Was Sie heute wissen müssen
Atomraketen gegen Russland | Ministerin für Zentralklinik | Ermittlungen gegen Zahnärztin
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Wer die Gnade der späten Geburt hat, weiß das natürlich nicht. Aber bei jenen, die den Kalten Krieg bewusst miterlebt haben, weckt die gegenwärtige Situation an der ukrainisch-russischen Grenze viele Erinnerungen. Ost gegen West, der Konflikt beherrschte jahrzehntelang, bis 1989, die Weltpolitik. Und Ostfriesland war damals im Vergleich zu heute hochgerüstet. Sogar Atomsprengköpfe wurden hier gelagert, in Raketensilos südlich von Wiesmoor und in der Nähe von Dornum. Sie waren Teil des amerikanischen Raketenabwehrsystems Nike Hercules. Die Sprengköpfe sind längst weg, die Bunkeranlagen verfallen, aber gerade für jene Männer, die damals als Bundeswehrsoldaten in der FlaRak-Gruppe 26 ihren Dienst taten, ist das Thema Krieg und Abschreckung bis heute präsent. Ole Cordsen lässt in seiner Geschichte die Vergangenheit aufleben, im Blick auf die aktuelle Kriegsrhetorik in Südosteuropa.
Blicken wir in die Zukunft: Kommt die Zentralklinik in Uthwerdum oder kommt sie nicht? Noch liegen nicht mal belastbare Kostenschätzungen vor, erst Mitte Juni wird der Krankenhaus-Ausschuss des Landtags eine vorläufige Entscheidung fällen, um so mehr hingen die örtlich Verantwortlichen gestern an den Lippen von Gesundheitsministerin Daniela Behrens. Sie war auf Stippvisite nach Emden gekommen, um sich mit der Geschäftsführung der Trägergesellschaft Kliniken Aurich-Emden-Norden, Oberbürgermeister Tim Kruithoff, Aurichs Landrat Olaf Meinen (beide parteilos) und weiteren Politikern auszutauschen. „Es gibt keine Exit-Strategie“, sagte die Ministerin anschließend vor der Presse. Sie sei „sehr positiv gestimmt“, dass die Zentralklinik wie beabsichtigt verwirklicht und zu einem hohen Anteil vom Land finanziert werde. Neue Angaben zu den Kosten zum „Megaprojekt für Ostfriesland“, so Behrens, wurden nicht gemacht. Bisher ist von rund 400 Millionen Euro die Rede gewesen, am 25. Februar soll eine aktuelle Kostenschätzung für das Großklinikum mit über 800 Betten folgen. Gordon Päschel war bei der Pressekonferenz dabei.
Für einen großen Schrecken hatte vorige Woche das auf einer Sandbank vor Wangerooge havarierte 400-Meter-Containerschiff „Mumbai Maersk“ gesorgt. PS-starke Spezialschlepper hatten den Kahn bei Hochwasser unbeschädigt wieder freibekommen. Es sah so aus, als ob auch die Ursachenforschung eine Kleinigkeit wäre. Pustekuchen. Die Ermittlungsbehörden quälen sich gerade durch die Tonbandaufzeichnungen von der Brücke, wo sich unbestätigten Meldungen zufolge der Kapitän und der an Bord gekommene Lotse gestritten haben sollen, wie Daniel Noglik erfahren hat. Die „Mumbai Maersk“, die zwischenzeitig einen Stopp in Bremerhaven gemacht hatte, hat inzwischen in Göteborg angelegt.
Dass der Regen am Sonntag heftig werden würde, hatten die Wetterfrösche schon zwei Tage davon angekündigt. Dass er Teile Ostfrieslands in eine Seenlandschaft verwandeln würde, allerdings nicht. Als Helmut Schneider, Geschäftsführer des Entwässerungsverbands Aurich, am Sonntagvormittag um 11 Uhr auf den Pegel am Abelitz-Moordorf-Kanal schaute, lag der bei 7,61 Meter. Kritisch. Denn: „Ab 6,40 Meter muss langsam etwas passieren“, so der Experte. Auch wenn deutlich weniger Regen fiel als bei dem Starkregenereignis im September, geriet das Entwässerungssystem an seine Grenzen. „Im Gegensatz zum September schläft die Vegetation jetzt und nimmt kein Wasser auf. Der Boden ist vollkommen gesättigt. Jeder Liter, der herunterkommt, läuft direkt oberirdisch ab und in die Vorfluter“, erklärt Schneider: „Deshalb waren Gewässer wie die Sandhorster Ehe bordvoll – teilweise liefen sie sogar über.“
Bei der Sturmflut vor gut einer Woche gab es Proteste vor allem in Jemgum, wegen Überschwemmungen, die laut einer Beschwerde von Bürgermeister Hans-Peter Heikens bei Umweltminister Olaf Lies zu verhindern gewesen wären, wenn das Emssperrwerk Gandersum rechtzeitig geschlossen worden wäre. Gestern war Lies zum Gespräch vor Ort und stellte klar: „Provisorisch schließen geht nicht.“ Das sei im Planfeststellungsbeschluss des Sperrwerkes so festgelegt. Erwartet hatten die Fachleute Wasserstände von zwei Metern über dem mittleren Tidehochwasser, ab 2,10 Meter steht eine Schließung des Sperrwerks an, tatsächlich kamen dann 2,25 Meter. Nun sollen die Prognosedaten verbessert werden, berichtet Vera Vogt.
Wegen Körperverletzung ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft Aurich gegen eine Leeraner Zahnärztin, die ihre Nähe zu Querdenkern seit Monaten offen zur Schau getragen hatte und gegen die auch Überprüfungen von Landkreis, Gewerbeaufsichtsamt, Zahnärztekammer und des Niedersächsischen Zweckverbands zur Approbationserteilung (Nizza) laufen. Die ungeimpfte Medizinerin hatte nicht nur Masken zerschnitten und selber ohne Maske behandelt, sondern auch - was lästig, aber erlaubt ist - Unterschriftslisten für die Querdenker-Partei „Die Basis“ verteilt und soll falsche Negativ-Testzertifikate ausgestellt haben. Auch deshalb ermittelt die Staatsanwaltschaft. Mit Inkrafttreten der Impfpflicht in Gesundheitsberufen könnte sich die Berufstätigkeit der Endsiebzigerin ohnehin erledigt haben, schreibt Daniel Noglik.
Leid sind die Corona-Beschränkungen inzwischen auch viele andere, die sich bisher gesetzestreu an alle Regeln gehalten haben. Die gegenwärtige Situation - galoppierende Inzidenzen, aber keine Überlastung der Krankenhäuser - stärkt zu Recht den Widerspruchsgeist der ostfriesischen Gastronomen. „Was wir jetzt benötigen, ist ein strukturierter Zeitplan. Die Betriebe bereiten sich so gut vor, wie sie können. Aber es bleibt einfach ein Vabanquespiel“, sagte die Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Ostfriesland, Birgit Kolb-Binder, im Gespräch mit Martin Teschke. Die Hoffnungen ruhen nun auf der nächsten Bund-Länder-Runde am 16. Februar. Gesundheitsminister Lauterbach hatte der „Bild“-Zeitung gesagt: „Ich glaube, dass wir deutlich vor Ostern lockern werden. Davon bin ich fest überzeugt.“
Was heute wichtig wird:
- Immer wieder sind Kinder bei den Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen dabei. Vera Vogt hat mit einem Politikwissenschaftler darüber gesprochen, wann politische Bildung aufhört und Instrumentalisierung anfängt.
- Während der Corona-Pandemie soll bei den Theorieprüfungen für den Führerschein oft betrogen worden sein. Was sind die Maschen? Was sind die Gegenmaßnahmen? Michael Kierstein hat nachgefragt.
- Auricher Bahn: Soll die Strecke für den Personennahverkehr ausgebaut werden oder bleibt sie eine Bahnlinie für den Güterverkehr? Der Landkreis Aurich prüft in Verbindung mit der geplanten Zentralklinik, was aus der Bahnstrecke werden soll. Nicole Böning berichtet.
- Sie ist in Emden legendär, und ihre Lage bietet einen wunderbaren Blick in den Hafen: Trotzdem kennen die Teufelsinsel nur wenige. Ein Konzert soll diesen besonderen Ort wieder ins Bewusstsein holen. Heiko Müller stellt die Teufelsinsel samt der aktuellen Pläne vor.