Washington (dpa)

Biden: Ukraine-Invasion wäre kein „Kinderspiel“ für Russland

| 20.01.2022 00:09 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
US-Präsident Joe Biden spricht während einer Pressekonferenz im East Room des Weißen Hauses. Foto: Susan Walsh/AP/dpa
US-Präsident Joe Biden spricht während einer Pressekonferenz im East Room des Weißen Hauses. Foto: Susan Walsh/AP/dpa
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Für einen möglichen Einmarsch Russlands in der Ukraine hat US-Präsident Biden deutliche Worte gefunden. Doch einige seiner Äußerungen zum Ukraine-Konflikt sorgen für Irritationen.

US-Präsident Joe Biden hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin erneut eindringlich vor den Folgen eines Einmarschs in der Ukraine gewarnt.

Mit Blick auf die von den USA und ihren Verbündeten angedrohten harten Sanktionen gegen Russland sagte Biden im Weißen Haus, eine Invasion würde kein „Kinderspiel“ für Russland. Militärisch habe Russland zwar eine „überwältigende Überlegenheit“ gegenüber der Ukraine. „Aber wenn sie das tun, dann werden sie einen hohen Preis zahlen. Unmittelbar, kurzfristig, mittelfristig und langfristig.“ Putin wolle den Westen auf die Probe stellen, unterschätze aber die Konsequenzen.

Biden sagte, er vermute, dass russische Soldaten in die Ukraine eindringen würden. Er glaube aber nicht, dass Putin „einen ausgewachsenen Krieg“ wolle. „Es ist eine Sache, wenn es sich um ein geringfügiges Eindringen handelt“, sagte Biden auch mit Blick auf eine mögliche Reaktion der Nato. „Aber wenn sie tatsächlich das tun, wozu sie mit den an der Grenze zusammengezogenen Streitkräften in der Lage sind, dann wird das für Russland eine Katastrophe werden.“ Biden erklärte nicht näher, was er als „geringfügiges Eindringen“ („minor incursion“) betrachte. Die Nato rief er zur Geschlossenheit auf.

Unterscheidung zwischen Einmarsch und Eindringen?

Mit seinen Aussagen sorgte Biden für Irritationen, da er anzudeuten schien, dass angedrohte Sanktionen der Nato vom Ausmaß eines potenziellen russischen Einmarschs abhängen könnte. für Irritationen gesorgt.

Der US-Sender CNN zitierte einen ungenannten ukrainischen Regierungsvertreter mit den Worten, er sei „schockiert, dass US-Präsident Biden zwischen Eindringen und Einmarsch unterscheidet“. Das gebe dem russischen Präsidenten Wladimir Putin „grünes Licht, nach Belieben in die Ukraine einzudringen“. Der prominente republikanische Senator und Außenpolitiker Lindsey Graham sagte, er sei „fassungslos“ über die Äußerungen Bidens.

Psaki bemüht sich um Klarstellung

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, bemühte sich kurz nach Bidens Auftritt um Klarstellung. „Präsident Biden hat sich gegenüber dem russischen Präsidenten klar geäußert: Wenn sich russische Streitkräfte über die ukrainische Grenze bewegen, ist das eine erneute Invasion, und darauf werden die Vereinigten Staaten und unsere Verbündeten schnell, hart und geschlossen reagieren“, teilte Psaki mit.

Der US-Präsident wisse aber, dass Russland „über ein umfangreiches Instrumentarium für Aggressionen“ unterhalb der Schwelle militärischer Aktionen verfüge - beispielsweise Cyberangriffe und paramilitärische Taktiken. Biden habe bekräftigt, dass auch solche Aggressionen der Russen „mit einer entschlossenen, gegenseitigen und gemeinsamen Antwort beantwortet werden“.

Biden über Nato-Osterweiterung

Biden machte des Weiteren erneut deutlich, dass Russlands Forderung nach einer Absage einer weiteren Nato-Osterweiterung für die USA nicht in Frage komme. Zugleich schien der US-Präsident Putin aber entgegenzukommen, als er sagte: „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Ukraine in naher Zukunft der Nato beitreten wird, ist nicht sehr groß.“ Dafür müsse das Land zuvor weitere Fortschritte bei der Demokratisierung machen.

Biden war im Juni in Genf zu einem ersten persönlichen Gipfeltreffen mit Putin zusammengekommen. Dort wird an diesem Freitag US-Außenminister Antony Blinken seinen russischen Kollegen Sergej Lawrow treffen. Blinken ist derzeit auf einer Krisenmission in Europa. In Kiew kündigte er an, die USA würden die Ukraine trotz russischer Warnungen weiter militärisch unterstützen. An diesem Donnerstag besucht der US-Außenminister Berlin, um mit den europäischen Verbündeten über die Ukraine-Krise zu beraten.

© dpa-infocom, dpa:220119-99-775892/3

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