Santa Monica (dpa)
Börse feiert ersten Snapchat-Gewinn nach Facebook-Schock
Nachdem Facebook die Börse enttäuscht hatte, ging es auch für die Aktie des Konkurrenten Snap nach unten. Doch mit den eigenen Zahlen überzeugte der Betreiber von Snapchat die Anleger. Unter anderem gab es den ersten Quartalsgewinn seit der Gründung vor über zehn Jahren.
Einmal Kurskeller und zurück: Die Macher der Foto-App Snapchat haben binnen weniger Stunden eine außergewöhnliche Börsen-Achterbahn mit Happy End erlebt.
Erst ließen verschreckte Anleger die Aktie im Sog des Facebook-Ausverkaufs um 23,6 Prozent einbrechen. Doch als die Betreiberfirma Snap eigene Zahlen vorlegte, drehte die Stimmung. Der Kurs stieg zum Beginn des vorbörslichen Handels am Freitag um mehr als 50 Prozent.
Snap überzeugte die skeptischen Investoren unter anderem mit dem allerersten Quartalsgewinn. Die Firma verbuchte im vergangenen Vierteljahr einen Überschuss von 22,5 Millionen Dollar nach roten Zahlen von 113 Millionen Dollar ein Jahr zuvor. Snap sei zunehmend in der Lage, Investitionen in die Zukunft aus eigener Kraft zu stemmen, freute sich Mitgründer und Chef Evan Spiegel im Gespräch mit Analysten.
Die Zahl der täglich aktiven Snapchat-Nutzer stieg zuletzt binnen drei Monaten von 306 auf 319 Millionen. Zudem erhöhte Snap den Umsatz im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 42 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar (gut 1,1 Mrd Euro). Für das laufende Vierteljahr stellte Snap gut eine Milliarde Dollar Umsatz in Aussicht.
An der Börse kam das gut an: Im Ergebnis des turbulenten Tages rückte der Kurs der Snap-Aktie von 32 Dollar auf gut 37 Dollar im vorbörslichen Handel am Freitag vor.
Facebook: Rückgang derNutzerzahlen
Der Facebook-Konzern Meta hatte über ein Viertel seines Werts verloren. Auslöser für den Kurssturz waren der erste Rückgang bei der Zahl täglich aktiver Facebook-Nutzer und die Enttäuschung der Anleger über die Umsatzprognose für das laufende Quartal. Auch Aktien von Facebook-Konkurrenten wie Snap kamen unter die Räder.
Einer der Gründe dafür dürfte gewesen sein, dass Snapchat in den vergangenen Monaten genauso wie Facebook unter Apples Maßnahmen für mehr Privatsphäre auf dem iPhone gelitten hatte. Seit Sommer müssen App-Anbieter iPhone-Nutzer ausdrücklich um Erlaubnis fragen, wenn sie zu Werbezwecken ihr Verhalten über verschiedene Dienste hinweg nachverfolgen wollen. Viele Menschen lehnen das ab - und dadurch geraten bisherige Anzeigenmodelle der Apps durcheinander.
Snap stellte Apple-Maßnahmen nie in Frage
Snap hatte bereits einräumen müssen, dass Werbekunden in manchen Anzeigenkategorien nicht mehr den Erfolg ihrer Kampagnen einschätzen konnten. Nun hieß es aber, die Situation verbessere sich in einigen Bereichen schneller als erwartet. Snap entwickelte unter anderem eigene Messwerkzeuge für Werbekunden. Anders als Facebook hatte Snap Apples Maßnahmen trotz der Rückschläge nie in Frage gestellt. Spiegel bezeichnete sie stattdessen mehrfach als einen richtigen Schritt.
Zugleich bekommt Snapchat aber genauso wie Facebook ein verändertes Verhalten der Nutzer zu spüren. So sei die Nutzung sogenannter Stories, in denen Nutzer Fotos und Videos einen Tag lang für ihre Freunde sichtbar machen können, gesunken.
Kurzvideos im Trend
Facebook hatte das bei Snapchat etablierte Stories-Format in seinen Apps inklusive Whatsapp kopiert. Jetzt verwies Gründer und Chef Mark Zuckerberg auf zunehmende Konkurrenz durch die Video-App Tiktok und will auch verstärkt auf kurze Videos setzen. Facebooks Tiktok-Kopie heißt Reels, Snapchat imitiert den Dienst in seiner App unter dem Namen Spotlight. Zuletzt hätten Nutzer mehr Zeit in Spotlight verbracht, sagte Spiegel.
Snapchat war nach der Gründung im Jahr 2011 mit von alleine verschwindenden Fotos populär geworden. Inzwischen bekam die App einen starken Fokus auf sogenannte erweiterte Realität, bei der digitale Objekte auf dem Bildschirm mit realen Umgebungen kombiniert werden. Dabei geht es bei Snapchat zum einen Spaß-Anwendungen, die Firma nutzt die Technologie aber auch für digitale Anproben von Bekleidung oder Sonnenbrillen.
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