Berlin (dpa)
CDU-Triell: Merz, Röttgen und Braun oft einer Meinung
Von diesem Samstag an können die 400.000 CDU-Mitglieder per Befragung entscheiden, wer Nachfolger von Parteichef Laschet werden soll. Bei ihrem einzigen gemeinsamen Auftritt geben sich die Kandidaten zahm.
Triell um den CDU-Vorsitz: Bei einer gemeinsamen Vorstellungsrunde der drei Kandidaten Helge Braun, Friedrich Merz und Norbert Röttgen sind am Mittwochabend viele Übereinstimmungen deutlich geworden.
Alle drei Bewerber für die Nachfolge von Parteichef Armin Laschet plädierten etwa dafür, dass die Union mehr Menschen mit Migrationshintergrund einbinden und für Frauen attraktiver werden müsse. Viel Einigkeit gab es auch beim Kampf gegen die Corona-Pandemie, der Klima- und der Außenpolitik. Der Ton untereinander war freundlich, es wurde geduzt statt attackiert.
Das sogenannte Townhall-Format mit Ex-Unionsfraktionschef Merz, dem Außenpolitiker Röttgen und dem geschäftsführenden Kanzleramtschef Braun war der Abschluss der Vorstellungsphase im Machtkampf um den CDU-Vorsitz. In der Parteizentrale in Berlin antworteten die drei Politiker auf Fragen von 25 ausgewählten Mitgliedern im Publikum, deren Themen zuvor aus Online-Zusendungen ausgewählt worden waren.
Im Januar folgt der digitale Parteitag
Erstmals sollen die rund 400.000 CDU-Mitglieder in einer an diesem Samstag startenden Befragung eine Vorentscheidung über den künftigen Vorsitzenden treffen. Gewählt werden soll der neue Parteichef am 21./22. Januar von 1001 Delegierten bei einem digitalen Parteitag. Anschließend muss die Wahl per Briefwahl bestätigt werden.
Wesentliche neue Ansätze waren in der 90-minütigen Fragerunde nicht zu erkennen. So sprachen sich Merz, Röttgen und Braun für eine rasche Reaktion auf die hohen Corona-Zahlen aus. Sie forderten zudem eine entschiedenere Politik Deutschlands und Europas gegenüber China. Röttgen sagte: „Ich plädiere für eine Strategie des Westens, die auf Stärke setzt.“ China fordere die internationale Ordnung heraus. Merz bemängelte: „China hat eine Europa-Strategie, aber Europa hat keine China-Strategie.“ Braun forderte eine gemeinsame China-Strategie der G7-Gruppe der führenden westlichen Wirtschaftsnationen.
Übereinstimmend lehnten Merz, Röttgen und Braun eine CDU-Doppelspitze ab. „Ich bin kein Freund von Doppelspitzen“, sagte Braun. Röttgen betonte, mit einer Doppelspitze würde die CDU andere Parteien nachahmen. „Wir müssen es so machen, wie es zur CDU passt.“ Merz pflichtete seinen Konkurrenten bei: „Die Gründe sind gut vorgetragen, ich teile die Einschätzung.“
Röttgen sagte: „Wir müssen wieder anschlussfähig werden in der Breite der Bevölkerung, in allen Gruppen von den jungen Leuten angefangen über die Frauen bis zu den Älteren.“ Merz betonte: „Die CDU muss modern werden. Sie muss die Themen der Zeit beherrschen, sie muss Antworten geben, sie muss die Regierung kritisieren. Aber sie muss auch gleichzeitig gute eigene und überzeugende Antworten für alle Generationen in diesem Land geben.“
Braun sagte, die CDU dürfe jetzt nicht allein per Mitgliederbefragung den neuen Vorsitzenden bestimmen, sondern müsse die Basis auch in inhaltlichen Fragen stärker einbinden. Das gelte für wichtige Fragen wie die Aussetzung der Wehrpflicht vor einigen Jahren. „In Zukunft müssen wir die Inhalte stärker gemeinsam bestimmen.“ Nötig seien „Zukunftsdialoge“ mit den Mitgliedern.
„Ein gesamtstaatliches Integrationsangebot“ für die CDU
In der Schlussrunde wurden dann aber doch noch Unterschiede deutlich, als die Kandidaten von ihnen selbst ausgewählte Fotos präsentieren sollten. Merz zeigte ein Bild seines „Teams CDU“ mit ihm, seinem möglichen Generalsekretär Mario Czaja aus Berlin und der baden-württembergischen Bundestagsabgeordneten Christina Stumpp als mögliche stellvertretende Generalsekretärin. „Wir sind ein gesamtstaatliches Integrationsangebot für unsere Partei“, sagte Merz, dem in der Vergangenheit oft vorgeworfen wurde, er sei zu wenig teamfähig.
Röttgen präsentierte sich sehr persönlich mit einem Familienfoto vom 18. Geburtstag seiner Tochter Judith. Das Bild zeige, „dass es auch ein Leben außerhalb der Politik gibt“ - Glück in der Familie sei für ihn unter anderem eine Kraftquelle, um in der Politik zu arbeiten.
Braun hatte ein Foto mit jubelnden jungen CDU-Unterstützern von der Wahl 2013 mitgebracht, als die Union noch 41,5 Prozent erhalten hatte. Die CDU solle die Zeit der Opposition zur schnellen Erneuerung nutzen. Ziel sei immer ein CDU-Ergebnis von 40 Prozent plus x gewesen. Dafür werde er sich mit ganzer Kraft einsetzen. Dann würden auch wieder Bilder wie jenes von 2013 entstehen.
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