Melbourne (dpa)

Nadal vor 21. Grand-Slam-Triumph - Endspiel gegen Medwedew

Kristina Puck, dpa
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Von Kristina Puck, dpa
| 28.01.2022 07:48 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Nadal spielt einen Rückhand-Return. Dank des 6:3, 6:2, 3:6, 6:3 erreichte der Spanier zum sechsten Mal das Finale der Australian Open. Foto: Andy Brownbill/AP/dpa
Nadal spielt einen Rückhand-Return. Dank des 6:3, 6:2, 3:6, 6:3 erreichte der Spanier zum sechsten Mal das Finale der Australian Open. Foto: Andy Brownbill/AP/dpa
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Monatelang fehlte Rafael Nadal wegen seiner Fußverletzung. Er zweifelte, ob er die Australian Open spielen kann. Nun kann der spanische Tennisstar im Finale triumphieren und Geschichte schreiben.

Jetzt fehlt Rafael Nadal tatsächlich nur noch ein Sieg zum 21. Titel und Grand-Slam-Rekord: Nach Monaten voller Schmerzen und Zweifeln sowie Gesprächen über ein Ende seiner Tennis-Karriere greift der Spanier bei den Australian Open nach dem Triumph.

Am Sonntag (9.30 Uhr deutscher Zeit/Eurosport) kann sich der 35-Jährige mit einem Finalerfolg gegen den russischen US-Open-Champion Daniil Medwedew zur alleinigen Nummer eins in der extrem prestigeträchtigen Statistik küren. Er würde sich von seinen langjährigen Rivalen Roger Federer und Novak Djokovic absetzen.

Djokovic, Nadal und Federer gleich auf

„Ich denke, Novak wird dieses Match in zwei Tagen auch gucken“, sagte Medwedew am Freitag grinsend im Siegerinterview. Und wenn Nadal dann triumphiert, würde für den anfangs deutlich höher gehandelten Djokovic seine Niederlage vor dem Bundesgericht und die erzwungene Ausreise aus Australien vor Turnierbeginn noch bitterer werden.

„Ich musste leiden, ich musste kämpfen. Es bedeutet mir viel, hier wieder im Finale zu sein“, sagte Nadal glücklich nach dem 6:3, 6:2, 3:6, 6:3 im Halbfinale von Melbourne gegen den Wimbledon-Finalisten Matteo Berrettini. 13 Jahre ist sein einziger Melbourne-Erfolg her: „Ich hätte nie an eine weitere Chance 2022 gedacht.“

Auch angesichts der Fragezeichen, die hinter seiner Teilnahme an den Australian Open standen, zuckte Nadal bei der Frage nach dem Tennis-Meilenstein mit den Schultern. Er nimmt die Statistik nicht so wichtig, wie er glaubhaft versicherte. „Ich bin einfach glücklich, Teil dieser erstaunlichen Tennis-Ära zu sein. Das ist alles“, sagte er: „Irgendwie ist es egal, ob einer einen mehr oder einen weniger erreicht. Wir haben alle erstaunliche Dinge geschafft.“

In dem seit langen faszinierenden Rennen um die Grand-Slam-Titel stehen die großen Drei momentan auf einer Stufe: Nadal hat ebenso wie der wegen seiner langwierigen Knieprobleme pausierende Schweizer Federer und der serbische Weltranglisten-Erste Djokovic 20 Trophäen bei den vier wichtigsten Turnieren gesammelt.

Gute Aussichten auf den Triumph

Nadals Aussichten sind glänzend, sofern die Fitness für ein weiteres Match ausreicht. Allerdings muss er dafür den starken Weltranglisten-Zweiten Medwedew schlagen. Das emotionale Halbfinale gegen den griechischen Weltranglisten-Vierten Stefanos Tsitsipas entschied Medwedew mit 7:6 (7:5), 4:6, 6:4, 6:1 für sich.

Vehement schimpfte der Vorjahresfinalist zwischenzeitlich mit Schiedsrichter Jaume Campistol. Er forderte eine Verwarnung für unerlaubtes Coaching, weil Tsitsipas' Vater auf der Tribüne permanent rede. „Du bist so schlimm, Mann“, beschwerte sich der 25-Jährige bei 4:5 im zweiten Satz lauthals und nannte den Schiedsrichter eine „kleine Katze“. Als er sich mit etwas Abstand vom hitzigen Gefecht längst beruhigt hatte, bedauerte er seinen Ausbruch. Er respektiere die Schiedsrichter, beteuerte der russische Profi.

Auch auf dem Platz hatte sich Medwedew nach einer Pause zwischen den Sätzen gefangen und sicherte sich sein viertes Grand-Slam-Finale. In der Tennis-Szene unvergessen ist das US-Open-Endspiel von 2019, das Nadal in fünf Sätzen für sich entschied. „Ich bin bereit“, kündigte Medwedew nun an. Erst bei den vergangenen US Open im September hatte er Djokovic dessen 21. Titel verwehrt. „Die Rivalität zwischen ihnen ist großartig. Immer wieder hören wir, es ist vorbei, nicht sicher, ob sie zurückkommen. Nun, schaut auf Rafa“, sagte Medwedew.

Nadal: „Es ist ein Geschenk Tennis zu spielen“

Die Statistiken von Nadal sind beeindruckend: Der Routinier erreichte sein 29. Endspiel der bedeutendsten Kategorie. Am Sonntag kann es Nadal als vierter Spieler bei den Herren schaffen, dass er jedes der vier Grand-Slam-Turniere mindestens zweimal gewonnen hat. In Melbourne verblüfft Nadal sich selbst. „Vor eineinhalb Monaten wusste ich nicht, ob ich es schaffe, wieder auf die Tour zurückzukommen“, sagte er: „Hier bin ich, und bin dankbar dafür. Das ist alles. Es ist ein Geschenk, einfach hier zu sein und Tennis zu spielen. Ich nehme die Sachen nun ein bisschen anders. Am Ende des Tages, ich bin ehrlich, ist es für mich wichtiger, wieder die Chance zu haben, Tennis zu spielen als den 21. zu gewinnen.“ 

Wimbledon hatte der Linkshänder im vergangenen Jahr ausgelassen, auf die Olympischen Spiele und die US Open verzichtet, seit August gar kein Turnier mehr gespielt. Manchmal habe er nur 20 Minuten, manchmal 45 Minuten Tennis spielen können - und manchmal überhaupt nicht. Gedanken an ein Grand-Slam-Match waren weit weg. „Ich hatte viele herausfordernde Momente - viele Tage mit harter Arbeit ohne ein Licht zu sehen.“ Er habe mit dem Team und seiner Familie darüber geredet, ob es Zeit sei, Abschied zu nehmen, wenn es so schlimm bleibt.

Gegen den italienischen Weltranglisten-Siebten Berrettini spielte Nadal zwei Sätze grandios. Im dritten Satz wurde er müder. Doch bevor es zu kompliziert wurde, packte Nadal zu. Die Entscheidung fiel im achten Spiel des vierten Satzes, als Berrettini mit Vorhandfehlern letztlich das Break für Nadals 500. Hartplatzsieg begünstigte.

© dpa-infocom, dpa:220128-99-882230/8

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