Washington (dpa)

Biden: Gerüstet für Omikron - Impfen „patriotische Pflicht“

| 22.12.2021 04:27 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Joe Biden spricht im State Dining Room des Weißen Hauses über die Bekämpfung des Coronavirus und Corona-Impfungen. Foto: Patrick Semansky/AP/dpa
Joe Biden spricht im State Dining Room des Weißen Hauses über die Bekämpfung des Coronavirus und Corona-Impfungen. Foto: Patrick Semansky/AP/dpa
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Den USA steht ein harter Corona-Winter bevor. Doch Präsident Biden will den Menschen Hoffnung machen - zumindest jenen, die sich haben impfen lassen.

Präsident Joe Biden hat die Menschen in den USA angesichts einer heftigen Omikron-Welle beschwichtigt und sieht sein Land gerüstet. „Wir sind bereit. Wir werden das durchstehen“, sagte Biden in einer Ansprache am Dienstagnachmittag in Washington.

Er kündigte an, Krankenhäuser mit weiterem Militärpersonal unterstützen zu wollen, mehr Impfmöglichkeiten zu schaffen und die Testkapazitäten zu erweitern. Wer geimpft sei, so der US-Präsident, könne die anstehenden Feiertage mit gutem Gefühl wie geplant verbringen. Anders sehe das bei den Ungeimpften aus. Sich impfen zu lassen, sei eine „patriotische Pflicht“, so Biden.

Rüstung der Krankenhäuser

Biden setzt im Kampf gegen das Virus vor allem auf die Rüstung der Krankenhäuser. Es sollen rund 1000 Militärangehörige mobilisiert werden, um in überlasteten Kliniken auszuhelfen - unter ihnen Ärztinnen und Ärzte, Pflegepersonal, Sanitäter und anderes medizinisches Militärpersonal. Biden kündigte außerdem an, dass ab Januar eine halbe Milliarde kostenlose Corona-Selbsttests an die Menschen im Land geschickt werden sollen - sie können etwa online angefordert werden. Ein Herunterfahren des öffentlichen Lebens steht für die US-Regierung aktuell nicht zur Debatte.

Nach Schätzungen der Gesundheitsbehörde CDC vom Montag machte die Omikron-Variante rund drei Viertel aller Neuinfektionen in der vergangenen Woche in den USA aus und ist damit dominant. In manchen Regionen wie etwa in und um New York oder im Nordwesten liegt der Wert bei mehr als 90 Prozent. In den vergangenen Wochen war die Zahl der Corona-Fälle wieder stark angestiegen. Mancherorts gab es zuletzt lange Schlangen an Testzentren.

Biden betonte, es handle sich aktuell um einen „kritischen Moment“ in der Pandemie - man sei aber in einer anderen Situation als noch Anfang 2020. Er flehte die Menschen gerade zu an, sich impfen zu lassen. Dabei kam er sogar auf seinen Vorgänger Donald Trump zu sprechen, was höchst ungewöhnlich ist. Dieser hatte am Wochenende erklärt, dass er eine Auffrischungsimpfung bekommen habe - und wurde dafür von einigen Anhängern ausgebuht. Der Booster sei „vielleicht einer der wenigen Dinge, bei denen er und ich einer Meinung sind“, sagte Biden.

Scharfe Kritik an Ungeimpften

Biden ging die Erwachsenen, die sich gegen eine Impfung entschieden haben, hart an. „Ihre Entscheidung betrifft nicht nur Sie selbst, sondern auch andere Menschen. Sie setzen andere Menschen einem Risiko aus. Ihre Angehörigen, Ihre Freunde, Nachbarn, Fremde, denen Sie begegnen“, sagte er. „Ihre Entscheidung kann den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.“ Ungeimpfte seien für die Überlastung der Krankenhäuser verantwortlich. Mit Omikron werde man zwar auch vermehrt Infektionen bei Geimpften sehen - allerdings seien die Krankheitsverläufe dann in der Regel mild.

Biden prangerte auch „gefährliche Fehlinformationen im Kabelfernsehen und in den sozialen Medien“ zur Corona-Impfung an. „Diese Unternehmen und Persönlichkeiten verdienen Geld, indem sie mit Lügen hausieren gehen und Fehlinformationen zulassen, die ihre eigenen Kunden und ihre eigenen Anhänger umbringen können“, sagte Biden. Der US-Präsident hatte bereits im Sommer Unternehmen wie Facebook für die Verbreitung von Falschinformationen übers Impfen scharf angegriffen. Die Impfkampagne war in den USA gut angelaufen - dann aber ins Stocken geraten. Bislang sind 61,5 Prozent der rund 330 Millionen Menschen im Land zweifach geimpft. Knapp 30 Prozent von ihnen haben auch eine Auffrischungsimpfung erhalten.

Biden machte auch Hoffnung, dass die von der US-Regierung wegen Omikron verhängten Einreisebeschränkungen gegen Länder im südlichen Afrika bald wieder abgeschafft werden. Dies sei eine Möglichkeit, über die er „in den kommenden Tagen“ mit seinen Experten beraten werde, so Biden. Die Beschränkungen seien ursprünglich eingeführt worden, um Zeit zu gewinnen, bevor sich Omikron in den USA ausbreiten würde. Das sei aber längst geschehen, weswegen ihn die Experten bereits nach den Einschränkungen gefragt hätten, sagte Biden. „Ich habe dazu bald eine Antwort“, sagte Biden.

© dpa-infocom, dpa:211222-99-471926/4

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