Rom (dpa)
Berlusconis Kampagne für Präsidentenamt quasi gescheitert
Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella tritt ab - und ausgerechnet Silvio Berlusconi will ihn beerben. Allerdings läuft es wohl nicht gut für den umstrittenen Ex-Ministerpräsidenten.
Silvio Berlusconi steht nach Einschätzung eines Helfers bei seiner Kampagne für das Amt des Staatspräsidenten kurz vor dem Scheitern.
Der ohnehin kühne Plan des 85-Jährigen, für die in der nächsten Woche beginnende Wahl genügend Parlamentarier für sich zu gewinnen, „ist objektiv betrachtet zu Ende“, sagte Vittorio Sgarbi am Dienstag bei Rai Radio 1. Der Politiker hatte Berlusconi in den vergangenen Tagen dabei unterstützt, vermeintlich unentschlossene Senatoren und Kammerabgeordnete anzurufen, um für sich zu werben. Laut Sgarbi fehlten Berlusconi noch rund 100 von 505 nötigen Stimmen.
Der Staatspräsident und Nachfolger von Sergio Mattarella wird von den Mitgliedern der beiden Parlamentskammern - Abgeordnetenhaus und Senat - sowie Vertretern der Regionen und autonomen Provinzen gewählt. Die Rechtsparteien Fratelli d'Italia und Lega hatten dem Chef von Forza Italia ihre Unterstützung zugesagt - das reicht aber nicht zur Mehrheit.
Lega-Chef Matteo Salvini wandte sich am Montag bereits etwas von Berlusconi ab: Er forderte ihn einerseits auf, endlich klarzustellen, ob er genug Abgeordnete für sich gewinnen könnte. Zugleich deutete er an, als Plan B vor dem ersten Wahlgang am Montag einen eigenen Kandidaten präsentieren zu wollen.
Selbst Berlusconi, der neben den vier Amtszeiten als Regierungschef vor allem durch seine vielen Prozesse etwa um die sogenannten Bunga-Bunga-Partys mit jungen Frauen in den Schlagzeilen war, dürfte die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens erkannt haben, wie Sgarbi sagte. Berlusconi suche nun nach einem „ehrenvollen“ Ausweg.
Als Favorit auf das höchste Amt im Staat gilt seit langem Ministerpräsident Mario Draghi. Weil dieser nicht beide Positionen bekleiden kann, wird seit Wochen verhandelt, wie es mit seiner Regierung, in der fast alle großen Parteien des Parlaments vertreten sind, weitergeht. Viele Italiener fürchten Neuwahlen, die den Reformkurs des aufstrebenden Landes bremsen könnten.
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