Los Angeles (dpa)

Deutscher Mini-Boom um American Football

Tom Bachmann, dpa
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Von Tom Bachmann, dpa
| 09.02.2022 06:02 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Der Stuttgarter Jakob Johnson spielt seit drei Jahren für die New England Patriots. Foto: Maximilian Haupt/dpa
Der Stuttgarter Jakob Johnson spielt seit drei Jahren für die New England Patriots. Foto: Maximilian Haupt/dpa
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Wenn in der Nacht zum Montag der Kickoff zum 56. Super Bowl erfolgt, dürften auch in Deutschland wieder über zwei Millionen Zuschauer vor dem Fernseher sitzen. American Football wird immer beliebter.

Als Kind hatte Jakob Johnson ein echtes Problem.

„Ich kann mich an eine Zeit erinnern, in der über American Football nichts in Deutschland auftauchte. Wenn man Sebastian Vollmer nimmt, der eine der erfolgreichsten Football-Karrieren überhaupt hatte und vielleicht mal zum Super Bowl in den deutschen Medien war“, sagte der Stuttgarter NFL-Profi der New England Patriots.

Würde Johnson in der Nacht zu Montag den 56. Super Bowl zwischen den heimischen Los Angeles Rams und den Cincinnati Bengals nicht vor Ort verfolgen, könnte er sich in der Heimat den Sender sogar aussuchen. Das Spektakel läuft in Deutschland bei ProSieben, „ran.de“ sowie DAZN.

Schon in diesem Jahr gibt es in Deutschland offizielle NFL-Spiele. „Wir freuen uns sehr, München und Frankfurt in der NFL-Familie willkommen zu heißen und sind glücklich, unsere Fans in Deutschland für ihre Leidenschaft zu belohnen, indem wir ihnen das Spektakel eines regulären NFL-Saisonspiels bieten“, sagte NFL Commissioner Roger Goodell Mittwoch.

„American Football kein Nischenprodukt“

Football wird in Deutschland immer beliebter. Zweifelsohne ist der Sport noch nicht massenkompatibel, aber zumindest unter jungen Leuten gibt es einen kleinen Hype. „Die NFL hat jetzt verstanden, wie viel Begeisterung für Football in Deutschland da ist und belohnt das und gibt dem Sport die Möglichkeit weiter zu wachsen“, sagte Johnson der Deutschen Presse-Agentur.

Den Football-Aufstieg belegte auch jüngst eine Befragung der AGF Videoforschung, dem Zusammenschluss der deutschen TV- und Streaminganbieter, in deren Auftrag auch die Quoten ermittelt werden. Demnach kamen 33,8 Prozent der 14 bis 49-Jährigen mindestens einmal im Fernsehen mit Football in Kontakt. Einen höheren Wert - Mehrfachnennungen waren möglich - weist nur der Fußball mit 84,8 Prozent auf.

„Diese Studie bestätigt unsere Überzeugung, dass American Football kein Nischenprodukt, sondern in der Mitte der sportbegeisterten Gesellschaft angekommen ist“, sagte Zeljko Karajica. Er ist Geschäftsführer der im vergangenen Jahr gestarteten European League of Football (ELF) und will mit dem Projekt an der wachsenden Popularität verdienen. In der neuen, im Juli startenden Saison wird die Liga bereits von acht auf zwölf Teams wachsen. Das Finale der Vorsaison zwischen Frankfurt und Hamburg hatte auf Pro Sieben MAXX immerhin einen Marktanteil von 3,6 Prozent erreicht.

Den Super Bowl, der in der Regel von Mitternacht bis in die frühen Morgenstunden deutscher Zeit läuft, schalten immer mehr Menschen ein. 2,11 Millionen waren es 2021 bei ProSieben, ein neuer Höchstwert. Vor zwanzig Jahren waren es gerade einmal 0,48 Millionen bei Sat.1. „Der Hype wird beständig größer. Davon bin ich zutiefst überzeugt“, sagte Patrick Esume. Der Ex-Profi ist nicht nur als TV-Gesicht bekannt, sondern auch Hauptinitiator der ELF. Auch Johnson ist seit kurzem finanziell beteiligt als Investor in Stuttgart.

ELF und GFL agieren auf demselben Markt

Von dem Projekt ist in Deutschland nicht jeder begeistert, allen voran die 1979 gegründete German Football League. Beide Ligen agieren auf demselben Markt, das führt naturgemäß zu Reibung. Die GFL, so der Vorwurf, habe durch die ELF Spieler, Trainer und Teams verloren. „Auf dem Niveau, auf dem wir uns aktuell bewegen, kann das mit zwei Ligen parallel auf Dauer nicht gut gehen“, sagte GFL-Vorstand Axel Streich. Während es bei der ELF darum geht, eine NFL-Kopie samt Showprogramm in Europa zu etablieren, liegt der Fokus der GFL auf der deutschen Meisterschaft.

Die Fans dürfte der Zwist wenig scheren. Zumal der Blick immer noch in Richtung Amerika geht, wenn das Thema Football ist. Da sind einem Superstars wie Tom Brady, Aaron Rodgers oder Patrick Mahomes im Zweifel näher als Madre London. Der Runningback der Cologne Centurions wurde in der abgelaufenen Saison zum wertvollsten Spieler gewählt. Er dürfte wirklich nur den Football-Nerds hierzulande ein Begriff sein.

© dpa-infocom, dpa:220209-99-39543/5

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