimer aus. Weg von den schäbigen alten Blechkästen, hin zu schicken grünen Eimern, mit Aschenbecher-Kopf. Warum der Austausch sich lohnt, schreibt Nikola Nording.
  • In der Serie „Nachgezählt“ geht es dieses Mal um die Orgel in Emden-Uphusen und Dokumente, die aus gutem Grund in den Pfeifen gefunden wurden. Der Orgelbauer war wohl sauer, berichtet Vera Vogt.
  • Ein Urlauber-Paar ärgert sich mächtig über eine Jagd, in die es auf der Insel Spiekeroog geraten ist. Die beiden wollen jetzt nur noch wiederkommen, wenn dort kein Wildwest herrsche. Was ist erlaubt auf der Insel? Imke Oltmanns fragte nach.
  • „Hermas Spendenbox“ hat kürzlich einem obdachlos gewordenen Paar zu einer Unterkunft verholfen. Die Wiesmoorerin Herma Schoon, die die Initiative betreibt, sieht ein wachsendes Obdachlosigkeits-Problem. Ole Cordsen sprach mit ihr.
  • Vor zwei Jahren ist Aurichs Bürgermeister Horst Feddermann im Rat vereidigt worden. Wie wird seine Arbeit von den Aurichern beurteilt? Wie wird er wahrgenommen? Inwieweit hat Corona diese Bilanz verwässert? Gabriele Boschbach berichtet.
  • Der Mann von Bernuthsfeld – besser bekannt als Moorleiche „Bernie“ aus dem Ostfriesischen Landesmuseum in Emden – ist unter die Foodblogger gegangen. Auf Instagram teilt er die besten Rezepte aus dem Frühmittelalter. Was es damit auf sich hat, berichtet Mona Hanssen.

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