München (dpa)

Allianz nach Milliardenklagen reumütig

| 18.02.2022 13:47 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 3 Minuten
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Stürme, Fluten, Tiefstzinsen - die üblichen Gefahren und Ärgernissse für Versicherungen haben die Allianz 2021 nicht beeinträchtigt. Das aktuell teuerste Risiko für den größten deutschen Versicherer ist die US-Justiz.

Der Vorstand der Allianz gibt sich nach Milliardenverlusten mehrerer US-Großkunden reuig. Vorstandschef Oliver Bäte sprach den verärgerten Anlegern am Freitag in München sein Bedauern aus und sicherte zu: „Das Management wird einen angemessenen Teil der Last tragen.“

Da die Bezahlung der Allianz-Vorstände - wie in Dax-Unternehmen üblich - an die Leistung gekoppelt ist, werden Bäte und seine Kollegen Gehaltseinbußen hinnehmen müssen: „Das wird einen signifikanten Einfluss auf unsere Vergütung haben“, sagte der Manager. Wie hoch die Gehaltseinbußen des Vorstands sein werden, soll am 4. März im Geschäftsbericht veröffentlicht werden.  

Der Münchner Dax-Konzern hat wegen der Rechtsstreitigkeiten mit den Großkunden 3,7 Milliarden Euro zurücklegt, die Nettobelastung in der Jahresbilanz beläuft sich demnach auf 2,8 Milliarden Euro. Die US-Investoren machen die Vermögensverwaltung Allianz Global Investors (AGI) für Milliardenverluste im Frühjahr 2020 verantwortlich. Der Konzern verkauft nicht nur Versicherungen, sondern zählt mit den beiden Tochtergesellschaften AGI und Pimco auch zu den größten Vermögensverwaltern der Welt. 

Die Vorwürfe in den USA laufen darauf hinaus, dass AGI-Manager die eigenen Richtlinien nicht eingehalten und nicht angemessen auf die Kurseinbrüche in der ersten Phase der Corona-Pandemie reagiert hätten. Zu den Klägern gehörten nach US-Medienberichten unter anderem die New Yorker Metro, der Lehrer-Pensionsfonds im Bundesstaat Arkansas und die Gewerkschaft Teamsters.

Nach Bätes Worten hat die Allianz sich mittlerweile mit der Mehrheit der US-Investoren geeinigt. Nicht abgeschlossen sind jedoch die Untersuchungen des US-Justizministeriums und der US-Börsenaufsicht SEC. Die US-Justiz ist bekannt - und gefürchtet - für hohe Strafzahlungen, die Unternehmen nach Fehlern berappen müssen. Nach den Worten Bätes und seines Finanzvorstands Giulio Terzariol sind die 3,7 Milliarden nicht allein für Zahlungen an die Anleger vorgesehen.

Für das laufende Jahr zeigte sich Finanzvorstand Giulio Terzariol zuversichtlich. So peilt der Vorstand für 2022 einen operativen Gewinn zwischen 12,4 Milliarden und 14,4 Milliarden Euro an. Bis 2024 sollen es dann 14,5 Milliarden oder mehr werden.

Der Allianz-Vorstand hofft zudem auf steigende Zinsen. Bäte kritisierte im Zusammenhang mit der hohen Inflation die Europäische Zentralbank scharf: „Wir haben in Deutschland Zinsen von minus fünf bis sechs Prozent, was im Grunde Raub am Geld von Privatleuten ist.“ Die Vorhersagen der EZB seien „alle falsch“ gewesen, das mit den Tiefzinsen und „Quantitative Easing“ - ultralockerer Geldpolitik -  erhoffte Ziel höherer Investitionen in Europa verfehlt worden.

Die Allianz hat, ebenso wie die Versicherungsbranche insgesamt, in den vergangenen Jahren selbst unter den tiefen Zinsen gelitten, insbesondere im Lebensversicherungsgeschäft. „Die Zinssätze müssen steigen, jetzt“, forderte Bäte - und betonte gleichzeitig, dass dabei große Vorsicht angebracht sei.

Unter dem Strich verdiente der Allianz-Konzern 2021 mit Versicherung und Vermögensverwaltung noch rund 6,6 Milliarden Euro, drei Prozent weniger als im Vorjahr - ein Effekt des Ärgers in den USA. Doch abgesehen von den teuren Rechtsstreitigkeiten sind die Geschäfte der Allianz im vergangenen Jahr sehr gut gelaufen, auch und gerade in der Vermögensverwaltung. Investoren legten netto über 110 Milliarden Euro neu bei AGI und Pimco an, so dass sich das für die Kundschaft verwaltete Vermögen um rund 15 Prozent auf fast 1,97 Billionen Euro erhöhte.

Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um fast sechs Prozent auf 148,5 Milliarden Euro. Der operative Gewinn legte um fast ein Viertel zu und erreichte mit 13,4 Milliarden Euro einen Rekordwert. Die Allianz-Aktionäre sollen ebenfalls nicht darben, die Dividende von 9,60 auf 10,80 Euro erhöht werden.

© dpa-infocom, dpa:220218-99-191041/2

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