Rückblick
Das war das Jahr in Ostfriesland
Die Corona-Pandemie beherrschte im Jahr 2021 die Nachrichten in Ostfriesland. Doch es gab 2021 auch Nachrichten über Corona hinaus. Die Redaktion hat eine Auswahl zusammengestellt.
Rückblick für ganz Ostfriesland | Rückblick für Leer | Rückblick für Aurich | Rückblick für Emden
Welche Themen haben uns 2021 besonders beschäftigt? Welche Ereignisse haben uns in den vergangenen zwölf Monaten bewegt? Welchen Herausforderungen mussten wir uns stellen? Das Ende des Jahres ist auch für die Redaktion ein Anlass, die vergangenen Monate Revue passieren zu lassen. Chefredakteur Joachim Braun und fünf Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Ressorts werfen einen persönlichen Blick zurück auf ein Jahr, das alles war, aber gewiss nicht langweilig.
Ein Jahr, in dem wir viel gelernt haben
Von Joachim Braun, Chefredaktion
Das war ein Jahr zum Abgewöhnen, finden Sie nicht auch? Ein Jahr zwischen zweiter, dritter und vierter Welle, zwischen Lockdown und Pandemie-Leugnung. Zwischen ganz viel Home-Office und kaum Home-Office. Corona, so heißt es, wirkte für unser Land als „Booster“: Probleme, die schon da waren, wurden noch größer. Und das, was wir gut beherrschen, hat sich bestätigt. Zum Beispiel, dass wir in einer politisch stabilen Demokratie leben mit einer Mehrheit der Menschen, die in unsere Institutionen vertrauen. Nicht unbedingt immer in die Politik, mit Recht, denn die war in diesem Wahljahr zu oft mit sich selbst beschäftigt.
Wie meine Kolleginnen und Kollegen die journalistischen Herausforderungen bewältigt haben, macht mich stolz. Denn selten zuvor standen wir so im Feuer, bekämpft und beschimpft von jenen Menschen, die weder Impfungen akzeptieren noch die sonstigen Corona-Maßnahmen. Das war anstrengend und zwang uns immer wieder dazu, die eigenen Standpunkte zu überprüfen. Ist das, was wir schreiben, richtig? Lassen wir uns instrumentalisieren? Welchen Quellen vertrauen wir? Und: Genügen wir unserem Auftrag, die ganze Vielfalt unserer Gesellschaft abzubilden?
Ich denke, wir haben 2021 viel gelernt.
Medizinskandal endet tragisch
Von Petra Herterich, Mantelredaktion
Die Geschichte, die mich in diesem Jahr am meisten bewegt hat, hat tatsächlich gar nichts mit Corona zu tun. Ihr Anfang liegt auch schon weit zurück. Mehr als sieben Jahre ist es her, dass mich jemand anrief und etwas über defekte Bandscheibenimplantate erzählte, die angeblich am Klinikum Leer verwendet worden seien.
Meine Recherche begann und am Ende offenbarte sich ein Medizinskandal, der bundesweit Schlagzeilen machte. Im Fokus: Ein Mediziner, seinerzeit noch Chefarzt der Wirbelsäulenchirurgie am Klinikum Leer, ein Implantathersteller, der später Pleite ging, und ein weiterer in der Schweiz, von dem sich der Mediziner laut Staatsanwaltschaft bestechen ließ. Es dauerte fast sieben Jahre, bis der längst entlassene Chefarzt sich in diesem Sommer wegen Körperverletzung in mehr als 50 Fällen vor dem Leeraner Amtsgericht verantworten musste – er wurde freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft kündigte Berufung an. Zuletzt stand der 57-Jährige wegen Vorteilsnahme, Bestechung und Bestechlichkeit in insgesamt 89 Fällen vor dem Auricher Landgericht. Am 14. November starb er plötzlich. Und damit endet die Geschichte auf tragische Weise – gegen Tote wird nicht ermittelt und nicht prozessiert.
Bei mir bleibt ein ungutes Gefühl zurück, weil das letzte Kapitel nun nicht mehr geschrieben wird. Und weil es in diesem Fall nur Verlierer gab. Egal, wie ein richterliches Urteil auch ausfällt: Sieben lange Jahre darauf warten zu müssen, ist an sich schon eine Strafe – für Kläger und Beklagten. Das zermürbt alle Betroffenen. Da muss die Justiz in Zukunft einfach schneller werden.
Eine bewegende Geschichte – ganz ohne Corona
Von Daniel Noglik, Zentralredaktion
Die allermeisten Texte, die ich in diesem Jahr geschrieben habe, hatten etwas mit der Corona-Pandemie zu tun: Chaos bei der Impfstoff-Zuteilung, Unwahrheiten der Landesregierung, gefälschte Impfpässe, Pseudo-Zertifikate und so weiter. Besonders bewegt hat mich aber eine Geschichte, die mit der Pandemie überhaupt nichts zu tun hatte: Mitte August fegt ein Tornado über den kleinen Ort Berumerfehn, versetzt die Menschen in Todesangst und lässt sie mit zerstörten Häusern zurück. Mitten in der Nacht schreibt mir die Chefin, ob ich am nächsten Morgen in Großheide sein könne. Fotograf Klaus Ortgies und ich machen uns ein paar Stunden später auf den Weg.
Nach langer Schreibtischarbeit mit coronabedingt wirklich seltenen Terminen vor Ort lockt die Aussicht auf eine spannende Reportage. Das Bild, das sich uns in Berumerfehn bietet, ist spannend, keine Frage. Doch es ist auch grausam. Die Menschen stehen weinend vor dem, was von ihrem Zuhause noch übrig ist. Sie schieben Schutt von rechts nach links, nur um sich abzulenken, um nicht zur Ruhe zu kommen und zu realisieren, was passiert ist.
Wie geht man als Journalist damit um? Wie geht man auf Menschen zu, die wahrscheinlich gerade Besseres zu tun haben, als mit dir über ihre Gefühle zu reden? Wir haben beobachtet. Beobachtet und gewartet, dass die Menschen sich uns öffnen. Danke für dieses Vertrauen. Mehr als einmal musste ich ordentlich schlucken – etwa, als uns erzählt wurde, dass eine junge Frau es gerade so aus einem Haus geschafft hatte.
Zurück im Kaninchenbau der Schwurbler
Von Claus Hock, Bezirksredaktion Emden-Norden
Die Zahl der Texte, die ich in diesem Jahr über die Corona-Leugner veröffentlicht habe, ist übersichtlich. Ostfriesland war lange ein ruhiges Pflaster, vor allem nach der Auflösung von Querdenken-Ostfriesland. Kurz bestand die leichte Hoffnung, dass das so bleibt. Aber nein, die Schwurbler kommen wieder aus ihrem Kaninchenbau.
Beschäftigt man sich mit den Corona-Leugnern, „Impfkritikern“ und „Querdenkern“, ist es wie bei Alice im Wunderland. Man steigt hinab in einen Kaninchenbau, nur: Am Ende wartet ein anderes „Wunderland“. Eines, in dem alle Figuren so drauf sind wie der Märzhase im Buch von Lewis Carroll. Oft werde ich, auch von Kolleginnen und Kollegen, gefragt, warum ich dieser lauten Minderheit so viel von meiner (Frei-) Zeit widme. Ganz einfach: Die Erzählungen, Behauptungen und oft schlicht Lügen der Querdenker-Märzhasen werden in ihren Telegram-Chats, weitestgehend unbeobachtet von Öffentlichkeit und Mitläufern, immer abstruser und immer gefährlicher. Die „Bewegung“ radikalisiert sich allerortens in ihrem Kern zusehends, das wurde vor den Weihnachtstagen wieder deutlich, auch wenn man in Ostfriesland auch hier noch etwas hinterherhinkt.
2022 wird also für mich so weitergehen, wie 2021 endete: mit Artikeln rund um Akteure und Hintergründe der dritten Welle der „Querdenker“. Zurück in den Kaninchenbau. Wir werden berichten.
Hilfsorganisationen rückten in den Fokus
Von Andreas Ellinger, Zentralredaktion
Die Corona-Krise hat auch 2021 Missstände in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft offensichtlich werden lassen. In mein Blickfeld sind insbesondere Organisationen geraten, die den Ruf haben, Gutes zu tun und deshalb fast sakrosankt zu sein scheinen: Hilfsorganisationen – allen voran das DRK. Im Zuge der Corona-Impfungen hat sich herausgestellt, dass der dortige Umgang mit Mitarbeitern teilweise fragwürdig bis skandalös ist. Der damalige Rettungsdienst-Geschäftsführer des Leeraner DRK-Kreisverbands, Hary Feldmann, machte buchstäblich den Anfang – bei den Impfungen. Er genehmigte sich zu früh eine Impfdosis. Damit brachte er bei vielen unzufriedenen Einsatzkräften das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen. Ich habe noch nie so viele Informanten in einer Firma gehabt wie in der Leeraner Rettungsdienst GmbH. Es kam unter anderem heraus, dass Rettungskräfte nicht regelmäßig auf Corona-Infektionen getestet, 24-Stunden-Dienste geschoben und Mitarbeiter unter Druck gesetzt wurden. DRK-Honoratioren hielten zunächst ihre schützende Hand über den Geschäftsführer – Unterstützung kam aus der Führung der einflussreichen Kreis-SPD. Die Machenschaften eines weiteren DRK-Kreisverbands kamen ans Licht, nachdem eine Krankenschwester im Friesländer Impfzentrum ein paar Spritzen mit zu wenig Impfstoff gefüllt hatte. Das Jeverländer DRK rechnete Stundenpauschalen mit dem Landkreis ab, von denen sich nur ein Teil in den Löhnen der Beschäftigten niederschlug. Antworten von DRK und Maltesern im Emsland legten nahe, dass bei deren Impfzentrums-Mitarbeitern auch mehr in die Lohntüte gehört hätte.
Gutes tun bei DRK, Maltesern und Co. unzählige ehrenamtlich Engagierte und Beschäftigte – die Grenzen zwischen Haupt- und Ehrenamt verlaufen teilweise fließend. Es ist im Interesse der Allgemeinheit, dass sie von den Chefs fair behandelt werden – auf dass sie an ihrer wertvollen Arbeit für die Allgemeinheit nicht die Freude verlieren.
Solidarität aus Ostfriesland, die bewegt
Von Hannah Weiden, Volontärin
Welche zerstörerische Kraft die Natur haben kann, zeigte sich Mitte Juli dieses Jahres. Unzählige Orte im Westen Deutschlands wurden von einer regelrechten Flutwelle überrascht. 184 Menschen verloren dabei ihr Leben – weitaus mehr ihr Haus, ihre Wohnung, ihr Hab und Gut und ihre Lebensgrundlage. Was folgte, bewegt. Aus ganz Deutschland, auch aus Ostfriesland, machten sich Menschen auf den Weg, um zu helfen.
Doch auch diejenigen, die nicht persönlich mit anpackten, solidarisierten sich in tausendfacher Form. Wie die Leserinnen und Leser dieser Zeitung. Über das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“ konnten wir rund 300.000 Euro für die Flutopfer sammeln. Mit den Kollegen der Aachener Zeitung, in deren Verbreitungsgebiet die Städte Eschweiler und Stolberg besonders hart getroffen wurden, berichteten wir über die Situation vor Ort. Die Artikel berührten mich. Schicksale wurden greifbar.
Als wir uns dann im Oktober selber ein Bild von der Lage in Stolberg und Eschweiler machten, fehlten mir so manches Mal die Worte. Jeder einzelne Spenden-Cent wird dort gebraucht und ist dort mehr als gut aufgehoben. Danke dafür, liebe Leserinnen und Leser!
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Verkehr in Leer
Im August startet der Umbau des Stadtrings. Zunächst wird zwischen Deichstraße und Strohhut gebaut – und vor allem gesperrt. Danach ist der Bereich Strohhut bis Spierkreuzung dran. Zwischendurch ist im September die Seeschleuse gesperrt, weil diese erneuert wird. Das ist nicht nur nervig für Autofahrer, sondern auch teuer. Die Kosten, die ursprünglich von dem von der Stadt engagierten Ingenieurbüro grbv auf knapp 900.000 Euro geschätzt worden waren, haben sich nämlich im Laufe der Arbeiten fast verdoppelt. Nicht zu vergessen sind auch die fünf Monate, in denen der Bummert für den Aufbau von Ampeln gesperrt ist, damit die Nutzung sicherer wird. Eine gute Nachricht in Sachen Verkehr gibt es in Leer doch: Der Bahnübergang an der Bremer Straße ist nach mehr als einem Jahr Bauzeit wieder freigegeben. Die Probleme, die es bei diesem Thema gab und weiterhin gibt, würden aber den Rückblick sprengen.
Neue Bürgermeister
Donnerzüge
Im Februar werden Anwohner der Bahnstrecke von Leer nach Oldenburg von einem neuen Phänomen überrascht. Durchfahrende Güterzüge erzeugen ungewöhnliche und sehr starke Vibrationen, die Gegenstände aus den Regalen fallen und Risse in den Mauern entstehen lassen. Eine Erklärung dafür gibt es bis heute nicht und auch keine Hoffnung, dass die Bahn Abhilfe schaffen könnte. Der zwischenzeitliche Dialog endet im Nichts, die Betroffenen denken über eine Klage nach.
Krach für Kilian
Mutiger Retter zögert keine Sekunde
Familienzentrum in Bunde
Das Familienzentrum „Verbundenheit“ in der Straße Kellingwold in Bunde wird Juli eröffnet. In der Gemeinde Bunde entsteht damit ein Leuchtturmprojekt, das weit über die Grenzen des Landkreises ausstrahlt. Das Familienzentrum gilt als die einzige Einrichtung dieser Art im ländlichen Raum in ganz Niedersachsen. Die Gemeinde erhält für dieses Projekt vom Land einen Zuschuss in Höhe von 90 Prozent (mehr als zwei Millionen Euro) zu den förderfähigen Kosten aus dem Investitionspakt „Soziale Integration im Quartier“. Im Familienzentrum gibt es nicht nur offene Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien, sondern auch zahlreiche Aktionen und Möglichkeiten, Anschluss zu finden, für die ältere Generation. Darüber hinaus gibt es dort Sprechstunden von verschiedenen Beratungseinrichten.
Bewegung im Einzelhandel
Im Lebensmitteleinzelhandel in Uplengen ist Bewegung: Die Grundsteinlegung für den neuen Edeka in Remels erfolgt im August 2020, vor fast sieben Wochen wird der Supermarkt an der Ostertorstraße eröffnet. Er ersetzt den alten, der an fast gleicher Stelle in einem Gebäude aus den 1970er Jahren eingerichtet war. Künftig sollen mehr Angebote auf einer größeren Verkaufsfläche die Kundschaft in den Laden locken. Die Kunden profitieren vom Wettbewerb des Lebensmitteleinzelhandels in Uplengen. Denn Bünting baut ebenfalls in Remels neu. Der alte Combi an der Ostertorstraße wird durch einen Neubau ersetzt. Bis der eröffnet werden kann, dauert es noch. Bis dahin kaufen Combi-Kunden in einem Zelt auf dem Schützenplatz in Remels ein.
Alte Burg in neuem Glanz
Turbulente Finanzdiskussion
Im Mai werden die ungewöhnlich langwierigen Haushaltsberatungen in der Gemeinde Moormerland abgeschlossen. Die Gemeinde ist unter anderem durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie in eine schwierige finanzielle Lage geraten. Dem Finanzausschuss liegen zwei Vorschläge vor, wie die Lage in den Griff zu bekommen sein soll. Eine Liste mit Sparvorschlägen kommt aus einer interfraktionellen Arbeitsgruppe mit der Verwaltung, die andere von der SPD, die eine Mitarbeit in der Arbeitsgruppe abgelehnt hatte, weil diese nicht-öffentlich beraten hat. Nach fünf turbulenten Sitzungen des Finanzausschusses gibt es Vorschläge zum Sparen sowie Vorschläge für neue Ausgaben. Am Ende wird der Haushalt im Gemeinderat verabschiedet, er schließt aber immer noch mit einem Minus ab. Die Gemeinde wird weiter sparen müssen.
Extra Geld für Schulen
Einen Zuschuss über 898.000 Euro bekommt die Gemeinde Moormerland für die Einrichtung einer Mensa in der Grundschule Oldersum zugesprochen. Die Schule wird seit dem Vorjahr für den Ganztagsbetrieb umgebaut, doch die Kosten sind zu Beginn des Jahres in die Höhe geschnellt. Weil sie dadurch bei 2,9 Millionen Euro liegen, freut sich die Gemeinde nach den Worten von Kämmerer Timo Pistoor „riesig“ über die Zuwendung. Nach den Sommerferien können zwar die Unterrichtsräume genutzt werden, doch die Mensa ist immer noch nicht in Betrieb. Wegen Lieferschwierigkeiten ist die Kücheneinrichtung bisher nicht fertig. Die Gemeinde Rhauderfehn bekommt ebenfalls Geld für den Bau einer Mensa in der Grundschule Rhaudermoor, und zwar über 954.000 Euro.
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Ist Claus Eppmann ein Impfdrängler?
Das Verhalten des Klinikchefs löst nicht nur unter Klinik-Beschäftigten, die vergeblich auf einen baldigen Impftermin gehofft haben, Empörung aus. Ist Eppmann ein Impfdrängler? Diese Frage wird zum Politikum. Der Auricher Landrat Olaf Meinen und der Emder Oberbürgermeister Tim Kruithoff (beide parteilos) erklären, das Vertrauen zum Klinikchef sei „erheblich gestört“.
Der Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung der Kliniken – bestehend aus Mitgliedern des Auricher Kreistags, des Emder Rats und der Arbeitnehmervertretung – setzen einen Gutachter ein. Professor Dr. Martin Rehborn (Dortmund) ist Fachanwalt für Medizinrecht. Er bezeichnet Eppmanns Verhalten als rechtswidrig. Dennoch sei dem Geschäftsführer juristisch keine Schuld nachzuweisen. Er sei vom Impfteam der Klinik eingeladen worden.
Schwachstellen erkennt der Gutachter vor allem in der klinikinternen Organisation. Die Unternehmenskommunikation müsse „zwingend“ verbessert werden. Kreistagsabgeordnete sprechen von einer „Blamage“ und fordern die Entlassung des Geschäftsführers.
An Eppmann perlt die Kritik ab. Er übersteht die Impfaffäre unbeschadet und plant weiter die gemeinsame Zentralklinik für den Landkreis Aurich und die Stadt Emden. Auf dem künftigen Klinikgelände in Uthwerdum (Gemeinde Südbrookmerland) beginnen im Oktober die Archäologen der Ostfriesischen Landschaft mit Untersuchungen des Bodens. Anfang 2022 soll die Entwurfsplanung der 814-Betten-Klinik inklusive Kostenberechnung vorliegen. Voraussichtlich Ende 2022 entscheidet das Land Niedersachsen über die Förderung. Es geht um einen dreistelligen Millionenbetrag. Das neue Krankenhaus soll 2028 eröffnet werden.
Der bekannteste Baum von Aurich wird gefällt
Stau an Stau in der Auricher Innenstadt
Autofahrer in Aurich brauchen viel Geduld. Wichtige Verbindungsstraßen in der Innenstadt sind monatelang gesperrt. Von Mai bis Juli wird die B 72 (Leerer Landstraße/Große Mühlenwallstraße) saniert. Kurz darauf beginnt der Umbau der Kreuzung Kirchdorfer Straße/Fischteichweg/Julianenburger Straße neben dem Carolinenhof. Wegen Lieferschwierigkeiten der Firma Siemens wird die Ampel verspätet geliefert. Die Sperrung der Julianenburger Straße zieht sich bis in den November.
Vergeblicher Kampf gegen Tankstelle
Eine Bürgerinitiative kämpft gegen den geplanten Bau einer Tankstelle in Ostgroßefehn. Sie befürchtet eine Verschandelung des historischen Ortskerns rund um die Mühle und eine erhöhte Verkehrsbelastung. Im Juni erteilt der Landkreis Aurich dennoch eine Baugenehmigung. Anfang August lehnt das Verwaltungsgericht Oldenburg den Eilantrag einer Anwohnerin auf Aussetzung der Baugenehmigung ab. Die Bauarbeiten sind mittlerweile weit fortgeschritten. Nach Angaben der Firma Score soll die Tankstelle im März eröffnet werden.
„Moornixe“ versinkt in den Fluten der Ruhr
Im Juli fällt ein Stück Wiesmoorer Geschichte dem Hochwasser in Nordrhein-Westfalen zum Opfer. Das historische Fahrgastschiff MS „Moornixe“, das bis 2014 über den Ems-Jade-Kanal und den Nordgeorgsfehnkanal schipperte, wird von seinem Liegeplatz bei Mülheim an der Ruhr gerissen, treibt auf das Kahlenbergwehr zu und wird in die Tiefe gerissen. Erst im Oktober wird das Wrack aus dem Wasser gehoben und an Land gebracht. Der Eigner sieht sich jedoch nicht in der Lage, das Schiff noch einmal flottzumachen.
Endlich wieder ein Blütenfest
Drei neue Bürgermeister
Historische Schlappe für die SPD in Südbrookmerland: Bei der Kommunalwahl im September wird sie zum ersten Mal seit Gründung der Gemeinde nicht stärkste Kraft. Das ist jetzt die Freie Wählergemeinschaft (35,9 Prozent). Der Bürgermeisterkandidat der SPD, Konke Wienekamp, schafft es nicht mal in die Stichwahl. Ein möglicher Grund: In einem anonymen Schreiben, das an die Öffentlichkeit geraten ist, wird dem Bauamtsleiter vorgeworfen, er habe sich gegenüber Mitarbeitern respektlos verhalten. Neuer Bürgermeister von Südbrookmerland wird Thomas Erdwiens von der Freien Wählergemeinschaft.
Auch in Ihlow wird ein Vertreter der Freien Wähler Chef im Rathaus: Arno Ulrichs gewinnt die Bürgermeisterwahl und tritt die Nachfolge von Johann Börgmann (SPD) an, der in den Ruhestand geht. Der neue Bürgermeister von Wiesmoor heißt Sven Lübbers und ist ebenfalls parteilos. Friedrich Völler (SPD) hatte nicht wieder kandidiert.
Brandstiftung aufdem Campingplatz
Burhafe säuft gleich zweimal ab
Für die Wittmunder Ortschaft Burhafe bringt der Sommer deutlich zu viel Regen. Oder vielmehr: zu viel Regen in zu kurzer Zeit. Teile des Ortes saufen innerhalb von sechs Wochen gleich zweimal ab. Im Juni und August kommt punktuell so viel Regen auf einmal herunter, dass ein Entwässern praktisch unmöglich ist. Häuser werden unbewohnbar, Familien müssen ausziehen, die Feuerwehren werden der Lage nur mithilfe von Landwirten Herr, die ihre eigenen Fahrzeuge mitbringen und Wasser aus Straßenzügen abpumpen. Sind das schon Folgen des Klimawandels?
Drei Abgeordnete für einen Wahlkreis
Die Bundestagswahl im September bringt für den Landkreis Wittmund eine Neuerung: Nicht nur haben die Wittmunder jetzt mit der Grundschullehrerin Anne Janssen (CDU) eine eigene Abgeordnete in Berlin – insgesamt hat der Wahlkreis sogar drei. Wittmund bildet mit Friesland und Wilhelmshaven den Bundestagswahlkreis 26, und dessen Direktmandat geht wie gewohnt an die SPD. Siemtje Möller aus Varel (Friesland) gewinnt zum zweiten Mal. Über die Landesliste zieht dann allerdings auch Anne Janssen aus Wittmund ein. Der dritte Abgeordnete ist Joachim Wundrak (AfD). Der Ex-Bundeswehrgeneral lebt in der Nähe von Hannover und tritt hier oben an, um möglichst viele Stimmen beim stark vertretenen Militär in Wilhelmshaven und Wittmund einzusammeln. Er führt die Landesliste seiner Partei an und hat keine Probleme, in den Bundestag zu ziehen.
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Gefühlt gab es auch in diesem zweiten Coronajahr nur ein Thema, das die Menschen in Emden und dem Umland bewegt hat. Die Schlagzeilen wurden 2021 erneut dominiert von den Pandemiefolgen, von Inzidenzen und der Impfkampagne. Aber für diesen Rückblick wollen wir die unsägliche Seuche so gut es geht in den Hintergrund stellen. Denn es gab eben auch jede Menge andere Neuigkeiten und Gesprächsstoff. Man muss es sich nur bewusst machen. Und das soll an dieser Stelle geschehen. Falls wir dennoch das eine oder andere Schöne, Skurrile, nachdenklich Stimmende oder Beachtenswerte aus dem Blick verlieren sollten, sehen Sie es uns nach. Ein Jahr mit mehr als 300 Zeitungsausgaben ist umfangreich.
Geöffnet, Geschlossen und Ausgeliefert
Fangen wir also mit etwas Positivem an, zum Beispiel mit Eröffnungen. Denn davon gibt es in diesem Jahr einige zu berichten: Der Neue Markt in Emden zum Beispiel. Nach langem Sanierung und pandemiebedingtem Stillstand dauert es nicht lange, bis die neuen Sitzgelegenheiten rund um das Wasserspiel mit Leben erfüllt sind. Dass vor dem Umbau dort noch Autos geparkt wurden, dürften die meisten schon so gut wie vergessen haben.
Für Aufbruch und etwas Neues stehen nur einen Steinwurf entfernt auch die Neutor-Arkaden. Im September öffnet im Kaufhallen-Nachfolger das erste Geschäft, einige Wochen später bekommt die Seehafenstadt den ersten Supermarkt, der – zumindest zeitweise – fast ohne Personal auskommt. In den Nachtstunden ist der Kunde hier nicht nur König, sondern wird selbst zum Kassierer. Die Technik und gute Überwachungskameras machen es möglich.
Apropos schrankenloser Konsum: Bereits im März hebt Amazon den Internethandel für Kunden in Ostfriesland auf ein neues Level. Die Inbetriebnahme des Verteilzentrums am Stadtrand von Emden soll garantieren, dass per Mausklick gekaufte Waren schon am nächsten Tag an die Haustür geliefert werden. Für die einen steht die nun täglich ausschwärmende Amazonflotte in Anthrazit für die schöne neue Shoppingwelt, andere sehen darin das sichere Ende der Geschäftevielfalt.
Wohl für immer geschlossen hat indes die Geburtsstation im Hans-Susemihl-Krankenhaus. Mit Justus und Jella kommen kurz vor dem Aus für den Kreißsaal Ende März die letzten beiden „echten Emder“ zur Welt. Danach müssen werdende Eltern für planmäßige Entbindungen in den Kreißsaal nach Aurich oder Leer fahren. Die Verlegung der Geburtsstation ist einer der Vorboten für die Zentralisierung der medizinischen Versorgung in Ostfriesland. Die Tage des Emder Klinikums sind gezählt.
Umstrittener Coup am Verladehafen
Applaus bekommen die Umweltaktivisten, die den Konzern mit ihrem Coup öffentlichkeitswirksam als Klimasünder anprangern wollen, nur verhalten. Für viele schießen sie über das Ziel hinaus. Dass Greenpeace sich als Schauplatz für seinen Protest ausgerechnet Emden aussucht, können viele in Ostfriesland nicht verstehen. Denn gerade hier treibt VW in seinem Werk den Wandel zur Elektromobilität voran. Die Warnungen und Mahnungen der Aktivisten, dass der Automobilhersteller in ihren Augen längst nicht alles Mögliche tue, um die Verbrennertechnologie zu überwinden, verpuffen deswegen weitgehend ungehört.
Eine Stadt wagt sich an die Verkehrswende
In Emden spielt der Mobilitätswandel nicht nur wegen dieses Vorfalls eine große Rolle. Ausgerechnet ein ebenso beherztes wie umstrittenes Bremsmanöver soll die Verkehrswende auf Touren bringen. Im Sommer überrascht Oberbürgermeister Tim Kruithoff seine Stadt und vor allem große Teile des Emder Rates mit ersten Experimenten für eine autoarme Innenstadt. Auf Drängen des Verwaltungschefs wird die Neutorstraße Knall auf Fall zur Einbahnstraße mit Ausstellungsfläche und Vorrang für Fußgänger erklärt.
Der Aufschrei ist groß. Als das Versuchslabor auf die Friedrich-Ebert-Straße ausgeweitet wird, sehen sich Kruithoff und seine Mitstreiter im Rathaus gezwingen, einen Gang zurückzuschalten. Die Einbahnstraßenregelung in Klein-Faldern wird erst modifiziert und später ganz aufgegeben.
Von alldem verschont bleibt Andreas Docter. Noch bevor die erste Bake aufgestellt ist, verabschiedet sich der Stadtbaurat in den Ruhestand. Der Rat hatte dem Wahlbeamten die Gefolgschaft und eine erneute Verlängerung der Amtszeit verweigert. Um sich die Peinlichkeit einer Abstimmung zu ersparen, zieht Docter die Reißleine. Er macht Platz für Irina Krantz. Seine Nachfolgerin kommt aus Aurich und wird Emdens erste Stadtbaurätin.
Weibliche Führungskräfte
Einen stillen Wechsel erlebt derweil die Kunsthalle. Mitten in der Pandemie hört Dr. Stefan Borchardt nach nur kurzer Verweildauer im Emder Museum wieder auf. Es hatte nicht gepasst. Die Suche nach einer Lösung im Nannen-Haus zieht sich hin. Am Ende fällt die Wahl auf Lisa Felicitas Mattheis.
Als zweiter kultureller Leuchtturm der Stadt steht das Landesmuseum jetzt ebenfalls unter weiblicher Führung. Als Dr. Wolfgang Jahn Anfang des Jahres in den Ruhestand geht, übernimmt kommissarisch zunächst Kerstin Rogge-Mönchmeyer, ehe zum Dezember Jasmin Alley die Direktorenstelle antritt.
Überregional in die Schlagzeilen gerät die Stadt durch einen rätselhaften Sabotageakt im Hafen. Im Juni soll das gerade erst für mehrere Millionen Euro frisch sanierte Feuerschiff offenbar versenkt werden. Nach monatelangen Ermittlungen überführt die Polizei zum Jahresende einen 45-Jährigen. Ihm wird vorgeworfen, Löcher in den Rumpf des schwimmenden Wahrzeichens gebohrt zu haben. Der Fall ist und bleibt schleierhaft.
Klarheit gibt es hingegen für die Borssumerinnen und Borssumer. Nach jahrelangem Hickhack, vielen Ankündigungen, Hiobsbotschaften und Ungewissheiten, wird auf der letzten Ratssitzung des Jahres entschieden, dass das marode Bad saniert wird. Die Ausschreibung ist erfolgt, das Geld bewilligt und freigegeben. Eigentlich kann jetzt nichts mehr schiefgehen. Eigentlich.
Frischer Wind und frisches Geld
Thematisch bestimmt wird das Krummhörner Jahr unter anderem durch den Grundschulstandort in Jennelt. Auf der einen Seite Eltern und Lehrkräfte, die deutliche bauliche Veränderungen wollen und um den Schulstandort bangen, auf der anderen Seite Politik und Verwaltung mit einer nicht gerade hohen Entscheidungsfreude. Beschlüsse werden immer wieder vertagt, so dass die Zukunft des Standortes weiter nicht geklärt ist. Und auch der neue Vorstoß der Bürgermeisterin, eine Bedarfsanalyse zu den Schulen in der Gemeinde anfertigen zu lassen, stößt nicht überall auf Gegenliebe. Ob 2022 eine Entscheidung bringen wird?
Auch die Pandemie beschäftigt die Gemeinde: Lasche Kontrollen von Wohnmobilisten, Querdenker-Plakate an Grundschulen, Fahrradschwemme aufgrund von Touristen im Sommer.
Gute Nachrichten gibt es nach Langem Hin und Her beim Thema Zwillingsmühlen: Kurz vor Ende dieses Jahres gibt es endlich eine Einigung auf eine neue Satzung. Nach dieser kann wohl auch die flügellose rotze Mühle, die sich in Privathand befindet, künftig vom Verein unterstützt werden. Ein schönes Geburtstagsgeschenk, denn die Mühle wird in diesem Jahr 100 Jahre alt.
Den größten Schaden für Teile der Gemeinde bringt derweil eine sogenannte Superzelle. Riesige Hagelkörner richten im Juni Schäden an, der ebenfalls niedergehende Starkregen setzt zum Teil Keller und Straßen unter Wasser.
Deutlich ruhiger ist es in der Gemeinde Hinte. Hier gehört zu den großen Entwicklungen des Jahres, dass die Gemeinde ins Dorfentwicklungsprogramm aufgenommen wird. Seitdem bereiten sich die Dörfer Schritt für Schritt auf die möglichen Projekte vor.
Gerade für Gemeinden wie Hinte, die ständig mit einem klammen Haushalt zu kämpfen haben und strikt an der Entschuldung arbeiten müssen, sind solche Programme ein Segen. Denn: Es gibt Geld für Maßnahmen, die sonst nicht zu realisieren wären.
Neben dem Dorfentwicklungsprogramm erhält die Gemeinde auch Förderungen für einen Mensaneubau für die Grundschule Hinte und eine Förderung für den Bau der neuen Kita in Westerhusen. Diese sollte schon in diesem Jahr eröffnen, Baumaterialmangel und weitere Verzögerungen machen diesem von vorneherein ambitionierten Plan aber einen Strich durch die Rechnung. Abgeschlossen werden kann aber der Neubau der Fahrzeughalle der Feuerwehr Osterhusen.
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