OZ-Weihnachtsaktion

Kinderfeuerwehren in Ostfriesland: Zu Beginn gab es Gegenwehr

| | 23.12.2021 19:12 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
Mittlerweile gibt es in Ostfriesland über 50 Kinderfeuerwehren. Doch das war nicht immer so. Foto: Ortgies
Mittlerweile gibt es in Ostfriesland über 50 Kinderfeuerwehren. Doch das war nicht immer so. Foto: Ortgies
Artikel teilen:

Mittlerweile sind Kinderfeuerwehren um Nachwuchs zu garantieren nicht mehr wegzudenken. Als jedoch die erste Kinderfeuerwehr vor 20 Jahren in Hinte starten wollte, gab es noch einen großen Widerstand.

Hinte - Heutzutage sind die ostfriesischen Kinderfeuerwehren ein wichtiger Baustein, um zu garantieren, dass es auch zukünftig noch genügend Feuerwehrleute gibt. Vor 20 Jahren sah das noch ein wenig anders aus: Die erste Kinderfeuerwehr in der Region wurde im Jahr 2002 gegründet.

„Ein Kamerad hat sich damals die Idee von der Feuerwehr in Hannover abgeschaut“, erzählt Marco Baumann. Der 45-Jährige ist mittlerweile seit 2012 Hinteraner Kinderfeuerwehrwart. „Der Plan war damals, die Kinder schon so früh wie möglich an die Feuerwehr zu binden. Natürlich nicht feuerwehrtechnisch, sondern spielerisch und mit viel Spaß verbunden. Und das ist auch heute noch so“, sagt er.

Die Kinderfeuerwehr in Hinte gibt es seit fast 20 Jahren. Foto: privat
Die Kinderfeuerwehr in Hinte gibt es seit fast 20 Jahren. Foto: privat

Steine im Weg

Es habe allerdings einige Hürden gegeben, die damals erst noch gemeistert werden mussten. „Die ganze Satzung musste erstmal geändert werden. Von der Gemeinde war es ja gar nicht vorgesehen, dass Kinder im Alter zwischen sechs und zehn schon in der Feuerwehr sind. Allein schon, damit die Kleinen auch versichert sind, musste viel passieren“, so Baumann. Als Vorreiter musste die Kinderfeuerwehr in Hinte für alle, die danach kamen, den Weg ebnen. Die Skepsis von manchen Seiten sei laut Baumann sehr groß gewesen: „Damals gab es einen riesen Widerstand von der oberen Feuerwehrführung. Zu dem Zeitpunkt wollte keiner eine Kinderfeuerwehr haben.“ Für den damaligen Bezirksbrandmeister sei es laut Baumann viel zu früh gewesen, die Kinder an die Feuerwehr heranzuführen. Die Skepsis rührte vor allem daher, dass man Zweifel daran hatte, geschultes Personal für diese Aufgabe zu finden.

„Außerdem gab es damals noch ein anderes Strukturdenken. Von oben gab es Bedenken, ob sich die angehenden Feuerwehrleute, nachdem sie sich in Kinder- und Jugendfeuerwehr schon hochgearbeitet haben, in der aktiven Wehr noch unterordnen würden“, sagt der Kinderfeuerwehrwart. „So denkt natürlich heute keiner mehr und es ist alles auf Augenhöhe. Aber damals wurden uns viele Steine in den Weg gelegt“, berichtet er. Trotz dieser Gegenwehr hätten einige Kameraden fest an das Konzept der Kinderfeuerwehr geglaubt. „Man hat in anderen Regionen Deutschlands gesehen, dass es funktioniert. Offiziell wurde die Kinderfeuerwehr Hinte dann im Januar 2002 endlich gegründet“, so Baumann. Lange habe es danach nicht gedauert, bis auch die Führungsriege der Feuerwehr die Vorteile erkannte. „Und nach und nach haben sich immer mehr Kinderfeuerwehren gegründet“, freut sich der Betreuer über den Erfolg.

Ein ganzer Erfolg

Die Vorteile der Kinderfeuerwehr liegen für den 45-Jährigen auf der Hand: „Das fängt ja schon mit der Brandschutzerziehung an. Wenn sie lernen, was passieren kann, wenn sie beispielsweise mit einem Feuerzeug rumspielen passieren deutlich weniger Unfälle.“ Aber nicht nur deshalb habe sich die Gründung ausgezahlt. „Bevor es die Kinderfeuerwehr gab, hat man schon langsam gemerkt, dass es immer schwieriger wird, Nachwuchs zu bekommen. Zu Anfang gab es für die Kinder nicht so viele Alternativen für die Freizeitgestaltung: entweder Schützenverein oder Feuerwehr“, so der Kinderfeuerwehrwart.

Marco Baumann ist seit 2012 Kinderfeuerwehrwart in Hinte. Foto: privat
Marco Baumann ist seit 2012 Kinderfeuerwehrwart in Hinte. Foto: privat

Mittlerweile sehe das ganz anders aus: „Es gibt die unterschiedlichsten Vereine und das hat man damals schon erkannt. Damit wir gar nicht erst in Bedrängnis kommen, haben wir schnell gehandelt“, erklärt Baumann. „Und mittlerweile habe ich einige Feuerwehrleute neben mir im Löschfahrzeug sitzen, die ich damals schon in der Kinderfeuerwehr betreut habe“, freut er sich. Das sei einer der Gründe, warum der Betreuer die Arbeit so toll finde und gerne mache. „Es ist immer wieder ein großartiges Erlebnis, wenn man mit den Leuten in den Einsatz fährt und sich dann gemeinsam an die Zeit in der Kinderfeuerwehr zurückerinnern kann.“

Die Sorgen des Betreuers

Obwohl es die Kinderfeuerwehr in Hinte in Ostfriesland am längsten gibt, gibt es immer wieder Geldsorgen. „Wir sammeln jährlich von jedem Kind zwölf Euro ein und bekommen ein bisschen Geld von der Brandkasse, das war‘s. Ohne wohlwollende Geldgeber und hier und da ein paar Spenden, würden wir nicht weit kommen“, erklärt Baumann. „Gerade durch solche Veranstaltung wie den ‚Tag der offenen Tür‘ nehmen wir normalerweise Geld ein, das wir für die Kinderfeuerwehr gut gebrauchen könnten. Solche Aktionen konnten aber wegen der Corona-Pandemie schon länger nicht stattfinden. Das merken wir schon sehr“, sagt er. „Die Kinder bekommen ja auch alles von uns gestellt und müssen das dann, wenn sie austreten, wieder abgeben. Aber Uniformen zum Beispiel kosten viel Geld und müssen immer wieder neu gekauft werden“, so der Betreuer. Gerne würde er den Kindern noch mehr bieten. „Mit Experimentierkoffern zum Beispiel“, überlegt er. Doch solche Sachen liegen ohne Spenden noch in weiter Ferne.

Mittlerweile haben die Kleinen sogar richtige Uniformen, doch das Geld ist knapp. Foto: privat
Mittlerweile haben die Kleinen sogar richtige Uniformen, doch das Geld ist knapp. Foto: privat

Geld sei nicht die einzige Sorge des Betreuers. „Das Ehrenamt hat nicht mehr so einen Stellenwert, wie früher mal. Wenn man in den Medien sieht, wie Feuerwehrleute – aber natürlich auch alle anderen Rettungskräfte – teilweise beschimpft oder sogar angegriffen werden, macht mir das Sorgen. Dabei will man den Leuten nur helfen. Das ist für mich aber ein Grund mehr, jungen Leuten schon so früh wie möglich die Bedeutung des Ehrenamts nahezubringen.“

So können Sie den Kinderfeuerwehren helfen

Auch über Weihnachten hinaus bleibt das Spendenkonto für die Kinderfeuerwehren geöffnet, denn jeder Euro hilft dabei, auch noch in 20 Jahren eine intakte Freiwillige Feuerwehr zu haben.

Wer spenden möchte, kann dies per Überweisung unter dem Stichwort „Kinder-Feuerwehren in Ostfriesland“ tun. Die Bankverbindung lautet: Ein Herz für Ostfriesland gGmbH, IBAN DE98 2859 0075 0011 1112 02, Ostfriesische Volksbank eG

Es kann außerdem via Paypal gespendet werden. Alle Informationen gibt es auch auf der Website von „Ein Herz für Ostfriesland“.

Ähnliche Artikel