OZ-Weihnachtsaktion

Die Ausbildung bei der Feuerwehr beginnt schon im Grundschulalter

| | 14.12.2021 19:37 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Manche Mitglieder der Kinderfeuerwehr werden später Feuerwehrleute. Foto: Ortgies
Manche Mitglieder der Kinderfeuerwehr werden später Feuerwehrleute. Foto: Ortgies
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Ohne Kinderfeuerwehren würde die aktive Feuerwehr langsam aussterben, doch es fehlt ihnen an Geld. Ehemalige Mitglieder erzählen, wie sie durch die Kinderfeuerwehr zu echten Feuerwehrleuten geworden sind.

Ostfriesland - Seit jeher sammeln die ostfriesischen Freiwilligen Feuerwehren Geld für gute Zwecke und unterstützen Menschen in Not. Sei es durch Einsätze der Feuerwehrleute oder durch andere Aktionen wie beispielsweise die Aufräumarbeiten in der von der Flut im Sommer heimgesuchten Stadt Ahrweiler. Nun aber brauchen die Feuerwehren selbst Unterstützung. Genauer genommen: die Kinderfeuerwehren. Denn diese finanzieren sich fast ausschließlich aus Spendengeldern.

Bei den Kinderfeuerwehren sollen die Jüngsten schon früh an das Ehrenamt herangeführt werden. Wartet man damit zu lange, entwickeln viele junge Leute im Alter zwischen sechs und zehn Jahren andere Interessen, wenn sie nicht schon eine Verbindung zur Wehr durch ältere Freunde oder Familie haben. Fußball, Klavier oder Tanzen sind wichtiger, dort haben die Kinder viele Freunde. Über kurz oder lang würden Nachwuchskräfte fehlen. Und somit die Freiwillige Feuerwehr irgendwann aussterben. Einige Feuerwehrfrauen und -männer, die selbst schon bei der Kinderfeuerwehr waren, haben von ihrem Werdegang erzählt.

„Von alleine wäre ich da nie drauf gekommen“

So zum Beispiel Lana Buß. Sie ist 16 Jahre alt und nicht nur bei der Jugendfeuerwehr dabei, sondern seit Kurzem auch bei den Aktiven. Bei den Einsätzen riskiert sie, wie die anderen Feuerwehrleute auch, ihr Leben für andere Menschen. Die Feuerwehrfrau erinnert sich gerne zurück an ihre Zeit bei der Kinderfeuerwehr in Mittegroßefehn. „Als Kind hatte ich eine Freundin, die unbedingt zur Feuerwehr wollte. Sie hat mich da quasi mit hin gezerrt. Mittlerweile ist sie allerdings schon bei der Feuerwehr ausgetreten, ich bin geblieben“, erzählt sie. Es sei für sie als Kind einfach unheimlich spannend gewesen, von den Einsätzen zu hören. Aktionen wie Besuche bei den Leitstellen oder Fahrten mit dem Feuerwehrauto seien immer ein besonderer Höhepunkt der Dienste gewesen. „Außerdem haben wir damals schon viele Grundlagen gelernt, die ich auch heute noch brauche. Knoten zum Beispiel. Die nutzen wir, wenn wir uns aus einem brennenden Gebäude abseilen müssen.“

Lana Buß (rechts) und die anderen Kinder übten bei der Kinderfeuerwehr den Umgang mit Sauerstoffflaschen. Foto: privat
Lana Buß (rechts) und die anderen Kinder übten bei der Kinderfeuerwehr den Umgang mit Sauerstoffflaschen. Foto: privat

„Ich glaube nicht, dass ich zur Feuerwehr gefunden hätte, wenn es die Kinderfeuerwehr nicht gegeben hätte“, sagt die 16-Jährige. „Von alleine wäre ich da nie drauf gekommen und die Hemmung wäre zu groß gewesen. Ich hätte ja kaum jemanden gekannt und mit zehn hat man meistens schon andere Interessen.“ Buß ist froh, dass sie diesen Weg gegangen ist. „Den Zusammenhalt und die Kameradschaft möchte ich auf keinen Fall mehr missen.“

Heute engagiert sich die Feuerwehrfrau sogar selbst bei der Kinderfeuerwehr. „Ich bin mittlerweile angehende Betreuerin und möchte den Kindern gerne genau so eine schöne Zeit bereiten, wie ich sie damals hatte.“

Durch Freunde zur Feuerwehr gekommen

Auch Sönke Onken ist mit erst 17 Jahren schon ein waschechter Feuerwehrmann. „Als Kind hatte ich in der Nachbarschaft ältere Kinder, die bei der Jugendfeuerwehr waren. Da wollte ich später unbedingt dazugehören. Als es dann eine Feuerwehr für Kinder gab, habe ich mich ziemlich schnell entschlossen, mich anzumelden“, erklärt er seinen Eintritt in die Kinderfeuerwehr Mittegroßefehn.

Sönke Onken (links) und Lana Buß (rechts) sind heute gemeinsam mit ihrer damaligen Kinderfeuerwehrwartin Annika Frieden in der aktiven Feuerwehr. Foto: privat
Sönke Onken (links) und Lana Buß (rechts) sind heute gemeinsam mit ihrer damaligen Kinderfeuerwehrwartin Annika Frieden in der aktiven Feuerwehr. Foto: privat

„Dadurch, dass ich von meinen Freunden wusste, wie viel Spaß es dort macht, wäre ich durch sie wahrscheinlich auch ohne Kinderfeuerwehr bei den Aktiven gelandet“, erzählt er. Ohne diese Verbindung durch seine Freunde wäre er allerdings wohl nicht darauf aufmerksam geworden. „Ich bin sehr froh, dass ich schon als Kind zur Feuerwehr gehen konnte“, so der 17-Jährige. Vor allem die Sportfeste seien ihm auch noch bis heute in Erinnerung geblieben. „Wir haben sogar mal Sauerstoffflaschen aus Plastik gebastelt. Das war als Kind schon ziemlich cool“, erinnert er sich zurück.

Sönke Onken (rechts) erinnert sich gerne an die Zeit in der Kinderfeuerwehr zurück. Foto: privat
Sönke Onken (rechts) erinnert sich gerne an die Zeit in der Kinderfeuerwehr zurück. Foto: privat

Andere Interessen wären wichtiger gewesen

Etwas anders sieht es bei Christian Pollmann. Der 16-jährige Feuerwehrmann ist schon seit Gründung der Kinderfeuerwehr Warsingsfehn 2011 dabei und kann sich mittlerweile ein Leben ohne Feuerwehr schon gar nicht mehr vorstellen. „Damals war die Mutter eines Freundes dort Betreuerin. Sie hat mich dann gefragt, ob ich Lust hätte mitzumachen und ich hab mich dafür entschieden“, erzählt Pollmann. „Als Kind war es natürlich immer besonders toll, wenn man mit Wasser gespielt hat oder mit dem Feuerwehrauto rumgefahren ist“, sagt er.

„Die Frage, ob ich heute – auch ohne Kinderfeuerwehr – ein Feuerwehrmann wäre, habe ich mir selbst schon oft gestellt“,überlegt der Feuerwehrmann. „Ich glaube: Nein, wahrscheinlich nicht.“ Andere Interessen wären seiner Meinung nach im Alter zwischen sechs und zehn in den Vordergrund gerückt: „Fußball zum Beispiel. Das nimmt dann ja auch immer mehr Zeit in Anspruch und ich hätte mich dann darauf konzentriert“, glaubt Pollmann. „Und als Kind findet man die Feuerwehr mit dem großen roten Auto und der Sirene richtig aufregend. Wäre ich älter gewesen, hätte mich das wohl nicht mehr so begeistert.“

Einfluss der Familie

Timo Schiller war 2011 eines der Gründungsmitglieder der Kinderfeuerwehr in Warsingsfehn. Seit rund einem halben Jahr unterstützt er dort die aktive Feuerwehr. „Wir haben damals in der Kinderfeuerwehr eigentlich schon so gut wie alle Grundlagen gelernt. Wie man mit Feuer umgeht und beispielsweise eine Kerze vernünftig anmacht oder wie man den Notruf absetzt“, erzählt der 17-Jährige. „Sogar wie man etwas löscht, haben wir schon gezeigt bekommen.“ Zur Feuerwehr ist er letztendlich durch die Familie gekommen. „Mein Onkel war damals auch schon in der Feuerwehr. Es war für mich als Kind immer spannend, was er über die Feuerwehr erzählt hat. Oft hat er mich zur Wache mitgenommen und mir vieles gezeigt.“

Timo Schiller ist seit rund zehn Jahren bei der Feuerwehr. Foto: privat
Timo Schiller ist seit rund zehn Jahren bei der Feuerwehr. Foto: privat

Als Schiller irgendwann selbst zur Kinderfeuerwehr durfte, war das für ihn jedes mal der Höhepunkt der Woche. „Da hab ich mich immer drauf gefreut. Außerdem habe ich viel gelernt, was ich immer noch – selbst heute in der aktiven Feuerwehr – brauche“, sagt er. Für den Jugendlichen sei die Kinderfeuerwehr trotz der Verbindung durch seine Familie ein wichtiger erster Schritt zur Feuerwehr gewesen. „Ich denke aber, ich wäre auch so bei der aktiven Feuerwehr gelandet“, sagt er. „Durch meinen Onkel kannte ich das alles ja schon. Ich hätte dann vermutlich bis zur Jugendfeuerwehr gewartet“, glaubt Schiller.

Timo Schiller (oben links) fand die Wehr schon als Kind spannend. Foto: Privat
Timo Schiller (oben links) fand die Wehr schon als Kind spannend. Foto: Privat

So spenden Sie

Jeder Euro hilft den Kinderfeuerwehren in Ostfriesland. Wer spenden möchte, kann dies per Überweisung unter dem Stichwort „Kinder-Feuerwehren in Ostfriesland“ tun. Die Bankverbindung lautet: Ein Herz für Ostfriesland gGmbH, IBAN DE98 2859 0075 0011 1112 02, Ostfriesische Volksbank eG

Es kann außerdem via Paypal gespendet werden. Alle Informationen gibt es auch auf der Website von „Ein Herz für Ostfriesland“.

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