OZ-Weihnachtsaktion
Warum eine ganze Familie für die Feuerwehr brennt
In diesem Jahr kommen die Spenden der OZ-Weihnachtsaktion den Kinderfeuerwehren Ostfrieslands zugute. Eine Feuerwehr-Familie erzählt, wie es ist, sich dort zu engagieren.
Mittegroßefehn - Viele Familien haben Traditionen, die sie von Generation zu Generation weiter geben. So auch die Rolfs. Bei ihnen ist es allerdings kein bestimmter Kuchen, den es zu jedem Geburtstag gibt oder der alljährliche Spaziergang am Heiligabend. Familie Rolfs ist in der Feuerwehr in Mittegroßefehn aktiv. Schon immer, erzählt Mario Rolfs. Der 44-Jährige war schon seit er Denken kann bei der Feuerwehr. So wie auch sein Vater, Helmut Rolfs, der mittlerweile 70 Jahre alt ist und deshalb nicht mehr bei den Aktiven dabei ist. Die Truppe unterstützt er aber von der Altersabteilung aus so gut es geht.
Bei diesen Genen ist es nicht verwunderlich, dass Bente Rolfs ebenfalls ihren Weg in die Feuerwehr gefunden hat. Die Zehnjährige fährt zurzeit zweigleisig: Sie ist sowohl in der Kinder- als auch in der Jugendfeuerwehr aktiv. Selbst das Nesthäkchen der Familie Rolfs, der einjährige Tebbe, läuft – so gut es eben in diesem Alter geht – durch das Feuerwehrhaus, als wäre es sein zweites Zuhause. Und das ist es auch, bestätigen Vater Mario und Mutter Kerstin Rolfs. Denn zwangsläufig verbrächten sie alle viel Zeit dort.
„Die Feuerwehr ist auch eine Familie“
Sobald mitten in der Nacht der Pieper geht, heißt es für Mario Rolfs: keine Zeit verlieren. „Die Feuerwehr ist eine Lebensaufgabe. Ohne die Unterstützung meiner Familie – vor allem meiner Frau – wäre das so nicht möglich“, erzählt der 44-Jährige. „Als Partnerin muss man das mitmachen“, bestätigt seine Frau Kerstin. „Man weiß ja nie genau, wann er vom Einsatz wiederkommt. Natürlich macht man sich da Sorgen. Deshalb muss mein Mann mittlerweile immer eine kurze Nachricht schicken, ob alles in Ordnung ist“, erzählt sie. Sogar Tochter Bente weiß schon genau, was los ist. „Es kann immer etwas passieren. Einmal, als Papa während eines starken Gewitters losgefahren ist, haben wir uns echt doll Sorgen gemacht“, sagt sie.
Umso wichtiger sei für Mario Rolfs der Zusammenhalt bei der Feuerwehr. „Ich glaube, wenn es nur um die Einsätze ginge, würde das kaum jemand machen. Man tut etwas Gutes und das gibt einem unheimlich viel, aber man sieht auch viele schlimme Sachen“, erzählt er. Deshalb sitzen die Feuerwehrfrauen und -männer nach vielen Einsätzen zusammen und reden über das, was passiert ist. Und das ist wichtig: „Sonst würden wir das umso mehr mit nach Hause nehmen“, sagt der Familienvater. Doch selbst fernab von den Einsätzen können sich die Feuerwehrkräfte aufeinander verlassen. „Die Feuerwehr ist auch eine Familie“, betont Mario Rolfs. Seine Frau Kerstin bestätigt das: „Wir passen aufeinander auf und unterstützen uns gegenseitig. Wir hüten teilweise sogar die Kinder der anderen, wenn die Aktiven zu einem Einsatz müssen und Not am Mann ist.“ Auch sonst träfen sich die Mitglieder der Feuerwehr, ob aktiv oder nicht, immer gerne zu Familienveranstaltungen oder einfach mal so. „Das alles kann natürlich momentan nicht stattfinden. Uns fehlt das sehr“, bedauert die 40-Jährige.
Was die Kinderfeuerwehrwarte leisten
Diesen Zusammenhalt gibt es sogar schon bei den jüngsten Mitgliedern. „Die Kinderfeuerwehr ist toll, die Betreuerinnen und Betreuer geben sich wirklich viel Mühe. Eigentlich bräuchten wir aber noch eine Babyfeuerwehr für Tebbe“, scherzt Mario Rolfs. Als alle Treffen der Kinderfeuerwehr coronabedingt ausgefallen sind, sei das für die Kinder sehr blöd gewesen, erzählt er. „Die Kinder vermissen sich ja auch untereinander. Es gehen nicht alle auf die gleiche Schule. Jetzt finden die Treffen zwar erstmal wieder statt, aber die Unbeschwertheit, die es vorher gab, fehlt“, bedauert der 44-Jährige.
Die Kinderfeuerwehrwarte hätten aber alles getan, um den Kleinen trotz allem eine schöne Zeit zu bereiten. „Sie sind sogar in der Weihnachtszeit zu allen Kindern nach Hause gefahren und haben ihnen kleine Geschenke gebracht und haben zwischendurch angerufen und gefragt, wie es ihnen geht. So konnten die Kleinen auch mal mit jemandem außerhalb der Familie reden“, erinnert sich der Familienvater an den vergangenen Winter. Sowohl Mario als auch Kerstin Rolfs wissen das Angebot der Kinderfeuerwehr sehr zu schätzen. „Es ist aber auch ganz klar ein Vertrauensbeweis. Man gibt seine Kinder schließlich in die Obhut von anderen Leuten. Allerdings wissen wir, dass sie da in guten Händen sind“, sagt Kerstin Rolfs. Die Begeisterung der Kinder spreche schon für sich, sagt sie. „Sie haben einfach eine riesen Freude daran und das merkt man“, so die Mutter.
Konkurrenz von anderen Vereinen
Trotz aller Bemühungen fehle es an vielen Stellen. „Die Möglichkeiten, die wir finanziell haben, sind begrenzt. Die Gemeinde kommt ihren Verpflichtungen natürlich nach, aber für die Kinderfeuerwehr bleibt am Ende nicht mehr so viel Geld übrig“, erklärt Ernst Hemmen. Er ist Ehrenpräsident vom Feuerwehrverband Ostfriesland. Auch die Mitglieder täten was sie können und ohne einige Spenden der Brandkasse im vergangenen Jahr hätte sich die Feuerwehr vieles nicht leisten können, so Hemmen. Hinzu komme mittlerweile die Herausforderung, mit anderen hiesigen Vereinen Schritt zu halten.
„Die Feuerwehr ist in meinen Augen das wichtigste und tollste Ehrenamt, das es gibt. Was uns zusammenhält, ist die Kameradschaft“, betont Mario Rolfs. „Aber wenn es die Kinderfeuerwehr nicht gäbe, würde die aktive Feuerwehr trotz allem aussterben“, betont er. Für die Kinder seien die gemeinsamen Aktionen und die Uniformen identitätsstiftend. „Damit fühlen sie sich zugehörig und bleiben eher noch dabei“, glaubt er. Ernst Hemmen sieht das ähnlich: „Wir stehen ganz klar in Konkurrenz zu anderen Vereinen für Kinder und Jugendliche. Viele entscheiden sich später für andere Dinge wie zum Beispiel Fußball – was völlig in Ordnung ist“, betont der 62-Jährige. Aber man müsse eben mithalten können und den jungen Leuten etwas bieten. Denn natürlich gehe es bei der Kinder- und Jugendfeuerwehr vor allem um Spaß, aber auch darum, dass einige der jungen Leute später in die aktive Feuerwehr wechseln und dabei bleiben. Die zehnjährige Bente bestätigt das: „Neben der Feuerwehr mache ich noch Kunstturnen. Beides macht mir riesigen Spaß und überschneidet sich auch manchmal. Aber wenn ich mich für eins von beidem entscheiden müsste, wäre das wahrscheinlich die Feuerwehr.“
Was sich die Kinder wünschen
Bente Rolfs weiß ganz genau, woran es bei ihrer Kinderfeuerwehr fehlt. „Unsere Uniformen sind schon ziemlich alt und sehen nicht mehr so schön aus“, erzählt sie. Die Namensschilder der Kinder, die per Klettverschluss befestigt sind, halten teilweise nicht mehr und auf den T-Shirts blättert langsam das Emblem ab. Das ist aber nicht alles. Die Zehnjährige hätte noch einen Wunsch: „Jetzt im Winter ist es ziemlich kalt. Dickere Jacken oder Pullover von der Feuerwehr wären da nicht schlecht.“
„Wir wollen den Kindern sehr ungern so stark abgenutzte Sachen geben“, sagt Ernst Hemmen. „Die Klamotten haben alle eine gute Qualität. Aber wie Kinder eben so sind, spielen sie sehr viel damit – auch draußen natürlich. Da ist der Verschleiß enorm.“ Das Geld für neue Uniformen reiche aber leider im Moment nicht aus. „Dabei hätten die Kinder das eigentlich mehr als verdient“, findet Hemmen.
So können Sie spenden
Jeder Euro hilft den Kinderfeuerwehren in Ostfriesland. Wer spenden möchte, kann dies per Überweisung unter dem Stichwort „Kinder-Feuerwehren in Ostfriesland“ tun. Die Bankverbindung lautet: Ein Herz für Ostfriesland gGmbH, IBAN DE98 2859 0075 0011 1112 02, Ostfriesische Volksbank eG
Es kann außerdem via Paypal gespendet werden. Alle Informationen gibt es auch auf der Website von „Ein Herz für Ostfriesland“.
Kinderfeuerwehren brauchen Hilfe: Das Geld reicht einfach nicht
Kinderfeuerwehr: Wo die Kleinsten große Verantwortung lernen
Ostfrieslands Kinderfeuerwehrwarte: Mit viel Herzblut dabei
Die Ausbildung bei der Feuerwehr beginnt schon im Grundschulalter