Zhangjiakou (dpa)
„Leichtsinnig“: Doll nach Fehlschuss ohne Biathlon-Medaille
Wie schon im Einzel wird es auch im Sprint nichts mit einer Medaille für die deutschen Biathlon-Männer in China. Benedikt Doll verfehlt im entscheidenden Moment wieder eine Scheibe.
Benedikt Doll sammelt zwar weiter Top-Ten-Plätze, mit der ersehnten Olympia-Medaille wurde es aber schon wieder nichts.
„Nach dem Einzelrennen war ich viel enttäuschter, da war das viel greifbarer. Heute bin ich zufrieden mit dem Rennen“, sagte der Schwarzwälder nach Platz acht im Sprint in China. Deutschlands Top-Biathlet leistete sich einen Fehler im Stehendschießen und verpasste so den möglichen Sprung noch weiter nach vorne. Im Einzel war er am Dienstag Sechster geworden und vergab am Ende mit einer Strafminute zu viel die mögliche Silbermedaille. Dolls Rückstand auf Bronze im Sprint betrug nun 26,1 Sekunden.
„Stehend diesen Fehler zu schießen, war recht leichtsinnig, ich hab den schnell geschossen. Das muss ich auf jeden Fall abschalten“, sagte der 31 Jahre alte Ex-Weltmeister, der zum Auftakt mit der deutschen Mixedstaffel Olympia-Fünfter geworden war. Einer Medaille trauerte Doll aber nicht nach: „Hätte ich einen Fehler weniger geschossen, wäre es wahrscheinlich trotzdem eng geworden mit dem Podest. Die Norweger waren heute sau schnell unterwegs.“
Zweites Gold für Bö
Vor allem Johannes Thingnes Bö: Der 28-Jährige gewann nach zehn Kilometern trotz einer Strafrunde in 24:00,4 Minuten und holte sein zweites Gold bei den Winterspielen nach dem Erfolg mit der Mixedstaffel. Silber sicherte sich der Einzel-Olympiasieger Quentin Fillon Maillet aus Frankreich 25,5 Sekunden dahinter. Bronze ging mit 38,9 Sekunden Rückstand an Bös Bruder Tarjei. Vor vier Jahren in Pyeongchang hatte der inzwischen zurückgetretene Arnd Peiffer für einen deutschen Olympia-Triumph im kürzesten Biathlonrennen gesorgt.
Doll lag im Ziel 1:00,5 Minuten hinter Bö und war beim Laufen rund eine Minute langsamer als Norwegens Star, der der Konkurrenz in der Loipe nicht die Spur einer Chance ließ. „Ich nehme es als gute Ausgangsposition für den Verfolger“, sagte Doll: „Es war ein gutes Rennen, so muss ich es nehmen. Beim Verfolger wird es über den Schießstand gehen, auf der Strecke passiert da weniger.“
Auch in das Jagdrennen der besten 60 an diesem Sonntag (11.45 Uhr) geht Bö als großer Favorit. Dorthin werden die Abstände aus dem Sprint mitgenommen, Doll hat deswegen ordentliche Aussichten auf Silber oder Bronze. „Ruhe bewahren, gut schießen, und wenn es gut klappt, ist die Medaille auf jeden Fall greifbar“, sagte Doll. Roman Rees schoss immerhin fehlerfrei, war aber 1:23,9 Minuten langsamer als Bö und wurde 17.; Philipp Nawrath als 22. und Johannes Kühn auf Rang 33 waren mit drei beziehungsweise vier Fehlern ohne Chance.
Kühn weit zurück
Der als Erster des deutschen Quartetts früh gestartete Nawrath war in seinem ersten olympischen Einzelrennen nach einem Fehlschuss im liegenden Anschlag schon hinten dran und verfehlte stehend dann sogar zweimal das Ziel. „Mit drei Strafrunden fängt man sich zusätzlich die Meter ein und kommt dann nicht mehr in Schwung“, sagte Nawrath. Rees machte es mit null Fehlern viel besser, hatte nach Rang sieben im Einzel aber nicht die nötige Geschwindigkeit in der Loipe für ein weiteres Top-Resultat.
Kühn schoss liegend gleich zweimal daneben und fiel damit sofort weit zurück. „Und ab dann war’s wieder vorbei. Natürlich muss man stehend nicht wieder zwei schießen“, sagte er. Mit vier Fehlern war er in dem starken Feld chancenlos und hat auch für das Verfolgungsrennen keine guten Aussichten. „Deswegen heißt es: nach vorne schauen und versuchen, es besser zu machen“, sagte Kühn.
Johannes Thingnes Bö lieferte in Zhangjiakou gleich eine seiner Schnellfeuer-Einlagen ab, Fillon Maillet ließ direkt danach eine Scheibe stehen und konnte das auf der halb so langen Sprint-Distanz nicht mehr mit seinem läuferischen Vermögen kompensieren. Bö musste zwar nach einem Fehler stehend eine Strafrunde absolvieren, blieb aber vorn und durfte dann gemeinsam mit seinem Bruder Tarjei jubeln. Doll musste dagegen wieder zusehen, wie andere die Medaillen bekamen.
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