Was Sie heute wissen müssen

Silvesterstille | Omikron-Wand | Ehrenamtliche Helfer

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 22.12.2021 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Was ist die Steigerung von Weihnachtsruhe? Vielleicht Silvesterstille? Die von der Landesregierung vor Wochenfrist verkündete Weihnachtsstille wird nach der Einigung auf der gestrigen Bund-Länder-Konferenz nochmals verschärft. Silvesterpartys gibt es nur noch daheim in der Kleinfamilie. Private Zusammenkünfte werden nach Weihnachten nur noch mit maximal zehn geimpften oder genesenen Personen erlaubt sein, wobei Kinder und Jugendliche bis 14 Jahren nicht mitzählen. Bei den Ungeimpften dürfen sich die Mitglieder eines Haushaltes weiterhin mit maximal zwei weiteren Personen treffen. Genaueres hat Landtagskorrespondent Lars Laue gestern Abend zusammengetragen.

Rena Lehmann, Korrespondentin in Berlin, ist sich allerdings nicht sicher, ob die jetzt vereinbarten Maßnahmen ausreichen werden. Sie mahnt in ihrem Kommentar „Chance nicht verpassen“: „Die Politik steckt im Dilemma. Die zurückgehenden Infektionszahlen zeigen, dass 2G-Regeln und Impfkampagne Wirkung zeigen im Kampf gegen die Delta-Variante. Doch die sich erfreulich entwickelnden Zahlen erschweren gleichzeitig die Vorbereitungen auf die nächste Gefahr.“

Dass die Weil’sche Weihnachtsruhe heute, wenn über die Klage eines Auricher Gastronomen entschieden wird, vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg wieder einkassiert wird, ist eher unwahrscheinlich. Gestern nämlich lehnten die Richter einen ähnlichen Antrag eines Anwalts aus Hannover ab. Dass die Regierung die Warnstufe 3 in dieser Zeit nicht an Hospitalisierungs- und Inzidenzwerte koppele, erwecke „vordergründig durchaus den Eindruck, die Feststellung (…) sei willkürlich und ohne Anknüpfung an das tatsächliche Infektionsgeschehen erfolgt“, so das Gericht. Bei genauerer Betrachtung erweise sich die Feststellung aber als Instrument, um bestimmte Maßnahmen „anzuschalten“. Daniel Noglik fasst den Sachverhalt zusammen.

Ein Faktor dürfte dabei sein, dass Experten die Gefahr, die durch die von Omikron verursachte fünfte Welle als gravierend ansehen. Der Modellierer Thorsten Lehr rechnet mit einem schnellen Anstieg der Fallzahlen - und mit fünf bis sechs Millionen Menschen, die gleichzeitig krank sind. Er sieht eine „Wand“ auf Deutschland zukommen. Auch wenn Omikron milder verlaufe, würden damit viele Menschen gleichzeitig krank. Das würde zu Problemen in der Versorgung im Gesundheitssektor und im öffentlichen Leben führen.

Und was machen die Impfgegner und Kritiker der Corona-Maßnahmen? Am Montag demonstrierten sie noch in Leer, falsch, es wurde ein Spaziergang angemeldet. Am Waageplatz wurde die Demo aber jäh von der Polizei unterbrochen. Jener Polizei, die zuvor noch gesagt hatte: „Wir wissen nichts. Wir haben keine Erkenntnisse.“ So richtig geschockt waren die Protestierer nicht. Nächsten Montag soll es weitergehen. Katja Mielcarek schildert einen ungewöhnlichen Abend in der Altstadt von Leer, wo erst die einen demonstrierten und dann die anderen.

Während die Polizei handelt, aber nichts weiß, weiß Verfassungsschutzpräsident Bernhard Witthaut eine ganze Menge über die Skeptiker-Szene. Er warnt vor einer zunehmenden Radikalisierung der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen. „Die Bewegung wandert nach rechts und präferiert zunehmend rechte Parteien und Einstellungen“, sagt er, trotzdem ist die Polizeidirektion Osnabrück aber nicht besorgt über Ostfriesland: „Das regionale Protestgeschehen ist und bleibt nach unserer Einschätzung bürgerlich geprägt“, heißt es von dort, wie Martin Alberts berichtet.

Als letztes Mittel für jene, die sich nicht an die Coronaregeln halten, verhängen Verwaltungen Bußgelder. Insgesamt 2532 Anzeigen gab es bisher im Landkreis Aurich, berichtet Nicole Böning. Knapp 1900 Mal wurde ein Bußgeld verhängt. Die meisten haben bezahlt, fällig wurden bis zu 600 Euro.

Der Abbruch der Drittliga-Partie zwischen Duisburg und Osnabrück am Wochenende hat bundesweit große Diskussionen ausgelöst, auch in Ostfriesland. Niklas Homes und Sören Siemens haben gestern vier dunkelhäutige Fußballer nach ihren Erfahrungen gefragt. „In meiner Jugendzeit gab es zwei, drei Vorfälle, wo Gegenspieler auf die Hautfarbe bezogene Schimpfwörter zu mir gesagt haben, um zu provozieren“, berichtete Yanic Konda vom BSV Kickers Emden. Aber: „In puncto Rassismus hat in Deutschland schon eine Entwicklung stattgefunden. Immer seltener wird man auf die Hautfarbe reduziert und immer öfter wird der Charakter in einem gesehen.“

Es gibt in dieser harten Zeit auch noch frohe Botschaften. So baten zwölf Alten- und Pflegeheime im Landkreis Leer die Bundeswehr um personelle Unterstützung. Sie haben sie nicht bekommen - dafür aber gab es jetzt unerwartete Unterstützung von ehrenamtlicher Seite. „Wir freuen uns sehr, dass sich auf die Berichte hin eine freiwillige Helferin bei uns meldete“, erklärt Antino König. Er ist Geschäftsführer des Altenwohn- und Pflegezentrums Eben-Eser Moormerland, einem der zwölf Heime, die den Brief an das Sozialministerium schrieben. Vera Vogt berichtet - und freut sich.

Was heute wichtig wird:

  • In den Niederlanden ist alles dicht: Kommen die Nachbarn jetzt zu uns? Sorgt das die Behörden und Einzelhändler? Und darf ich eigentlich rüberfahren, um Kaffee zu kaufen? Nikola Nording fragt nach.
  • Die Stadt Weener sträubt sich vehement gegen die Durchführung von Hybrid-Sitzungen ihrer politischen Gremien. In Jemgum und Hesel sind die Erfahrungen hingegen gut und die Bedenken gering. Tatjana Gettkowski berichtet.
  • Jeden Winter macht sich das Wasser- und Schifffahrtsamt Ems-Nordsee die Mühe, alle Positionstonnen zu tauschen. Warum ist das notwendig? Nicole Böning hat es für die OZ-Serie „Watt ´n Meer“ herausgefunden.
  • Wohnraumnot und Beerdigungen hängen auf der Insel Langeoog eng miteinander zusammen. Weil die Gemeinde nicht mehr genug Bauhofmitarbeiter hat, die auf der Insel leben, werden sie künftig nicht mehr beim Grabaushub helfen. Imke Oltmanns berichtet.
  • Ob „Stille Nacht“, „Last Christmas“ oder „All I Want for Christmas is You“: Mancher kann das Weihnachtsgedudel schon am 2. Dezember nicht mehr hören. Doch das Repertoire für Grummelköpfe und Weihnachtsgrinche ist größer als gedacht. Claus Hock stellt einige vor.

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