New York (dpa)

Flores Kampf für schwarze Trainer in der NFL

Maximilian Haupt, dpa
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Von Maximilian Haupt, dpa
| 03.02.2022 08:53 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Brian Flores, ehemaliger Cheftrainer der Miami Dolphins, klagt gegen die Diskrimierung in der NFL. Foto: Wilfredo Lee/AP/dpa
Brian Flores, ehemaliger Cheftrainer der Miami Dolphins, klagt gegen die Diskrimierung in der NFL. Foto: Wilfredo Lee/AP/dpa
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70 Prozent aller NFL-Profis sind schwarz. Keines der 32 Teams gehört einem Schwarzen. Nur ein Trainer in der NFL ist Schwarz. Brian Flores klagt, weil sich die Verhältnisse nicht ändern.

Brian Flores weiß genau, welche Diskussion er ausgelöst hat mit seiner Klage gegen die NFL - und auch, dass er das jetzt durchziehen will.

Einen Tag, nachdem er der National Football League vor einem Gericht in New York Diskriminierung schwarzer Trainer vorgeworfen hat und es in der Klage hieß, die NFL werde wie eine Plantage gemanagt, hat der 40 Jahre alte Football-Trainer mehrere TV-Auftritte und betont, um was es ihm geht. „Viele in diesem Land haben sich vor mir für Veränderungen für People of Color eingesetzt. Ich habe das Gefühl, jetzt bin ich an der Reihe“, sagte er bei CNN. Sein ESPN-Interview beendete er mit dem Satz: „Wenn ich nie wieder Trainer bin, aber es eine Veränderung gibt, dann war es das wert.“ Als People of Color bezeichnen sich Menschen mit Rassismuserfahrungen.

Flores: „Wir brauchen eine Veränderung“

Die NFL weiß ganz genau, dass im Verhältnis viel zu wenig Schwarze oder andere People of Color in verantwortlichen Positionen arbeiten. Das hat die Liga in der Vergangenheit wieder und wieder eingestanden. Es gibt deswegen seit zwei Jahrzehnten sogar eine Regel, die Teams dazu verpflichtet, bei offenen Stellen für Trainer mindestens zwei Kandidaten zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen. Doch das ist nach Wahrnehmung von Flores oft nur ein Haken in einem Kästchen - und hilft nichts, weil die Interviews zu oft nicht ernst gemeint sind. „Wir sehen doch die Zahlen. Wir brauchen eine Veränderung“, sagte er bei CNN. Was er meint: Etwa 70 Prozent aller Football-Profis in den USA sind schwarz - von den 32 Mannschaften haben derzeit aber nur die Pittsburgh Steelers in Mike Tomlin einen Afroamerikaner als Cheftrainer. Dabei gäbe es eine enorme Zahl qualifizierter Leute.

Die „New York Times“ zitierte einen Anwalt mit NFL-Erfahrung, der Flores als Sammelklage angelegtem Schritt kaum Chancen auf Erfolg einräumt. Schließlich müsse zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass es eine rassistische Diskriminierung gegeben und Flores deswegen Cheftrainer-Posten nicht bekommen habe. Genau das bestreitet die NFL aber ebenso wie die drei Teams, die in der Klage ebenfalls angegangen werden: Die Denver Broncos, Miami Dolphins und New York Giants.

Warum diese drei? Die Chefs der Broncos sollen zu einem Vorstellungsgespräch mit Flores eine Stunde zu spät gekommen und auch durch andere Anzeichen offensichtlich nicht wirklich an dem Kandidaten interessiert gewesen sein. Die Giants - und nur so kam die Sache überhaupt ins Rollen - hatten sich allem Anschein nach schon vor dem Interview mit Flores in der Vorwoche für Brian Daboll entschieden. Und die Dolphins hatten Flores nach der Hauptrunde entlassen - obwohl er in den beiden letzten seiner drei Jahre dort eine positive Bilanz aus Siegen und Niederlagen hatte und sieben der letzten acht Saisonspiele gewann.

„Wir betrügen unsere Fans und uns selbst“

Unterstützung bekam Flores von Kollegen. „Das ist ein sehr versierter Trainer“, sagte Ron Rivera. Der Cheftrainer der Washington Commanders ist der einzige mit hispanischem Hintergrund: „Ich kann die Frustration sehen und ich kann die Frustration spüren. Es ist fast so, als ob das seine letzte Option ist. Wie kann jemand wie er außen vor sein bei den Anstellungen?“

Der ehemalige NFL-Trainer Tony Dungy verwies in einem Tweet auf einen offenen Brief an die 32 Team-Besitzer und -Besitzerinnen und forderte sie dazu auf, ihre Herangehensweise bei der Besetzung von Trainerstellen zu ändern. „Wir betrügen unsere Fans und wir betrügen uns selbst. Und sie sind die einzigen, die das korrigieren können“, schrieb er dort. Mehr noch als seine eigenen Erfahrungen schmerze ihn, dass Afroamerikaner 30 Jahre nach seinen Anfängen in der NFL noch immer vor den gleichen Hürden stünden. „Die Klage von Brian Flores zeigt den Frust, den viele schwarze Trainer haben. Es könnte nur die Spitze des Eisbergs sein. Es muss sich etwas ändern.“

Bei den Houston Rockets und den New Orleans Saints ist Flores derzeit einer der Kandidaten für die offenen Cheftrainer-Stellen der beiden Teams. Er habe die Verantwortlichen über seine Klage vorab informiert. Auch wenn er einen der beiden Jobs bekommen sollte, wolle er die Sammelklage nicht zurückziehen. „Es melden sich andere Trainer bei uns, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben“, sagte sein Anwalt John Elefterakis.

© dpa-infocom, dpa:220203-99-952899/3

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