Was Sie heute wissen müssen

Bünting gewinnt | Niederlande öffnet | Verbraucher verlieren

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 28.01.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Ist von den Großunternehmen in Ostfriesland die Rede, geht es meist um VW, Enercon und auch die papenburgische Meyer-Werft. Von der Bünting-Gruppe ist eher selten die Rede. Das mag daran liegen, dass das 1806 als Teehaus in Leer gegründete Familienunternehmen, inzwischen in Nortmoor, Samtgemeinde Jümme, angesiedelt, seine Filialen in ganz Nordwest-Deutschland unterhält, unter Marken wie Combi, Famila und Markant. Während VW und Meyer deutlich unter der Pandemie leiden, gehört die Bünting-Gruppe durchaus zu den Krisen-Gewinnern, wie Daniel Noglik schreibt. Er war gestern bei der online gehaltenen Jahrespressekonferenz dabei und berichtet von eindrucksvollen Zahlen. Das operative Ergebnis, also der Gewinn vor Steuern und Zinsen, hat sich auf fast 45 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Aber es gibt auch Probleme, mit den Lieferketten etwa oder mit Personalausfällen wegen der Omikron-Ausbreitung.

Und, Bünting hat auch noch große Pläne in Ostfriesland. In Aurich, an der Pferdemarkt-Kreuzung, entsteht der bisher größte Combi-Markt. Er wird 3500 Quadratmeter Verkaufsfläche haben. 183 Combi-Märkte gibt es bereits, viele davon in Ostfriesland, aber nicht einen in Büntings Heimatstadt Leer. Natürlich geht auch die Digitalisierung an dem Handelskonzern nicht vorbei. In dem neuen Markt sollen die Kunden Möglichkeit haben, die Waren im Kassenbereich selbst zu scannen und zu bezahlen. Eine weitere Lösung bei Bünting ist, die Waren direkt am Regal zu scannen. Solche Systeme haben schon der Edeka in Weener und Multi in Leer im Einsatz.

Jeden Tag gab es diese Woche neue Omikron-Rekorde: Deutschlandweit stieg die Inzidenz erstmals über den Wert von 1000. Das bedeutet über 200.000 Neufälle an einem Tag. Und auch in Ostfriesland steigen die Zahlen rasant. Im Landkreis Leer zum Beispiel betrug die Inzidenz vor einer Woche noch 390, und gestern waren es fast 700. Allerdings, und darum geht es ja, haben die meisten Infektionen milde Verläufe. Gerade mal zwei Menschen liegen in Ostfriesland wegen einer Covid-Erkrankung auf der Intensivstation. Hoffnung haben auch die Freizeitsportler, seit das Oberverwaltungsgericht Lüneburg am Dienstag die 2G-Regel kippte. So recht trauen Ostfrieslands Fußballer und auch die Golfer (eine Golfspielerin war die Klägerin) dem Braten wohl noch nicht, hat Maren Stritzke erfragt. Selbst die Boßler praktizieren weiterhin 2G.

Voran gehen auch die Niederlande. Obwohl dort Omikron voll zuschlägt und die Inzidenz bei 2000 liegt, wurde am Mittwoch weiter gelockert. Die Gastronomie und Bars dürfen nach dem Lockdown über Weihnachten nun bis 22 Uhr öffnen. Dabei gilt 3G und Maskenpflicht. Des Risikos ist sich Ministerpräsident Mark Rutte bewusst. „Wir verstehen, dass Rutte die Gesellschaft wieder öffnet“, sagt Lex Kloosterman, Pressesprecher der Uniklinik in Groningen (UMCG). Allerdings: „Wenn sich mehr Leute begegnen, könnten auch die Krankenhauseinlieferungen steigen. Das ist das Risiko.“ Vera Vogt hat unter anderem mit Kloosterman gesprochen.

Ostfriesland ist ja nicht gerade katholisches Kernland. Deswegen werden die Verwerfungen, in denen die Kirche in Deutschland steckt, eher mit Empörung als mit Betroffenheit betrachtet. Wie groß der Mut der 125 Mitarbeiter der katholischen Kirche ist, die sich am Montag als „queer“ geoutet haben, also als homosexuell oder als transsexuell oder ähnlich, ist aber auch Protestanten klar. Andreas Robben, Dechant der Region Ostfriesland im Bistum Osnabrück, begrüßt die bundesweite Aktion: „Ich danke denjenigen, die diesen Schritt getan haben.“ Und auch Franz-Josef Bode, Bischof des Bistums, nennt die Debatte „längst überfällig“. Wie man im katholischen Borromäus-Hospital in Leer mit geschiedenen Mitarbeitern umgeht, auch das hat Nora Kraft erfragt.

Heute vor exakt 50 Jahren trat ein Gesetz in Kraft, das bis heute spaltet und in seinen Auswirkungen weiterhin umstritten ist, der sogenannte „Radikalen-Erlass“, eine Gesinnungsprüfung für jene, die in den Staatsdienst wollten. Vor allem ging es um Kommunisten und angebliche Linksradikale. Johann Saathoff aus Pewsum, seit neuestem Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium und zuständig unter anderem für den Umgang mit Extremisten, hat schon sein ganzes Berufsleben lang mit dem Radikalenerlass Berührungspunkte. Seine Bewertung dieser Regelung und seine Antwort auf die Frage, ob es ein solches Gesetz heute wieder bräuchte, lesen Sie in dem Interview mit Andreas Ellinger.

Die letzte Leseempfehlung für diese Woche ist ein Verbraucherthema: Auch Tausenden von Ostfriesen wurden über den Jahreswechsel die Energieverträge gekündigt, weil die Versorger pleite gegangen sind. Die regional zuständigen Versorger haben sie aufgenommen - aber zu deutlich höheren Tarifen. Was sie nun tun können, um wieder weniger bezahlen zu müssen, hat Michael Kierstein unter anderem die Verbraucherzentrale gefragt.

Halt, halt, eine Nachricht fehlt noch: Neil Young, einer meiner seit Jugendtagen liebsten Musiker, ist bei Spotify rausgeflogen, weil er die Audioplattform ultimativ aufgefordert hatte, die Podcasts eines coronaverharmlosenden Comedians auszulisten. Da bleibt mir nur eins: Ich werde Spotify kündigen. Und Sie?

Was heute wichtig wird:

  • Seit dem 1. November 2021 ist Christoph Busboom Bürgermeister von Jümme. Der 43-Jährige weiß inzwischen, wer im Rathaus welche Post bekommt. Aber er müsse fürs neue Amt noch viel lernen, hat er Christine Schneider-Berents gesagt.
  • Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und Rezepte müssen jetzt digital erstellt werden. Aber sind die Ärzte und Apotheker überhaupt schon in der Lage, das umzusetzen? Nikola Nording hat nachgefragt.
  • Journalist sein, heißt mit allen Seiten zu sprechen. Darum freut sich Marion Luppen auch darüber, dass zwei Auricher Impfskeptiker, die auch bei den Montagsspaziergängen mitlaufen, bereit sind, ihr etwas über ihre Motive zu erzählen.
  • Die Gemeinde Ihlow hat geprüft, auf welchen Dächern in der Gemeinde sich Fotovoltaik-Anlagen rentieren könnten. Nicole Böning stellt die Standorte vor und fragt gleichzeitig, wie realistisch die Pläne sind.
  • Einschlafen mit dem Blick aufs Meer: In Harlesiel wird dieser Traum hoffentlich ab Mitte Mai wahr. Damit rüstet der Kurverein sein „Glamping“-Angebot weiter auf. Susanne Ullrich hat sich zudem weitere Angebote an der Küste angesehen.
  • Die Sanierung der Emder Eisenbahnbrücke dauert mindestens bis Anfang Mai. Das erschwert Wassersportlern und Bootjefahrern den Zugang zum Alten Binnenhafen und zum Delft. Aber es gibt alternative Routen. Mona Hanssen berichtet.
  • Die IG Metall zieht an diesem Freitag Bilanz: Wie ist die Situation in der Automobil-, der Windkraft-, der Metall- und der Elektroindustrie aktuell? Und wie steht eigentlich die Gewerkschaft da? Claus Hock hofft Antworten auf diese Fragen zu bekommen.
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