Was Sie heute wissen müssen
Heute noch stürmischer | Kaschner zum Psychiater | Emder Corona-Paradoxon
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Sturmtief Ylenia hatte Ostfriesland gestern fest im Griff. Mehr als 200 orkanbedingte Einsätze hatten die Feuerwehren in der Region. Meistens ging es um umgestürzte Bäume. In Emden wurde das Dach eines Gebäudes des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes abgedeckt. Der Fährverkehr zu den Inseln (Ausnahme: Borkum) wurde eingestellt, und der Schulunterricht war schon Mittwochnachmittag abgesagt worden. Trotzdem kam Ostfriesland glimpflich davon. Ob das so bleibt, ist unklar. Der für heute Nachmittag erwartete Orkan Zeynep soll noch schlimmer werden. Erwartet wird ein sogenannter „Stingjet“, ein schmaler Bereich mit besonders großen Windgeschwindigkeiten. Die Modelle von „Kachelmannwetter“ kündigen für das nördliche Ostfriesland und die Inseln Orkanböen mit bis zu 150 km/h (gestern: 110 km/h) an, im Binnenland könnten es bis zu 110 km/h werden. Alle Informationen zu den Stürmen in Ostfriesland lesen Sie quasi in Echtzeit auf unserem Liveticker „Sturm über Ostfriesland: Die Lage“. Betreut wird er von der Digitalredaktion, mit Informationen gefüttert von unseren Reportern in der Region und durch externe Quellen.
Trotz des heftigen Windes drohen keine Sturmfluten wie anno 1962. Das hängt vor allem mit der Windrichtung zusammen. Trotzdem möchte ich Sie noch einmal auf unseren historischen Liveticker zum „Blanken Hans“ aufmerksam machen. Dort können Sie den Ablauf der Ereignisse vor auf den Tag genau 60 Jahren noch einmal nachverfolgen. In unserem Themendossier zur Sturmflut finden Sie Berichte über die damaligen Ereignisse zum Beispiel die Erinnerungen von Heinz Schipper und Johann Steenblock aus Völlen. Sie erlebten mit, wie in der Nacht der Emsdeich brach und ihr Dorf überflutet wurde. Christine Schneider-Berents hat mit den beiden alten Männern gesprochen. Sie erinnert auch an den Bundeswehrsoldaten Manfred Bastan, der beim Versuch, 13 vom Wasser eingeschlossene Völlener zu retten, ums Leben kam.
Einen mit Applaus und Gesang bedachten Auftritt bei der „Spaziergänger“-Demo am Montag in Leer hatte die Zahnärztin Dr. Maria Kaschner. Sie kämpft gegen die Covid-Maßnahmen und hat sich nun eine bekannte Querdenker-Anwältin an ihre Seite geholt. Weil bei der Zahnärztin der „dringende Verdacht“ einer wahnhaften Störung vorliegt, steht demnächst ein Termin beim Psychiater an. Es geht darum, ob ihr die Zulassung entzogen wird. Bei den versammelten Coronamaßnahmen-Gegnern sammelte die Medizinerin Sympathiepunkte. Die Szenen, die ein Video von der Veranstaltung zeigt, sind in gewisser Weise beängstigend. Daniel Noglik hat die Geschehnisse zusammengefasst, das Video schickte ihm Kaschner höchstpersönlich zu.
Die Passagierzahlen sind um 43 Prozent abgestürzt, die Anzahl der Starts und Landungen um fast ein Drittel in den Keller gerauscht. Trotzdem verbuchte der Emder Flugplatz 2020 Rekordumsätze. Wie lässt sich dieses „Corona-Paradoxon“ erklären, hat sich Gordon Päschel gefragt und mit den Verantwortlichen gesprochen. Ausschlaggebend ist vor allem ein Geschäftsbereich, der unter dem Label Vermarktung von Immobilien läuft. Der Umsatz durch die Vermietung und Verpachtung der Flugplatz-Infrastruktur verdoppelte sich vorvergangenes Jahr - weil zum Beispiel immer mehr Hubschrauber in Emden abheben, um Material und Arbeiter zu den Offshore-Windparks zu transportieren. Dazu kommen Rettungsflieger, Reparaturservices und Verwaltungseinheiten. Und der Boom geht weiter.
Über die ab Mitte März geltende Impfpflicht für die Mitarbeiter von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen wird schon lange gestritten. Worüber kaum diskutiert wird, ist, wen diese Impfpflicht noch betrifft: Handwerker, rechtliche Betreuer, Taxifahrer, Fußpfleger und andere, die in irgendeiner Form mit den Einrichtungen zu tun haben. Dorothee Hoppe hat nachgefragt, inwieweit sich diese Unternehmen schon jetzt vorbereitet haben. Die praktische Umsetzung des Gesetzes scheint in Teilen weiterhin unklar zu sein.
Für viele Impfskeptiker gilt Nuvaxovid, das kürzlich zugelassene Vakzin des Herstellers Novavax, als Mittel der Wahl. Aber die Zeit drängt, gerade für die Mitarbeiter in Gesundheitsberufen. Und das Gesundheitsministerium, das die erste Impfwelle organisiert, verlangt für die Registrierung auf der Warteliste ein Handy. Wer keines hat, schaut in die Röhre, wie die Krankenschwester, mit der sich Gabi Boschbach unterhalten hat. Die Frau ist empört und zweifelt nun, ob sie rechtzeitig ein Handy organisiert hat oder ihr der Verlust des Arbeitsplatzes droht.
Für viel Empörung hatte vor einigen Wochen auf dem Leeraner Wochenmarkt der Hinweis gesorgt, dass der Marktbesuch mit Hunden nicht gestattet sei. Tatsächlich gibt es dieses Verbot schon seit vielen Jahren. Ob es bestehen bleibt, will der Leeraner Stadtrat im Sommer entscheiden. Sollten Hunde künftig erlaubt werden, hätte dies aber Folgen für die Marktbeschicker. Welche, darüber klärt Katja Mielcarek auf.
Nicht alle Bürger der Stadt Emden und des Landkreises Aurich sehen dies als gute Nachricht, eine große Mehrheit in den politischen Gremien schon. Das Ringen um den Bau des geplanten Großklinikums in Uthwerdum geht heute in die entscheidende Runde. 70 Aktenordner umfasst der Zuschussantrag, der zur Genehmigung nach Hannover geschickt wird. Außer den Aufsichtsräten weiß derzeit allerdings niemand, was drin steht, vor allem nicht, wie viel das 814 Betten umfassende Zentralkrankenhaus kosten soll. Diese Zahl wird nächste Woche öffentlich bekannt gegeben. Über den Zuschussantrag entscheidet der Krankenhausplanungsausschuss des Landtags, der am 15. Juni tagen wird. Die Chancen für eine Genehmigung stehen nach den Aussagen von Gesundheitsministerin Daniela Behrens gut. Nicole Böning berichtet.
Was heute (außer dem Sturm) wichtig wird:
- Eine Freilauffläche wünschen sich viele Hundebesitzer. Im Rheiderland gibt es diese Möglichkeit aktuell noch nicht. Das soll sich bald ändern. Bunde und Weener wollen gemeinsam eine Hundewiese am Badesee Boen schaffen. Tatjana Gettkowski berichtet.
- Benzin und Diesel sind derzeit sehr teuer. Vielen ist gar nicht bewusst, dass sie beim Fahren sparen können. Das muss nicht heißen, dass man nur noch durch die Gegend schleicht. Karin Lüppen gibt gute Tipps.
- Kater Buddy verschwand zu Weihnachten spurlos. Erst vier Wochen später hörte jemand ein Miau aus einer verwaisten Ferienwohnung. Wie hat das Tier diese lange Zeit ohne Nahrung und Wasser überlebt? Susanne Ullrich erzählt die Geschichte.
- Ein Blick zu den Landwirten, die es momentan am schwersten haben: Schweinehalter. Nicole Böning erklärt die Wege eines Schweins von der Geburt bis zum Schnitzel und wie auch konventionell wirtschaftende Landwirte einen Ausweg aus dem Preiskampf finden können.
- Bald hat die Seehafenstadt neben der Kunsthalle wieder ein kulturelles Zentrum: Der Umbau des ehemaligen Neuen Theaters in Emden zum künftigen Festspielhaus am Wall schreitet voran. Heiko Müller hat sich umgesehen.
- Das Gesundheitsamt Emden hat keine Testkapazitäten mehr frei, das Amt verweist zunehmend an Haus- und Kinderärzte für PCR-Tests. Warum ist das so und was sollen Betroffene eigentlich genau machen? Stephanie Tomé fragt nach.