Barcelona (dpa)
Frust bei Handball-Frauen nach Aus gegen Spanien
Die deutschen Handballerinnen klopfen bei der WM in Spanien einmal mehr an die Tür zur Weltspitze - doch die bleibt erneut zu. Die Enttäuschung darüber ist groß.
Gezeichnet von einer kurzen Nacht zog Henk Groener eine ernüchternde WM-Bilanz. Das Treuebekenntnis der Verbandsspitze war für den Bundestrainer der deutschen Handball-Frauen nach dem enttäuschenden Aus im Viertelfinale dabei nur ein schwacher Trost.
„Wir haben im Turnier gezeigt, dass wir gewachsen sind, am Ende aber leider auch gemerkt, dass wir noch nicht so gewachsen sind, um die entscheidenden Spiele erfolgreich gestalten zu können“, sagte Groener vor dem Rückflug der deutschen Mannschaft von Barcelona nach Mannheim. Ohne die erhoffte Medaille kehrte der 61 Jahre alte Niederländer mit seinen Schützlingen in die Heimat zurück - wieder einmal.
Groener soll Bundestrainer bleiben
Trotz der Enttäuschung über das 21:26 im K.o.-Spiel gegen Gastgeber Spanien will der Deutsche Handballbund an der Zusammenarbeit mit Groener festhalten. „Ich stehe zu meiner Aussage, dass er der richtige Trainer ist“, betonte DHB-Präsident Andreas Michelmann vor der Abreise. Auch Sportvorstand Axel Kromer möchte den Ende April 2022 auslaufenden Vertrag mit Groener gerne verlängern. „Warum sollte ich das nicht wollen? Wenn sich etwas auf dem richtigen Weg befindet, ist Konstanz im Trainerteam wertvoll. Ich habe ein gutes Gefühl“, sagte Kromer. Über einen neuen Vertrag entscheidet das DHB-Präsidium bei seiner nächsten Sitzung im Februar kommenden Jahres.
Dass die DHB-Auswahl weiter auf die erste Medaille seit WM-Bronze 2007 wartet, liegt nach Ansicht von Michelmann nicht am Bundestrainer. „Ich bin sehr angenehm berührt davon, wie die Mannschaft und der Trainer mit seinem gesamten Staff miteinander umgehen. Das passt alles“, schilderte der 62 Jahre alte DHB-Boss seine in den WM-Tagen gewonnenen Eindrücke.
„Ohne Geld wird das alles nicht gehen“
Die Trainerfrage sei ohnehin nicht das Problem im deutschen Frauen-Handball. „Wir müssen kurzfristig an der Qualität der Spielerinnen arbeiten und langfristig Strukturen schaffen, die andere Länder schon längst haben. Das ist doch unser Problem. Es wird Zeit, dass die Liga langsam aus der Brühe kommt. Und für die Landesverbände gilt das Gleiche. Ohne Geld wird das alles nicht gehen“, sagte Michelmann. Das Ziel ist klar formuliert: Spätestens bei der Heim-WM 2025 soll die DHB-Auswahl so konkurrenzfähig sein, dass sie den letzten Schritt in die Weltspitze gehen kann.
Deshalb wird Sportvorstand Kromer gemeinsam mit Groener, der sich zu seiner Zukunft beim DHB zunächst nicht äußern wollte, die WM-Endrunde tiefgreifend analysieren. Für den wahrscheinlichen Fall, dass Groener im Amt bleibt, hat der Bundestrainer bereits eine To-Do-Liste im Kopf. „Wir sinken im Niveau noch zu tief, wenn es mal nicht so läuft. Ob die Gründe dafür im technischen, taktischen oder mentalen Bereich liegen, werden wir aufarbeiten. Es ist auch klar, dass unser Positionsangriff besser werden muss“, benannte Groener einige Punkte. Das Zauberwort lautet Konstanz, denn die WM habe gezeigt, dass „das absolute Leistungsniveau in Ordnung ist.“
Gerade deshalb saß der Frust bei den Spielerinnen tief. „Wir wissen, dass wir es eigentlich besser können. Es ist schade, dass wir es in einem Spiel, wo es ums Halbfinale geht, nicht hinbekommen“, sagte Kreisläuferin Meike Schmelzer. Für Rückraumspielerin Alina Grijseels stand fest: „Mit 100 Prozent hätten wir das Spiel gewonnen. Wir haben leider nicht unsere beste Leistung gezeigt.“ Daran gilt es nun weiter zu arbeiten. Die nächste Chance bietet sich bei der EM 2022.
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