Was Sie heute wissen müssen
3 Mal Ostfriesland: Merkel | Saathoff | Möller
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Die Königin ist tot, es lebe der König. Was bleibt von 16 Jahren Angela Merkel, werden wir in vielleicht zehn Jahren wissen. „Merkel verewigt sich in den Geschichtsbüchern als solide Verwalterin des ihr anvertrauten Staatswesens“, glaubt Eric Gujer, Chefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung. „Die Kanzlerin gab dem Volk, was es wollte“, schrieb er gestern in seinem Newsletter. „Nach dem ungeheuren Kraftakt der Wiedervereinigung, nach Schröders bitterer Reform-Medizin sehnten sich die Deutschen nach Ruhe, und Merkel lieferte. Sie bescherte ihren erholungsbedürftigen Landsleuten Ferien von der Weltgeschichte.“ In meinen Bayreuther Jahren habe ich Angela Merkel regelmäßig gesehen. Die Wagner-Liebhaberin saß mit Ehemann Joachim Sauer in der Mittelloge in der ersten Reihe - ganz privat. Auch in Ostfriesland war sie einige Male, exakt fünf Mal, meist zu Wahlkampfzeiten und das erste Mal schon 2004, als sie noch Oppositionsführerin war. Nikola Nording ist ins Archiv gestiegen und hat mit „Weggefährten“ Merkels gesprochen, mit Ulf Thiele und Gitta Connemann.
Das künftige Kabinett von Olaf Scholz, der heute im Bundestag gewählt werden soll, brachte am Montag Enttäuschungen für die ostfriesische Politik: Weder „Stimmenkrösus“ Johann Saathoff aus Pewsum noch Aufsteigerin Siemtje Möller, eine gebürtige Emderin, erschienen der SPD-Spitze ministeriabel. Gestern gab’s dann zumindest einen gewissen Ausgleich. Beide werden parlamentarische Staatssekretäre: Saathoff im Innen- und Möller im Verteidigungsministerium. Zwei Ostfriesen in der Verantwortung für Deutschland. Gut so. Imke Oltmanns sprach mit Siemtje Möller über deren neuen „Traumjob“, und Martin Teschke bekam Johann Saathoff zu einer kurzen Stellungnahme ans Telefon: „Die Aufgabe im Innenministerium spiegelt mein Berufsbild als Diplom-Verwaltungswirt wider“, sagte er. Traumjob klingt doch irgendwie anders.
Die Deutsche Bahn gehört leider nicht zu Saathoffs Aufgabenbereich. Schade eigentlich, denn dann könnte er den Verantwortlichen für den Güterverkehr in Weser-Ems die Leviten lesen. Die hatten vorige Woche den Trassenanwohnern im Streit um den Lärm der „Donnerzüge“ in Leer eine Abfuhr erteilt und dabei auf private Bahnunternehmen verwiesen. Katja Mielcarek ließ diese Schutzbehauptung keine Ruhe, und sie fragte bei Freightliner DE und bei der Havelländischen Eisenbahn nach. Beide äußerten sich erstaunt über die Bahn-Mitteilung und teilten mit, dass sie sich selbstverständlich an ein Tempolimit halten würden, wenn es verhängt würde. Peinlich, sehr peinlich für die Bahn.
Und was machen die Verantwortlichen in der Landesregierung gerade so? Richtig, sie schreiben neue Corona-Verordnungen. Die nächste soll am Samstag in Kraft treten. Obwohl heute erst eine weitere Ministerpräsidentenkonferenz stattfindet, bekam Landtags-Korrespondent Lars Laue gestern schon den Entwurf in die Finger. Fazit: Ungeimpfte sollen noch mehr isoliert werden. Friseure und Gastwirte sollen auf die Testung ihrer 2G-Kunden verzichten könne, wenn sie die Kapazität reduzieren. Die Details lesen Sie hier. So richtig weiß ja keiner mehr, was gilt und was nicht.
Für Verwirrung sorgt beispielsweise die ebenfalls für Samstag angekündigte Regel, dass in allen Geschäften (außer jenen der Grundversorgung) 2G gilt, die Händler also ihre Kunden überprüfen müssen. Wie das gehen soll, hat Gabriele Boschbach in Aurich erfragt. Und in der Tat, es gibt für die Umsetzung noch viele Fragezeichen. In Reitställen, von denen es bekanntlich in Ostfriesland nicht so wenige gibt, gilt indes die 2G+-Regelung. Das sorgt dort für Verdruss und Probleme, hat Tatjana Gettkowski erfahren. Total am Limit sind inzwischen auch die Gesundheitsämter. Günter Radtke bekam auf seine Fragen deshalb kaum Antworten. Nicht mal der Impfstatus kann derzeit in Cloppenburg erfragt werden, und in Leer verweist man auf die Internetseite des Robert-Koch-Instituts.
Existenzielle Probleme haben bei der derzeitigen Kälte Obdachlose. In den Unterkünften gilt entweder 3G oder 2G. Tatsächlich sind viele Obdachlose geimpft, aber wenn, wie bereits angekündigt, 2G+ kommt, werden sie angesichts der fehlenden Testkapazitäten Probleme haben, eine warme Mahlzeit und ein Bett für die Nacht zu bekommen. Luca Hagewiesche berichtet.
Karsten Krogmann, die OZ-Leser kennen ihn seit vielen Jahren, ist einer der besten Lokaljournalisten unseres Landes. Einst Chefreporter bei der Nordwest-Zeitung in Oldenburg ist er inzwischen Kommunikationschef der Opferorganisation „Weißer Ring“ in Mainz. Vor ein paar Wochen kam von ihm ein Buch auf den Markt über den Fall des mordenden Krankenpflegers Niels Högel. 91 Menschen hatte dieser umgebracht, die Aufdeckung dieses Skandals, in dem es viel um Vertuschung und Wegsehen ging, ist Krogmanns wohl größte Leistung. Daniel Noglik sprach mit dem Kollegen über dessen journalistische Motivation und über systemische Defizite der Justiz und den daraus resultierenden Problemen für die Opfer von Straftaten.
Was heute wichtig wird:
- Einige Altenheime im Landkreis Leer hatten einen gemeinsamen Hilferuf formuliert. Sie bräuchten Unterstützung, um die Testpflicht umsetzen zu können. Doch jetzt kam eine negative Antwort: Es gibt derzeit keine Chance auf Hilfe. Vera Vogt hat nachgefragt, warum.
- Nach dem Bericht über den Mann aus Remels, der einen Ara hält und damit auf dem Roller durch die Lande fährt, haben sich Tierschützer aufgeregt. Christine Schneider-Berents hat nachgefragt, was erlaubt ist und was nicht bei der Haltung dieser besonderen Vögel.
- Die Ostfriesische Landschaft will die traditionelle Teekultur in Ostfriesland bekannter machen und vergibt nun deshalb Gütesiegel. Was soll das bringen? Haben auch Teeläden in der Region Interesse daran? Was müssen sie dafür leisten? Luca Hagewiesche hat nachgefragt.
- In der Gemeinde Krummhörn gibt eine es eine Bedarfsanalyse für die Grundschulen. Wo gibt es Sanierungsbedarf? Wo fehlt es an Klassenzimmern oder an Fachräumen? Claus Hock schaut sich das Gutachten genauer an.
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