Was Sie heute wissen müssen

Krieg in Europa, wie erschütternd!

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 25.02.2022 06:26 Uhr | 1 Kommentar | Lesedauer: ca. 7 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Ich habe mir so etwas niemals vorstellen können: Krieg in Europa! Dass im Jahr 2022, mehr als 30 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges und knapp 83 Jahre nach Hitlers Überfall auf Polen, der russische Präsident Wladimir Putin seine hochgerüstete Armee in der Ukraine einmarschieren lässt, um ein anderes Land zu erobern. Es sieht so aus, als hätte sich Russland aus der zivilisierten Welt verabschiedet und macht Politik nach Art des 19. Jahrhunderts. Von wegen Sicherheitsinteressen und Sorgen um einen Nato-Angriff, alles Lüge, Putin hat Angst davor, dass Freiheitsbewegungen demokratischer Nachbarländer, wie 2014 auf dem Kiewer Maidan, auch auf die russische Gesellschaft übergreifen könnten, wie vergangenes Jahr bei den blutig niedergeschlagenen Aufständen in Weißrussland. Meinen Kommentar zum Bruch des untersten, weltweiten Standards, den wir in unserer Welt haben, des Völkerrechts, lesen Sie hier. Eins steht fest: Diesen Krieg kann niemand gewinnen, auch Russland nicht. Es wird nur Verlierer geben, Sie und ich gehören dazu, angesichts der zu Recht verfügten wirtschaftlichen Sanktionen.

Wenn Sie ständig auf dem neuesten Stand sein wollen, wissen wollen, was gerade in der Ukraine, in Russland, in Berlin, Brüssel und Washington passiert, dann lesen Sie unseren Liveticker zum Ukraine-Krieg. Aktueller geht es nicht.

Millionen von Binnenflüchtlingen gab es schon gestern in der Ukraine. Wie viele das Land verlassen werden, weiß niemand. Dass auch wir in Deutschland Ukrainer aufnehmen werden, ist klar. Niedersachsen bereitet sich bereits vor, wie Luca Hagewiesche schreibt. Auch in Ostfriesland stellt man sich bereits auf die Ankunft möglicher Flüchtlinge aus der Ukraine ein. „Die ersten Vorbereitungen sind getroffen“, sagt Philipp Koenen, Pressesprecher des Landkreises Leer. „Wir stehen bereits jetzt in Fragen des Aufenthaltsrechts mit Rat und Tat zur Seite. Als Landkreis sind wir die erste Anlaufstelle für Menschen aus der Ukraine, die aufgrund der aktuellen Entwicklungen nicht zurück in ihr Heimatland reisen können“, sagt Koenen.

Bereits geplant ist, dass 240 Soldaten des Wittmunder Richthofen-Geschwaders ab 1. August den Nato-Luftraum im Baltikum beschützen sollen. Nach dem gestrigen Überfall auf die Ukraine könnte dieser Einsatz vorgezogen werden, wie Daniel Noglik schreibt, allerdings gibt es dazu keine Informationen von der Bundeswehr. Bekannt ist inzwischen aber, dass die Luftwaffe zum Schutz der Nato-Südostflanke Eurofighter nach Rumänien verlegt hat. Sie sind am Donnerstag vom Fliegerhorst Neuburg an der Donau aus aufgebrochen. Und die Sanitätssoldaten in Leer? Im Moment stellen sie sich darauf ein, im Rahmen ihrer Kapazitäten ukrainische Verletzte aufzunehmen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass einzelne Soldaten im Rahmen der sogenannten Nato Response Force betroffen seien, heißt es.

Mit Entsetzen reagierten auch die ostfriesischen Bundestagsabgeordneten auf den Krieg. „Ich habe gehofft, dass er das nicht tut“, räumt etwa Johann Saathoff (SPD) ein. „Aber Putin hat eigentlich nur das getan, was er in den vergangenen Tagen angekündigt hat“, so der frühere Russland-Beauftragte und jetzige Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesinnenministerium. Siemtje Möller (SPD), die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesverteidigungsministerium, ist schlicht sauer: „Der Westen war nicht naiv“, sagt sie. „Wir haben nur andere Prinzipien als Putin.“ Der russische Präsident habe internationales Völkerrecht gebrochen – mit dem Ziel, die europäische Sicherheitsarchitektur zu zertrümmern. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann hingegen hält die westlichen Diplomatie-Bestrebungen für naiv: „Wir haben eine der wichtigsten Lehren aus dem Kalten Krieg vergessen: Verhandlungen sind immer der richtige Weg, aber man muss immer so entschlossen und militärisch stark sein, dass Nichtverhandeln für das Gegenüber keine Option ist.“ Martin Teschke hat mit den Abgeordneten telefoniert.

Die Eskalation im Ukraine-Konflikt wirkt sich auch auf die ostfriesische Wirtschaft aus, wie Max-Martin Deinhard, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Ostfriesland und Papenburg, im Gespräch mit Martin Alberts sagt: „Das läuft ja schon seit einigen Jahren so, dass man das mit Sorge betrachtet.“ Im Gebiet der IHK gebe es 51 Betriebe mit Geschäftsbeziehungen in die Ukraine sowie 83 mit Beziehungen nach Russland. Hierbei gehe es vor allem um den Export von Waren in die jeweiligen Länder, der sowohl durch die Sanktionen des Westens gegen Russland als auch durch die Auseinandersetzungen in der Ukraine stark beeinträchtigt würden.

Das einzige direkte russische Engagement in Ostfriesland betrifft die Gemeinden Jemgum und Etzel. Der staatliche Gaskonzern Gazprom ist dort mit Tochterfirmen aktiv. Astora, ein Tochterunternehmen von Gazprom Germania, nahm in Jemgum 2013 einen der größten Erdgas-Kavernenspeicher Deutschlands in Betrieb. Eigentümer des Speichers ist die VNG Gasspeicher GmbH und Wingas, ebenfalls ein Tochterunternehmen der Gazprom. Verbindungen der Gazprom gibt es auch in Etzel im Landkreis Wittmund. EKB Storage – ein Joint Venture von BP Europe SE, Ørsted und Gazprom Germania – ist Mieter auf dem Kavernenfeld in Etzel und betreibt dort nach eigenen Angaben einen Erdgas-Speicher mit neun Kavernen. „Inwieweit der von Putin angezettelte und für mich menschenverachtende Krieg in der Ukraine Auswirkungen auf die Gaslieferung nach Deutschland beziehungsweise die Speicherung von Erdgas in den hiesigen Gaskavernen hat, vermag ich nicht abzusehen“, sagte gestern der Jemgumer Bürgermeister Hans-Peter Heikens. Tatjana Gettkowski und Vera Vogt berichten.

Vielfache Verbindungen hat die Emderin Maria Reznikova: Verwandtschaft in der Ukraine und in Russland und über die schon mehr als 30 Jahre bestehende Städtepartnerschaft zwischen Emden und dem russischen Archangelsk hatte sie ihren heutigen Freund Stephan Oelrichs kennengelernt. Dass die Städtepartnerschaft eingestellt wird, will sie nicht. Die Beziehungen sollen auf jeden Fall weiterbestehen. „Jahrelang haben wir die Projekte im Frieden geführt“, jetzt wolle man sie unbedingt fortführen und am besten „noch mehr“ starten. Die Botschaft der Freundschaft und des Friedens soll noch stärker verbreitet werden, findet Reznikova. Mona Hanssen hat mit ihr und Stephan Oelrichs gesprochen.

Gäbe es den Überfall auf die Ukraine nicht, wäre dies gestern die Nachricht des Tages gewesen: Für den Bau der auf 817 Betten projektierten Zentralklinik in Uthwerdum werden bis zu 720 Millionen Euro kalkuliert – sofern die Baukosten weiter so rapide steigen wie zuletzt. Die Zahl war wochenlang das am besten gehütete Geheimnis in Ostfriesland. In einer gemeinsamen und öffentlichen Sitzung ab 15 Uhr in der Emder Nordseehalle befassen sich der Rat der Stadt Emden, der Auricher Kreistag und der Gemeinderat Südbrookmerland mit der Kostenschätzung. Entscheidend wird sein, wie hoch der Anteil des Landes an den Baukosten ist. Gordon Päschel berichtet.

Wie immer will ich Sie, liebe Leserinnen und Leser, nicht ohne eine gute Nachricht ins Wochenende entlassen. Gestern Nachmittag haben wir gemeinsam mit unserem Partner Sparkasse Leer/Wittmund im Sparkassen-Forum in Leer Ostfrieslands Sportlerin des Jahres, den Sportler des Jahres und die Mannschaft des Jahres ausgezeichnet. Leider konnte es wegen der Pandemie zum zweiten Mal keine Party mit Gästen geben, fröhlich war es trotzdem. Weit über 4000 Anrufer hatte es gegeben. Gewonnen haben Fußballerin Jana Pastorek, Holtlands Torhüter Jann Hellmers und die SV TiMoNo. Pastorek war übrigens aus Georgia in den USA zugeschaltet, wo sie ein Fußball-Stipendium hat. Auch wenn die Ton-Übertragung nicht klappte, strahlte die junge Sportlerin, dass es eine Freude war. Welche Leserinnen und Leser gewonnen haben, lesen Sie in diesem Text von Matthias Herzog.

Was heute wichtig wird:

  • In Moormerland müssen immer wieder Kindergärten tageweise schließen. Der Krankenstand sei dermaßen hoch, dass nicht mal ein Notbetrieb möglich ist. Aushilfen seien nicht zu finden. Karin Lüppen hat sich bei anderen Kommunen umgehört, ob die ähnliche Probleme haben.
  • Genau sechs Sekunden dauerte es, um die Arbeit von zehn Jahren zunichtezumachen: Am vergangenen Freitagabend wurde die Scheune der Familie Veenstra in Kirchborgum völlig zerstört. Verletzt wurde niemand, aber der Schaden ist groß. Tatjana Gettkowski berichtet.
  • Wegen immer mehr maroder Brücken im ganzen Land müssen inzwischen recht häufig Enercon-Transporte umgeleitet und auf Umwege geschickt werden. Ole Cordsen zeigt absurde Umroutungen.
  • Die Orkane der vergangenen Tage haben viele Trampoline herumfliegen lassen. Einige der Fundstücke werden jetzt auf E-Bay angeboten. Ole Cordsen hat den TÜV gefragt, worauf man beim Gebrauchtkauf achten muss.
  • Die Serie „Das perfekte Dinner“ kommt wieder nach Ostfriesland. Heiko Müller fragt nach, wie das Casting abläuft und spricht mit einer Hobbyköchin, welches Menü sie für den TV-Auftritt kochen würde.
  • Die Gemeinde Hinte ist eine von 20 Gemeinden, die neu ins Dorfentwicklungsprogramm aufgenommen wurden. Aktuell laufen in den einzelnen Ortschaften Auftaktgespräche. Wie sind die Pläne? Claus Hock berichtet.
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