Bad Kreuznach (dpa)

Mutmaßlicher Tankstellen-Mörder von Idar-Oberstein angeklagt

| 25.01.2022 11:50 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
Ein Angestellter der Tankstelle ist in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz von einem mit einer Pistole bewaffneten Mann erschossen worden. Foto: Christian Schulz/Foto Hosser/dpa
Ein Angestellter der Tankstelle ist in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz von einem mit einer Pistole bewaffneten Mann erschossen worden. Foto: Christian Schulz/Foto Hosser/dpa
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Ein Tankstellen-Mitarbeiter wies einen Kunden auf die Maskenpflicht hin - und wurde daraufhin erschossen. Die Trauer um den 20-Jährigen ist groß. Nun steht die Mordanklage gegen den Täter.

Gut vier Monate nach dem tödlichen Schuss auf einen Tankstellen-Mitarbeiter in Idar-Oberstein hat die Staatsanwaltschaft den mutmaßlichen Täter wegen Mordes angeklagt.

Der 49-Jährige soll den 20 Jahre alten Mitarbeiter Mitte September 2021 getötet haben, nachdem dieser ihn mehrfach auf die coronabedingte Maskenpflicht hingewiesen hatte, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Gerd Deutschler am Dienstag in Bad Kreuznach mit. Die Tat löste bundesweit Entsetzen und Anteilnahme aus.

Nach den Ermittlungen hatte der 49-Jährige an der Tankstelle ohne Maske Bier kaufen wollen. Er kam zweimal. Beim ersten Mal war er nach einer Diskussion mit dem jungen Mann, der als Aushilfe an der Tankstelle jobbte, wieder gegangen. Als er zurückkam, trug er zunächst eine Mund-Nasen-Bedeckung, die er dann aber an der Kasse herunterzog. Nach einem kurzen Wortwechsel mit dem 20-Jährigen habe der Beschuldigte einen Revolver aus der Hosentasche gezogen und den Schüler mit einem Kopfschuss getötet. Der junge Mann war sofort tot.

Laut Staatsanwaltschaft handelte der Täter „heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen“. Der zuvor nicht polizeibekannte Deutsche hatte den Todesschuss gestanden. Nach seiner Festnahme sagte er, dass er die Corona-Maßnahmen ablehne und ihm die Pandemie zugesetzt habe. Diese Aussage werde nach den Ermittlungen gestützt, hieß es nun. Die „nachdrückliche Ablehnung der zur Bekämpfung der Corona-Pandemie ergriffenen Maßnahmen“ des Mannes sei „mitursächlich für die Tatbegehung“.

Der Angeklagte schweigt

Er habe den Getöteten wohl „als mitverantwortlich für die Gesamtsituation angesehen“, weil dieser die Regeln zur Mund-Nasen-Bedeckung durchsetzen wollte, teilte die Anklagebehörde mit. Derzeit mache der selbstständige Softwareentwickler aus Idar-Oberstein von seinem Schweigerecht Gebrauch.

Insgesamt haben die Ermittler laut Deutschler rund 20 Zeugen vernommen. Darunter seien auch drei Augenzeugen gewesen, die bei der Tat vor Ort in der Tankstelle waren. Ein Mann sei ein Kollege des Getöteten gewesen, hinzu kamen zwei junge Frauen. Zudem sei umfangreiches Material von den sichergestellten Datenträgern des Angeklagten ausgewertet worden.

Interesse an Theorien von Corona-Leugnern

Dabei habe sich gezeigt, dass der 49-Jährige „der Mehrheitsgesellschaft und dem Staat ablehnend distanziert gegenüber“ gestanden habe. Zudem habe er sich mit Theorien der Corona-Leugner befasst, ohne aber in einer Gruppe oder Organisation aktiv gewesen zu sein. Er habe „relativ zurückgezogen“ gelebt.

Die Trauer um den getöteten Alex bestimmte wochenlang das Leben in Idar-Oberstein. In einer Trauerfeier im Oktober hatte seine Mutter an ihren Sohn erinnert. „Alex war ein lebenslustiger, hilfsbereiter, intelligenter, charmanter, charismatischer sowie chaotischer und verrückter, aber vor allem ein liebevoller und lustiger junger Mann“, sagte sie. „Bitte haltet ihn als den tollen Menschen in Erinnerung, der er war, und nicht als den Jungen, der an der Tankstelle sein Leben lassen musste. Denn er war so viel mehr als das.“

Wann der Prozess vor dem Landgericht Bad Kreuznach beginnt, ist noch unklar.

© dpa-infocom, dpa:220125-99-842137/3

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