Salzburg (dpa)
Coman rettet Bayern: Last-Minute-Tor gegen starke Salzburger
Die Pleite von Bochum hat beim FC Bayern Spuren hinterlassen. Beim Auftakt der K.o.-Phase in der Champions League ist der FC Bayern noch nicht titelreif. Coman trifft spät.
Die ausgepumpten Bayern-Stars um Retter Kingsley Coman schlenderten erleichtert zu ihren Fans und bejubelten ein kleines Happy End nach einem Kraftakt.
Der französische Final-Torschütze von 2020 hat das Münchner Starensemble gerade noch vor einer bösen Bauchlandung beim rotzfrechen Herausforderer RB Salzburg bewahrt. Coman erzielte in der 90. Minute den Treffer zum 1:1 (0:1) beim österreichischen Fußball-Meister und wendete damit die erste Münchner Saison-Niederlage in der Champions League zum Auftakt der K.o.-Phase ab. Nach der makellosen Gruppenphase mit sechs Siegen und 22:3 Toren präsentierten sich die Münchner am Mittwochabend in der rappelvollen Red Bull Arena gegen den österreichischen Achtelfinal-Debütanten aber noch nicht titelreif.
Nagelsmann: „Kann am Ende mit dem Ergebnis leben“
„Es war ein guter Schritt, wie wir zurückgekommen sind, auch wenn es nicht das Wunschergebnis und das Wunschspiel von uns waren. Es war ein Spiel, in dem wir mehr leiden mussten, als wir es uns gewünscht haben“, sagte Thomas Müller dem Streamingdienst DAZN. Trainer Julian Nagelsmann konnte am Ende „mit dem Ergebnis leben“ und gab als Marschroute für das Rückspiel am 8. März aus: „Wir müssen so auftreten wie in der zweiten Halbzeit. Ich habe viele Krämpfe bei Salzburg gesehen. Das ist auch eine kleine Botschaft für uns, dass wir es offensichtlich in der zweiten Halbzeit nicht so schlecht gemacht haben.“
Der früh eingewechselte Stürmer Junior Adamu versetzte die lautstarken Salzburger Fans mit seinem Führungstor auf Vorarbeit des sehr dynamischen deutschen Nationalspielers Karim Adeyemi zunächst in Freudenstimmung. Die Bayern rannten nach der Pause an, hätten bei einer Doppelchance von Adeyemi und Adamu aber fast das 0:2 kassiert (81.). Dann schlug der nach der Pause immer stärker werdende Coman zu.
„In der ersten Halbzeit war das ein Stück weit zu wenig. Salzburg ist zu gefährlichen Kontern gekommen. In der zweiten Halbzeit haben wir es besser kontrolliert. In der Mannschaft hat man gemerkt, dass wir das Spiel gewinnen wollten. Dass wir es können, ist nicht die Frage. Wir müssen das in jedem Spiel auf den Rasen bekommen. Wir sind nicht in einem Flow, dass es von alleine geht. Das hat auch jeder begriffen“, sagte Bayerns Mittelfeldstar Joshua Kimmich.
Die Bayern verhinderten damit die erste Auswärtsniederlage seit viereinhalb Jahren in der Königsklasse. Damals hatte der Bundesliga-Champion bei Paris Saint-Germain verloren.
Ein wenig enttäuscht waren die Salzburger: „Am Schluss fühlt es sich wie eine Niederlage an, aber ein 1:1 kann sich sehen lassen. Wir sind bereit für das nächste Spiel. Wir sind gierig und den Bayern ein Klotz am Bein“, sagte Adeyemi und Andreas Ulmer ergänzte: „Es fühlt sich gerade nicht so gut an. Mit ein bisschen Abstand kann man aber stolz sein.“
RB Salzburg mit Wucht und Dynamik
29.520 Zuschauer in der ausverkauften Red Bull Arena sorgten für eine prickelnde Stimmung und lieferten einen Vorgeschmack auf womöglich bald wieder volle Stadien auch in Deutschland. Und die Salzburger sorgten mit ihrer unbekümmerten Wucht und Dynamik dafür, dass es im Laufe des Spiels keineswegs leiser wurde.
Dabei sollte der österreichische Meister den Münchnern doch als Wiedergutmachung für die Schmach von Bochum dienen, die laut Nagelsmann aufgearbeitet worden sei. Doch abgestellt wurde die defensive Verwundbarkeit innerhalb von vier Tagen nicht. Daran änderte auch die Umstellung von Vierer- auf Dreierkette mit der Herausnahme des in Bochum völlig indisponierten Dayot Upamecano nichts. Immer wieder deckten die unbekümmerten Salzburger mit ihrem Tempo-Fußball die Defizite der Münchner Verteidigung auf.
Eine Hauptrolle spielte dabei der deutsche Jung-Nationalspieler Adeyemi, der mit seiner Schnelligkeit Löcher aufriss, was Bundestrainer Hansi Flick auf der Tribüne gefallen haben dürfte. Bereits in der dritten Minute sorgte Adeyemi nach einem Schnitzer von Niklas Süle - in der nächsten Saison sind beide womöglich Teamkollegen bei Borussia Dortmund - erstmals für Gefahr.
So war es auch Adeyemi, der mit einem tollen Konter die Salzburger Führung einleitete, als er über Brenden Aaronson den Stürmer-Kollegen Adamu in Szene setzte. Der Österreicher, der nur aufgrund der frühen Verletzung von Noah Okafor ins Spiel kam, ließ Ulreich keine Chance. Am Vertreter des verletzten Manuel Neuer lag es jedenfalls nicht. Vielmehr verhinderte Ulreich bei einem Schuss von Aaronson einen zweiten Gegentreffer noch vor der Pause (24.).
Die Bayern hatten ihre Chancen
Spätestens da dürfte es den Münchner geschwant haben, dass Salzburg womöglich doch nicht der leichtere Gegner im Vergleich zum spanischen Meister Atlético Madrid ist, der den Bayern bei der Auslosungspanne im Dezember ursprünglich zugelost worden war. Der Auftritt des deutschen Rekordmeister war aber auch nicht so souverän, wie er es in einem K.o.-Spiel in der Königsklasse sein sollte.
Natürlich hatten die Bayern auch ihre Chancen. Im ersten Durchgang vor allem in Person von Serge Gnabry, der einmal Philipp Köhn zu einer Parade zwang (10.) und bei einer Doppelchance zweimal abgeblockt wurde (40.). Auch Leroy Sané setzte den Ball einmal knapp neben das Tor (30.). Zufrieden stimmte Nagelsmann das aber nicht. Sichtlich verärgert schimpfte der junge Coach auf der Bayern-Bank.
So konnte es nicht weitergehen im zweiten Durchgang. Und die Münchner erhöhten den Druck, drängten die müder werdenden Salzburger an den eigenen Strafraum zurück, wenngleich die Zielstrebigkeit und die Konsequenz oftmals fehlten. Und wurde es doch brenzlig, hatte Salzburg noch Köhn, der gegen Coman (73.), Sané und Gnabry (jeweils 76.) großartig parierte. Die Bayern riskierten nun viel und hatten Glück, dass sie bei einem Konter nicht das zweite Tor kassierten. Ulreich hielt einen Schuss von Adeyemi, ehe Benjamin Pavard einen Schuss von Adamu auf der Linie klärte (81.). Dann schaffte aber Coman doch noch das erlösende 1:1.
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