Frankfurt/Main (dpa)

Emotionale Lewandowski-Botschaft: „Das zu sehen, tut weh“

Eric Dobias, dpa
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Von Eric Dobias, dpa
| 27.02.2022 10:51 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Bayerns Robert Lewandowski (r) trug in Frankfurt eine Kapitänsbinde in den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb. Foto: Arne Dedert/dpa
Bayerns Robert Lewandowski (r) trug in Frankfurt eine Kapitänsbinde in den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb. Foto: Arne Dedert/dpa
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Die Bayern kommen mit dem Erfolg in Frankfurt der zehnten Meisterschaft in Serie einen weiteren Schritt näher. In die Freude über die drei Punkte mischen sich aber auch viele sorgenvolle Töne.

Robert Lewandowski wurde nach dem sportlich wertvollen 1:0-Sieg des FC Bayern bei Eintracht Frankfurt richtig emotional. Doch dem Kapitän des Rekordmeisters aus München ging es bei seiner bewegenden Botschaft nicht um den Fußball.

„Wir sind alle gegen Krieg und haben nicht gedacht, dass es so weit kommt. Das zu sehen, tut weh“, sagte der Bundesliga-Toptorjäger über die russische Invasion in die Ukraine und appellierte: „Die Lage ist dramatisch und die gesamte Welt muss die Ukraine unterstützen.“

Lewandowski selbst setzte ein starkes Zeichen: Er trug am Samstagabend eine Kapitänsbinde in den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb. „Der Sport kann sich nicht rausnehmen. Wir dürfen nicht akzeptieren, was dort passiert“, betonte der Weltfußballer.

Auch bei Bayern-Trainer Julian Nagelsmann mischten sich in den Jubel und die Erleichterung über die drei Punkte ernste und besorgte Töne zum Krieg in der Ukraine. „Ich habe mir nicht ausmalen können, dass das in Europa in diesem Ausmaß passiert. Das ist schrecklich. Ich habe selten Angst, aber in diesem Fall schon“, bekannte Nagelsmann.

Auf dem Rasen hatten Lewandowski und Co. zuvor die dramatischen Ereignisse in Osteuropa ausgeblendet und einen starken Auftritt abgeliefert. „Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung. Wir hatten zuletzt eine Phase, wo wir nicht so souverän in den Spielen waren. Heute hatten wir eine gute Kontrolle“, lobte Nagelsmann und stellte fest: „Der Sieg war wichtig.“

Zweikampfquote als Schlüssel zum Erfolg

Der Schlüssel zum Erfolg war eine sehr gute Zweikampfquote. 62 Prozent der direkten Duelle in den 90 temporeichen Minuten vor 25.000 Fans entschieden die Bayern für sich. „Das ist in Frankfurt schon etwas Besonderes“, betonte Nagelsmann. Die Abwehr um den überragenden Niklas Süle gestattete den engagierten und kampfstarken Hessen nur eine Großchance, die Filip Kostic in der Anfangsphase nicht nutzen konnte.

Nur im Abschluss haperte es beim Tabellenführer, was auch am starken Eintracht-Torwart Kevin Trapp lag. Der vereitelte wie schon beim 2:1-Sieg der Eintracht im Hinspiel mehrere Gelegenheiten der Bayern, für die lediglich Joker Leroy Sané (71. Minute) nach einem herrlichen Pass des glänzend aufgelegten Joshua Kimmich traf. „Es war ein unfassbar guter Ball von Josh, der sehr clever, ballsicher und dominant im Spielaufbau agiert hat“, sagte Nagelsmann.

Kimmich selbst gab das Lob an die gesamte Mannschaft weiter. „Heute war die Mentalität echt gut. Wir haben uns in den letzten 15 Minuten sehr gepusht, um kein Tor zu kassieren. Das macht dann auch Spaß“, sagte der Mittelfeldspieler. „Der Sieg war sehr wichtig und auch die Art und Weise hat gepasst.“

Kimmich: „Es ist noch ein langer Weg“

Mit dem 19. Saisonsieg machten die Bayern einen weiteren Schritt zum zehnten Meistertitel in Serie. „Es muss unser Anspruch sein, den Vorsprung ins Ziel zu bringen“, betonte Kimmich. Zugleich warnte er jedoch vor Selbstzufriedenheit: „Es ist noch ein langer Weg. Wir hatten schon mehrere Momente, in denen man das Gefühl hatte, dass es das ist. Wenn wir ein oder zwei Spiele straucheln, wird es wieder eng. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen.“

Schon die nächste Aufgabe hat es wieder in sich. Am kommenden Samstag gastiert der Tabellendritte Bayer Leverkusen in München. „Die machen es echt sehr gut und haben eine super Qualität. Das wird ein cooles Spiel, auf das ich mich schon freue“, sagte Kimmich.

Nagelsmann hofft, dass sich bis dahin auch die weltpolitische Lage wieder stabilisiert. „Ich wünsche, dass die Menschen verstehen, dass wir alle nur zu Gast sind auf diesem schönen Planeten und friedlich miteinander umgehen, um das Leben genießen zu können. Aktuell ist es alles andere als genießbar. Deshalb sollte der Zustand schnellstmöglich beendet werden.“

© dpa-infocom, dpa:220227-99-307390/3

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