Was Sie heute wissen müssen
Abgeordnete zur Impfpflicht | Kosten des Klinikums | Erinnerungen an Elfstedentocht
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Die Impfpflicht ist das heißeste, kontroverseste und zugleich auch am meisten missverstandene Thema des jungen Jahres 2022. Impfgegner wachen nachts schweißgebadet auf, weil sie fürchten, demnächst schlage ihnen ein bewaffnetes Erstürmungskommando der Polizei die Haustür ein, um sie abzuführen und zwangszuimpfen. Und so mancher Impfpflicht-Befürworter glaubt, dass mit einem solchen Gesetz kurzfristig die Pandemie überwunden werden könne. Beides ist hanebüchener Unsinn. Und Impfpflicht kann auch bedeuten, dass Ungeimpfte - so wie jetzt schon - aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen werden.
Entscheiden werden über eine Impfpflicht die Abgeordneten des Deutschen Bundestags. Fünf vertreten die ostfriesischen Bürger in Berlin. Martin Teschke hat sie alle kontaktiert und gefragt, wie sie denn nach den nächste Woche beginnenden Beratungen des Parlaments entscheiden wollen. Wie heikel das Thema ist, zeigt sich daran, dass keiner tatsächlich die Frage beantwortet. Am konkretesten wird noch Innenstaatssekretär Johann Saathoff (SPD): „Ich stehe einer Impfpflicht grundsätzlich offen gegenüber, wenn es über Informationskampagnen nicht möglich ist, eine Impfquote zu erreichen, die sicherstellt, dass stets ausreichend Kapazitäten auf den Intensivstationen zur Verfügung stehen.“ Und Gitta Connemann? Siemtje Möller? Lesen Sie selbst. Auch wenn mich keiner fragt: Ich halte eine Impfpflicht nicht für den richtigen Weg zur Bekämpfung der Pandemie, schon gar nicht angesichts der Unsicherheiten mit Omikron und dem, was darauf folgt. Warten wir’s ab.
Die Heseler CDU-Abgeordnete Gitta Connemann, erstmals in ihrer politischen Karriere in der Oppositionsrolle (außerhalb der eigenen Partei), macht jedenfalls Druck: Im Gespräch mit unserer Redaktion hat sie gestern die Bundesregierung aufgefordert, endlich „fundierte rechtliche Bewertungen sowie ein gesichertes Lagebild“ vorzulegen. Denn: „Streit in der Ampel entbindet die Bundesregierung nicht von der Pflicht, dem Bundestag die notwendigen Informationen zu geben. Alles andere grenzt an Arbeitsverweigerung.“ (Nur mal so, wir sind ja hier unter uns: Lieferte die vorherige Regierung eigentlich bessere Informationen?)
Tatsache ist, mit Omikron steigen und steigen auch in Ostfriesland die Inzidenzen. Gestern betrugen sie zwischen 235 (Landkreis Aurich) und 315 (Stadt Emden), liegen damit aber deutlich unter dem bundesweiten Durchschnitt von 584. Die nun schon ziemlich gesicherte Erkenntnis, dass Omikron zwar infektiöser ist, die Krankheitsverläufe aber nicht so heftig, zeigt sich an der Belegung der Intensivstationen in den ostfriesischen Krankenhäusern: Von den 80 Intensivbetten ist eines mit einem Corona-Patienten belegt und 20 sind nicht belegt.
Bleiben wir beim Thema Gesundheit: Mit großer Spannung wird die erste konkrete Kostenschätzung für das geplante Zentralklinikum in Uthwerdum erwartet. 400 Millionen Euro? 500 Millionen - oder gar noch mehr? Ob die Klinik tatsächlich gebaut werden kann, wird am 15. Juni vom Landtag entschieden werden. Bis klar ist, welchen Anteil das Land an den Kosten für das 814-Betten-Haus übernimmt, wird es Herbst werden. Bis 18. Februar muss der Förderantrag in Hannover eingegangen sein, eine Woche später bekommen die Bauherren, also der Stadtrat Emden, der Kreistag Aurich und der Gemeinderat Südbrookmerland, Klarheit über die Zahlen. Marion Luppen berichtet.
Doch selbst, wenn das neue Großkrankenhaus alle Erwartungen erfüllt, die medizinische Versorgung der Ostfriesen bleibt ein Trauerspiel. Der Mangel an Haus- und Fachärzten wird sich deutlich verschärfen. Denn rund ein Drittel der niedergelassenen Mediziner wird laut Gesundheitsministerium und Kassenärztlicher Vereinigung in den nächsten zehn Jahren das Rentenalter erreichen. Um ein Beispiel zu nennen: In den Bezirken Leer-Nord und Leer-Süd gibt es gegenwärtig zusammen 12,5 unbesetzte Hausarztstellen. Wenn in den nächsten zehn Jahren von den 101,25 besetzten Hausarztstellen bis zu 32,1 Prozent altersbedingt wegfallen, gibt es weitere 32,5 Stellen zu besetzen – insgesamt also 45. Andreas Ellinger hat sich in die Zahlen vertieft und erläutert die Konsequenzen für die Patienten.
Nach einer kurzen Kältephase Ende Dezember haben wir seither milde Temperaturen. Können Sie sich noch erinnern an Dauerfrost und Schnee? Sportredakteur Georg Lilienthal, seit vielen Jahren dabei und gesegnet mit einem ausgezeichneten Gedächtnis, erinnerte sich gestern - an die letzte „Elfstedentocht“ anno 1997, also vor einem Vierteljahrhundert. Die niederländische „Elfstedentocht“ ist das wohl spektakulärste Eislaufrennen der Welt. Es führt über 200 Kilometer auf Kanälen im Norden Hollands. Helmut Kroon und Erhard Brüchert schrieben 1997 ein Stück Sportgeschichte. Die beiden Ostfriesen waren die ersten Deutschen, die die Torturen des weltweit größten Eislaufspektakels meisterten. Die beiden inzwischen älteren Herren erinnern sich noch gerne daran, nicht nur wegen der eine Million Zuschauer.
Was heute wichtig wird:
- Durch EU-Gelder soll Remels in neuem Licht erstrahlen. Geschäfte freuen sich über neue Straßenbeleuchtung. Manche Anwohner fürchten Flutlicht-Atmosphäre. Tobias Rümmele erklärt, was genau geplant ist.
- Die Pläne, am Ortseingang von Bunde eine McDonald’s-Filiale und eine Aral-Tankstelle zu erreichten, sind zu den Akten gelegt worden. Doch was sind die Hintergründe, und was sagt die Bunder Politik dazu? Vera Vogt hat nachgefragt.
- Ein Rentner aus Stedesdorf lässt sich einen 60 Quadratmeter großen Wohncontainer auf sein Grundstück stellen. Eigentlich war ein Haus geplant, aber die Baukosten waren ihm zu hoch. Jetzt also der Container für 70.000 Euro. Imke Oltmanns sieht sich das Projekt an.
- Die Tierrettung Friesland ist die größte Tierrettung in Deutschland. Mit einem Standort in Timmel ist sie auch in Ostfriesland vertreten. Seit kurzer Zeit sind die Tierretter auch mit einer Drohnenstaffel im Einsatz? Nora Kraft berichtet.
- Seit einigen Wochen kommt es in Emden regelmäßig zu Demonstrationen von Gegnern der Corona-Maßnahmen. Die Organisatoren sind auch im Umfeld der Hochschule Emden/Leer zu suchen. Claus Arne Hock hat recherchiert.
- In Emden und Aurich sind die Jugendgruppen für queere Jugendliche sehr beliebt. Personen, die sich LGBTQI+ zuordnen, scheinen immer offener damit umzugehen. Mona Hanssen spricht mit einigen von ihnen.