Köln (dpa)
Kölner Torschütze Modeste weint in Baumgarts Armen
Mit dem letzten Bundesliga-Tor im Jahr 2021 stellte Anthony Modeste einen Bundesliga-Rekord auf. Nach dem abschließenden Sieg gegen Stuttgart war er aber auch tief bewegt.
Unter der Woche hat Anthony Modeste seine eigene Kaffee-Marke vorgestellt. Diese sei, so die Werbebotschaft, „kräftig wie Tonys Kopfbälle und sanft wie sein Gemüt“.
Wenige Tage später zeigte der französische Stürmer des 1. FC Köln allen, warum. Nachdem er mit einem unglaublichen Kopfball - die Torwahrscheinlichkeit lag laut „bundesliga.de“ bei vier Prozent - den späten 1:0-Sieg gegen den VfB Stuttgart gesichert hatte (89.), brach es aus ihm heraus.
Modeste flüsterte seinem Trainer Steffen Baumgart etwas ins Ohr, dann stützte er den Kopf auf dessen Schultern und weinte hemmungslos. Rund eine halbe Minute lagen sich der Torjäger und der Trainer auf dem Spielfeld in den Armen, die Weihnachtslichter in der verdunkelten Arena und die Party-Stimmung schienen sie in diesem Moment gar nicht wahrzunehmen. „Für mich persönlich war es sehr emotional“, sagte Modeste: „Am 19. Dezember vor drei Jahren habe ich meinen Papa verloren. Und in dieser Situation war mein Papa für mich da.“
Echte Männer-Freundschaft
Die Umarmung mit Baumgart war die Szene einer echten Männer-Freundschaft im harten Fußball-Business. Aber auch Bildnis eines sensibelen Fußballers, der von einem vordergründig raubeinigen Coach im Alter von 33 Jahren zu einem nicht mehr für möglich gehaltenen Höhenflug geführt wurde. „Mit dem Fuß hat es heute irgendwie nicht funktioniert“, sagte er kurz nach dem Spiel, nun schon wieder gelöst: „Also habe ich gedacht: Ich mach es wieder mit dem Kopf.“ Acht Kopfballtreffer hat er in dieser Hinrunde erzielt - ein Bundesliga-Rekord seit Beginn der Datenerhebung 2004.
Es war auch das letzte Bundesliga-Tor im Kalenderjahr 2021. Und es sorgte dafür, dass Modeste mit 55 Bundesliga-Toren für den FC gleichzog mit Vereins-Ikone Lukas Podolski. „Er steht im Moment richtig“, sagte der Trainer bei der ARD.
„Von nix kommt nix“, erklärte der umjubelte Stürmer lachend. Flanken mit Kingsley Schindler, der auch schon seinen 3:2-Siegtreffer am Dienstag, ebenfalls in der 89. Minute, vorbereitet hatte, übe er ständig im Training. „Deshalb bin ich nicht überrascht, dass das im Spiel funktioniert.“
Lob an den Trainer
Dass der im Vorjahr erst in der Relegation gerettete FC nach der ersten Hinrunde unter Baumgart auf Rang acht überwintert - nur drei Zähler hinter einem Champions-League-Platz, aber acht Zähler vor den auf Rang 16 überwinternden Stuttgartern - ist auch für Modeste „einfach verrückt. Wir haben fast den gleichen Kader wie in den letzten zwei Jahren, aber wir haben mit einem geilen Trainer alles geändert.“
Vor allem auch dank Modeste, der mit elf Treffern hinter Robert Lewandowski (FC Bayern/19), Patrik Schick (Leverkusen/16) und Erling Haaland (13) auf Rang vier der Torschützenliste liegt. „Jetzt können wir Weihnachten genießen“, sagte Modeste, wischte sich noch einmal über die feuchten Augen und ging dann doch strahlend in die Kabine.
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