Dubai (dpa)
Comeback mit Fragezeichen: Djokovic emotional zurück
Gut fünf Wochen ist es nun her, dass das Gerichtsdrama Novak Djokovic ein Ende nahm und der Tennisstar Australien verlassen musste. In Dubai tritt der 34 Jahre alte Serbe nun wieder an. Und dann?
Natürlich dreht sich auch bei seinem Tennis-Comeback in Dubai für Novak Djokovic einiges um das beispiellose Gerichtsdrama von Australien und die Folgen.
Mit etlichen Fragezeichen um seine Zukunft und neuer Motivation ist die Nummer eins der Welt wieder zurück. Erleichtert und emotional reagierte der Serbe auf seinen souveränen Erstrunden-Sieg ebenso wie auf den Jubel des Publikums. Anders als bei seiner Ausweisung vor den Australian Open vor fünf Wochen fühlt sich der nicht gegen das Coronavirus geimpfte Djokovic in den Vereinigten Arabischen Emiraten willkommen. Wie es mit ihm in den kommenden Wochen und Monaten weitergeht, weiß aber auch er nicht.
Dass er sich nach dem 6:3, 6:3 gegen den 19 Jahre alten Italiener Lorenzo Musetti freute, als würde es um viel mehr gehen als um einen ungefährdeten Auftakterfolg bei einem normalen ATP-Turnier, zeigt, dass er unsicher war, wie die Rückkehr verlaufen würde. „Es war ein großartiger Empfang muss ich sagen. Ich habe mich natürlich großartig gefühlt“, sagte der 34-Jährige und dankte den Fans von Herzen. „Sie haben meine Erwartungen, was die Atmosphäre angeht, übertroffen.“
Antritt ohne Impfung möglich
Das mit gut 2,9 Millionen Dollar dotierte Hartplatzevent in Dubai ist eins der wenigen Turniere, bei denen der 20-fache Grand-Slam-Champion momentan problemlos antreten kann. Eine Corona-Impfung brauchte er nicht. Am Montagabend leistete sich Djokovic bei seinem ersten Auftritt in diesem Jahr und dem ersten seit dem 3. Dezember unerzwungene Fehler, die für ihn untypisch sind. Er bewies aber auch, dass das ob seiner Klasse gegen den Weltranglisten-58. Musetti nichts ausmacht. Und warum er auch gegen den russischen Olympia-Finalisten Karen Chatschanow im Achtelfinale Favorit ist. Mit „Nole, Nole“-Rufen und serbischen Fahnen wurde er gefeiert.
Im Melbourne Park hatte er vor den Australian Open zwischenzeitlich nur trainieren können, bis das Bundesgericht Australiens den Einspruch des Rekordsiegers abwies und ihn endgültig des Landes verwies. „Natürlich waren da viele Emotionen, nachdem ich aus Australien zurückgekommen bin, darum brauchte ich ein bisschen Zeit, um nachzudenken und mich mental zu erholen“, sagte Djokovic: „Wenn man bedenkt, was ich in den letzten Monaten durchgemacht habe, bin ich sogar motivierter, inspirierter, mein bestes Tennis zu spielen.“
In Dubai wären ihm auch seine Tennis-Kollegen freundlich begegnet. „Die Mehrheit hat mich willkommen geheißen und gesagt, es ist nett, mich wieder auf der Tour zu sehen“, berichtete der Topgesetzte, der gleich unter Zugzwang steht. Er muss stark auftreten, will er sich die Chance erhalten, weiter den prestigeträchtigen Status als Nummer eins der Welt inne zu haben. In seinen Händen liegt das aber nicht. Der russische Melbourne-Finalist Daniil Medwedew überholt ihn im Falle des Turniersiegs parallel in Acapulco auf jeden Fall.
Nicht bei den Grand Slams?
Passiert es nicht in dieser Woche, ist die Wachablösung wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit. Denn wie oft Konkurrenten und Fans Djokovic auf der Tour sehen werden, ist fraglich.
All sein Ehrgeiz führt nicht dazu, dass er sich bereits gegen das Coronavirus impfen lassen hat. Auch auf die Gefahr hin, dass er die French Open und Wimbledon verpasst und seinen spanischen Rivalen Rafael Nadal nicht als Grand-Slam-Rekordchampion ablösen kann, bleibt er vorerst seiner Linie treu. Dass er dadurch bei seiner Planung kaum eine Wahl hat, weiß er selbst. „Ich muss einfach den Regeln folgen“, sagte Djokovic: „Wo auch immer ich die Möglichkeit habe, werde ich die Möglichkeit wahrscheinlich nutzen.“
In Indian Wells ab dem 10. März, dem wichtigsten Event hinter den Grand Slams, sind Ungeimpfte unerwünscht. „Stand heute kann ich nicht spielen. Aber lasst uns abwarten, was passiert. Ich meine, vielleicht ändern sich die Dinge in den nächsten paar Wochen“, sagte Djokovic.
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