London (dpa)

Briten haben weniger Auswahl bei Lebensmitteln und Alkohol

| 26.11.2021 07:47 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Eine Frau steht vor teilweise leeren Regalen in einem Supermarkt in London. Foto: Frank Augstein/AP/dpa
Eine Frau steht vor teilweise leeren Regalen in einem Supermarkt in London. Foto: Frank Augstein/AP/dpa
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Noch immer sind in Großbritannien die Lkw-Fahrer knapp. Zwar will die Regierung mit Tausenden Sondervisa ausländische Fachkräfte anlocken. Aber allzu hoch scheint die Resonanz nicht zu sein.

Wegen fehlender Lastwagenfahrer müssen sich die Menschen in Großbritannien zu Weihnachten auf eine geringere Auswahl an Lebensmitteln und alkoholischen Getränken gefasst machen.

„Der Lkw-Fahrermangel hat bereits zu einigen Lücken in den Regalen geführt, und die Situation könnte sich in der Vorweihnachtszeit verschärfen“, sagte Andrew Opie vom Handelsverband British Retail Consortium (BRC). Einzelhändler würden Lebensmittel und andere traditionelle Weihnachtsprodukte bevorzugt behandeln.

Derzeit dauere es zwei bis drei Tage, um frische Lebensmittel von den Häfen in die Supermärkte zu transportieren, sagte der Chef des Kühlkettenverbands Cold Chain Federation, Shane Brennan. Normal sei eine Belieferung noch am selben, spätestens am nächsten Tag. Für gefrorene Lebensmittel sei diese Spanne von zwei bis drei auf fünf bis sechs Tage gewachsen. Der Branchenverband der Alkoholproduzenten Wine & Spirit Association (WSTA) berichtete, dass einige Mitglieder nun 15 statt 2 bis 3 Tage benötigten, um Aufträge zu erledigen.

„Wir erleben bereits erhebliche Verzögerungen bei den Lieferzeiten von Wein und Spirituosen“, sagte WSTA-Chef Miles Beale. „Das treibt die Kosten in die Höhe und schränkt die Produktpalette für britische Verbraucher ein.“ Ankunftszeiten von Fahrern und Fahrzeugen würden immer unberechenbarer, schrieb der Verband in einem offenen Brief an Verkehrsminister Grant Shapps. Das führe dazu, dass Waren nicht rechtzeitig bereit seien oder lange auf ihre Abholung warteten. Nun drohten Geschäftsausfälle. Zudem stiegen die Kosten: Frachtunternehmen hätten die Liefergebühren um sieben Prozent erhöht, um höhere Gehälter für Fahrer zu stemmen. Das überfordere vor allem kleinere Unternehmen.

Brennan vom Kühlkettenverband bestätigte, dass die Branche bei der Lieferung von Produkten Prioritäten setzen muss. „Es geht nicht um Engpässe, sondern um Vereinfachung“, sagte er einem Parlamentsausschuss in London. Dabei spielten Reichweiten und Mengen eine Rolle. Es gehe darum, einige Produkte „strategisch“ zu reduzieren, damit die Sachen, die erwartet werden, auch in den Regalen stehen. BRC-Experte Opie rief die Verbraucher zur Rücksicht auf. Sie sollten ihr Einkaufsverhalten nicht ändern.

Großbritannien sucht seit langem händeringend nach Lkw-Fahrern. Nach Einschätzung des Branchenverbands Road Haulage Association fehlen bis zu 100.000 Brummi-Lenker. Auch in anderen Ländern wie Deutschland ist das Problem groß. Doch wegen strenger Einwanderungsregeln seit dem Brexit ist das Vereinigte Königreich härter getroffen. Die Regierung hat im Herbst bis zu 4700 Sondervisa für ausländische Fahrer bereit gestellt. Wie viele Bewerbungen es gibt, wollte sie aber auf Anfrage nicht mitteilen.

Der WSTA forderte in seinem offenen Brief, die vorübergehenden Visaausnahmen auf mindestens ein Jahr deutlich zu verlängern.

© dpa-infocom, dpa:211126-99-148062/2

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