Ruhpolding (dpa)

Wann platzt der Knoten? - Herrmanns Warten auf den „Flow“

Sandra Degenhardt und Thomas Wolfer, dpa
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Von Sandra Degenhardt und Thomas Wolfer, dpa
| 12.01.2022 16:23 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Beste Deutsche beim Sprint in Ruhpolding: Franziska Hildebrand. Foto: Sven Hoppe/dpa
Beste Deutsche beim Sprint in Ruhpolding: Franziska Hildebrand. Foto: Sven Hoppe/dpa
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Weniger als einen Monat vor dem Olympischen Winterspielen laufen die deutschen Biathletinnen nur hinterher. Für einen Platz unter den Top 15 reicht es zum Auftakt beim Heimspiel in Ruhpolding nicht.

Der enttäuschte Blick von Denise Herrmann auf die Ergebnistafel sprach Bände. Wieder kein Top-Resultat, wieder kein Schritt nach vorne.

Knapp drei Wochen vor dem Start der Olympischen Winterspiele sucht Deutschlands große Biathlon-Medaillenhoffnung weiter nach ihrem „Flow“, wie sie es selbst nennt. „Das Gesamtergebnis sieht jetzt erstmal wieder ernüchternd aus“, sagte die 33-Jährige nach Rang 24 im Auftaktsprint des Heimweltcups in Ruhpolding, gab dann aber wie zuletzt Durchhalteparolen aus: „Ich weiß, dass ich es kann.“

Am Schießstand will es einfach nicht klappen

Beim überlegenen Sieg der fehlerfreien Schwedin Elvira Öberg konnte die frühere Langläuferin mit der siebtbesten Laufzeit, 32 Sekunden hinter Öberg, zwar in der Teildisziplin zufrieden sein. Aber vor allem am Schießstand will es einfach nicht klappen. „Es ist nicht das Können, sondern das Mentale“, sagte Herrmann, die auf ihren Heimstrecken auch bei Laborbedingungen mit Sonnenschein und Windstille stehend zwei Fehler schoss und dadurch chancenlos war.

„Die Basis stimmt, das sehe ich jedes Training“, sagte die Sächsin. Doch das Gefühl vom Saisonanfang, als sie einmal Dritte wurde, will sich einfach nicht mehr einstellen: „Man muss locker und entspannt bleiben, mit Kampf und Krampf funktioniert es nicht.“

Das sieht auch Bernd Eisenbichler so. „Das war nicht der Wettkampf, den wir uns gewünscht haben. Es bringt jetzt nichts, draufzuhauen. Das Wichtigste ist, dass die Mädels ein Erfolgserlebnis haben“, sagte der Sportliche Leiter im ZDF und ergänzte mit Blick auf Herrmann: „Wir werden sie aufbauen und weiter mit ihr arbeiten.“

Schwache Vorstellung der deutschen Skijägerinnen

Beste Deutsche in der coronabedingt leeren Chiemgau Arena war über die 7,5 Kilometer Franziska Hildebrand auf Rang 17. „Wir tun unser Bestes, wir arbeiten hart. Es muss alles mal wieder zusammenpassen, dann kann es auch ganz weit nach vorne gehen“, sagte Hildebrand zur schwachen Vorstellung der DSV-Skijägerinnen. Die Altmeisterin selbst hat die Norm für die Winterspiele in China (4. bis 20. Februar) noch nicht erfüllt - und ihre Teamkolleginnen machen derzeit wenig Hoffnungen auf ein erfolgreiches Saison-Highlight.

Neben der schwächelnden Herrmann, die in der Vorwoche in Oberhof nur 26. und 41. geworden war, ist auch Vanessa Hinz (3 Fehler) außer Form. Sie schaffte als 60. gerade so die Qualifikation für die Verfolgung am Sonntag. Vanessa Voigt (29.) kann läuferisch einfach noch nicht mit der Spitze mithalten.

Schmerzlich vermisst wird weiter Olympia-Medaillenhoffnung Franziska Preuß. Die 27-Jährige hatte sich zusätzlich zu einer im Dezember in Frankreich erlittenen Fußverletzung Ende des vergangenen Monats mit dem Coronavirus infiziert. Die Bayerin habe sich zwar erholt, sei aber noch nicht wieder voll belastbar. Nach mehr als einem Monat Zwangspause könnte Preuß in der kommenden Woche bei der Generalprobe für Olympia in den Weltcup zurückkehren.

Der langersehnte Leistungssprung fehlt noch

Am Donnerstag (14.30 Uhr/ZDF und Eurosport) wird der Weltcup im Chiemgau mit dem Sprint der Männer fortgesetzt. Fehlen wird dann in Johannes Kühn Deutschlands derzeit bester Biathlet. Der 30-Jährige wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Alle weiteren zusätzlich durchgeführten PCR-Tests im deutschen Team fielen negativ aus. Kühn, der Zehnter des Gesamtweltcups ist, musste sich in Isolation begeben. Er habe derzeit „eine leichte Schnupfensymptomatik“, sagte der deutsche Mannschaftsarzt Jan Wüstenfeld.

„Wir haben uns fast alle über Weihnachten boostern lassen. Mehr können wir nicht machen. Aber man muss es realistisch sehen, das geht an keinem spurlos vorüber“, sagte Herrmann: „Man muss versuchen, mit engmaschigen Tests die Blase clean zu halten. Aber wir haben ein richtig gutes Ärzteteam im Hintergrund.“ Jetzt fehlt nur noch der langersehnte Leistungssprung und das Erfolgserlebnis vor Peking.

© dpa-infocom, dpa:220112-99-683721/4

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