Wismar (dpa)
Hoffnung bei MV Werften - Schiff soll weitergebaut werden
Auf den MV Werften keimt Hoffnung auf eine positive Zukunft. Ein vorläufiger Insolvenzverwalter wurde eingesetzt. Er skizziert erste Pläne.
Zwei Tage nach dem Zusammenbruch der MV Werften richten sich die Blicke langsam nach vorn.
Der am Mittwoch vom Amtsgericht Schwerin eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter Christoph Morgen von der Hamburger Kanzlei Brinkmann & Partner will an diesem Donnerstag die rund 1900 Beschäftigten der Schiffbaubetriebe in Wismar, Rostock und Stralsund auf Belegschaftsversammlungen über die Situation und die nächsten Schritte informieren, wie er mitteilte.
Wichtig sei zunächst die Auszahlung der ausstehenden Dezember-Löhne. „Mein Team und ich haben die Insolvenzgeldvorfinanzierung bereits in die Wege geleitet“, erklärte Morgen. Die Umsetzung werde noch ein paar Tage dauern. Weiter kündigte der Insolvenzverwalter an, er werde sich zunächst einen Überblick über die wirtschaftliche und finanzielle Situation der MV Werften Gruppe verschaffen. „Das Kreuzfahrtschiff "Global One" möchte ich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der MV Werften und den Zulieferern in Wismar zu Ende bauen.“
Gesprächsrunde mit Politik
Zugleich gelte es, Landesregierung und Bundesregierung, Betriebsräte und IG Metall sowie Genting als Auftraggeber für Kreuzfahrtschiffe mit an den Tisch zu holen. Für Standorte ohne Aufträge müssten bereits begonnene Investorengespräche fortgesetzt und bestehende Lösungsideen weiterentwickelt werden.
Morgen nahm am Mittwoch an einer ersten Gesprächsrunde von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (beide SPD) sowie Vertretern von IG Metall und Betriebsräten teil. Schwesig sicherte den Standorten und Beschäftigten nach dem Treffen die weitere Unterstützung der Politik zu, wobei sie auch auf den Bund setzt. „Die Landesregierung und die Bundesregierung wollen gemeinsam in einer Arbeitsgruppe darüber sprechen, wie uns auch der Bund bei der Zukunft der Standorte helfen kann“, sagte die Regierungschefin.
Schwesig verteidigte das Engagement von Bund und Land bei der bisherigen Entwicklung der MV Werften hin zum Kreuzfahrtschiffbau. Der Schiffbau für Kreuzfahrten hatte eine Perspektive und habe auch in der Zukunft eine Perspektive, denn die Menschen wollten nach der Pandemie wieder auf Kreuzfahrten gehen. Aber es gebe jetzt diese schwierige Corona-Pandemie, die die Werften in MV hart getroffen habe. Die Insolvenz sei bitter, sagte Schwesig.
Sondersitzung im Landtag
Für die MV Werften waren am Montag acht Insolvenzanträge gestellt worden. Der Mutterkonzern Genting war infolge der anhaltenden Corona-Pandemie mit seinem Kreuzfahrtgeschäft in Schwierigkeiten geraten. Der Handel mit Genting-Aktien an der Börse in Hongkong ist seit vergangenem Freitag ausgesetzt.
Der asiatische Tourismus-Konzern Genting Hongkong betreibt Kreuzfahrtschiffe unter den Marken Star Cruises, Dream Cruises und Crystal Cruises sowie die Resorts World Manila (RWM). Hinter dem Unternehmen steht die Genting Gruppe - ein Konglomerat des malaysischen Casino-Magnaten und Milliardärs Lim Kok Thay. Genting Hongkong hatte allein 2020 nach dem Ausbruch der Pandemie einen Verlust von 1,72 Milliarden US-Dollar hinnehmen müssen. Vor der Krise waren China und Hongkong die größten Märkte für die Kreuzfahrten des Unternehmens.
Am Donnerstag wird sich der Landtag in Schwerin in einer Sondersitzung mit der Lage der Werften befassen.
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