Palma (dpa)

Hoffnung für Weihnachten: Vulkan auf La Palma beruhigt sich

Jan-Uwe Ronneburger, dpa
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Von Jan-Uwe Ronneburger, dpa
| 16.12.2021 11:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Der Vulkan auf La Palma verstummt langsam. Wissenschaftler sagen, dass es der Anfang vom Ende sein könnte. Foto: Saul Santos/AP/dpa
Der Vulkan auf La Palma verstummt langsam. Wissenschaftler sagen, dass es der Anfang vom Ende sein könnte. Foto: Saul Santos/AP/dpa
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Rechtzeitig zu Weihnachten geht dem Vulkan auf La Palma die Puste aus. Ob das von Dauer ist, wagen die Fachleute noch nicht zu sagen. Aber die Menschen hoffen schon auf eine Stille und Heilige Nacht.

„Der Vulkan schweigt tatsächlich, aber ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich so bleibt“, sagte die Inhaberin eines kleinen Ladens auf der Atlantikinsel La Palma dem staatlichen spanischen TV-Sender RTVE.

Über dem Vulkan in der Cumbre Vieja steht an diesem Donnerstag kurz vor Weihnachten nur noch eine kleine Rauchwolke. Erstmals seit Langem ist wieder Vogelgezwitscher zu hören. Mehr als drei Monate hatte der Vulkan donnernd und fauchend Rauch, Asche und mehr 1000 Grad heiße Lava ausgespuckt, der längste Ausbruch in der Geschichte der Insel.

Gibt der Vulkan endlich Ruhe?

Nun keimt Hoffnung auf ein Ende des Alptraums und ein vielleicht doch noch ruhiges Weihnachtsfest. Aber noch wagt niemand das laut auszusprechen, so als ob der „verdammte Vulkan“ dann sofort zu neuem Leben erwachen könnte. „Dem Vulkan ist nicht zu trauen“, zitierte der Sender Bewohner der Insel.

Seit Montagabend hat sich der noch namenlose Feuerberg im Süden der Insel beruhigt. Zuvor hatte er noch einmal in einem letzten großen Aufbäumen seine ganze Kraft gezeigt, große Mengen Lava und Rauch Hunderte Meter in die Höhe geschleudert. Seither berichten Experten von einer weitgehenden Beruhigung. Es gebe nur noch sehr wenige schwache Erdbeben in mehreren Kilometern Tiefe, aus dem Vulkankegel selbst seien gar keine Erschütterungen mehr feststellbar und auch die Menge des ausgestoßenen Schwefeldioxids sei sehr stark zurückgegangen. Von einer wirklichen Stabilisierung könne aber erst gesprochen werden, wenn dieser Zustand sieben bis zehn Tage anhalte.

Rat zur Vorsicht

Claudia Rodríguez vom Vulkaninstitut der Kanaren, Involcan, mahnte zur Geduld. „Meiner Meinung nach müssen wir sehr vorsichtig sein und dürfen keine falschen Hoffnungen wecken. Ich denke, dass wir jetzt zehn Tage warten müssen, ob die Werte gleich bleiben, und dann werden wir ein Ende des Ausbruchs bestätigen können“, sagte sie im Fernsehen.

Selbst wenn es so kommen sollte, ist die Bilanz schon jetzt verheerend für die 85.000 Einwohner der Atlantikinsel vor der Westküste Afrikas. Die Familie Leal aus dem untergegangenen Ort Todoque etwa, die alles, Bananenplantagen und ihre Häuser, verloren hat. Dort, wo bisher ihr Zuhause war, hat der Vulkan eine Mondlandschaft geschaffen, die noch immer rund 400 Grad heiß ist. Sie warten nun auf staatliche Hilfe, um „wieder bei Null anfangen zu können“, wie Jésica Leal der Zeitung „La Vanguardia“ sagte. Die Inselregierung schätzt die Schäden auf etwa 900 Millionen Euro.

Rund 7000 Menschen mussten wegen der heranrückenden Lava ihre Häuser räumen und sind bei Angehörigen, in Hotels, Pensionen oder in vom Staat angemieteten Wohnungen untergekommen. Ihre Häuser wurden entweder von der Lava zermalmt und verbrannt, oder sie befinden sich in der Sperrzone unterhalb des Vulkans. Aber trotz aller Probleme gibt es schon Pläne für eine nachhaltige Zukunft. Pläne, in denen der Vulkan eine wichtige Rolle spielt.

Pläne für den Neuanfang

Sollten die Hoffnungen der Menschen erfüllt werden, dann wäre bei allem Verlust zumindest eine friedliche Weihnacht möglich. Es gibt auch schon Pläne für einen Neuanfang, wenn der Vulkan erst einmal Ruhe gegeben hat. Wenn es nach der Vereinigung der Vulkan-Geschädigten geht, soll südlich von der Ortschaft La Mancha eine neue ökologische und nachhaltige Stadt „Cumbre Nueva“ entstehen, berichtete die Zeitung „El Diario“. Die Fertigteile der Häuser sollten aus Vulkanasche hergestellt werden, sagte der Architekt Sergio González-Jaraba. Und Geologen seien sich sicher, dass der gesamte Energiebedarf der Insel künftig durch Erdwärme gedeckt werden könne, die hier offensichtlich leicht zugänglich sei.

Und dann ist da noch die berühmte spanische Weihnachtslotterie. Dabei vertrauen die Menschen ausgerechnet auf diese Nummer: 19921. Sie steht für das Datum des Vulkanausbruchs am 19. September 2021. Lose mit dieser Nummer, von denen es wegen Stückelung und paralleler Serien insgesamt 1720 gibt, seien in ganz Spanien binnen Stunden ausverkauft gewesen. Fast alle, so berichtet es die Zeitung „El Mundo“ unter Berufung auf Losverkäufer, seien von Palmeros gekauft worden.

© dpa-infocom, dpa:211216-99-404657/5

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