Was Sie heute wissen müssen
Investitionen | Investitionen | Investitionen
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Krisen haben etwas Merkwürdiges. So schlimm sie für alle Beteiligten sind, so sehr sich viele Menschen dadurch ohnmächtig oder gelähmt fühlen, so sehr beschleunigen sie einige Dinge. Es sind oft die Dinge, von denen eigentlich jeder wusste, dass es längst Zeit gewesen wäre, sich darum zu kümmern. Die Krise als Chance. Abgedroschen und manchmal zynisch, aber nicht ganz von der Hand zu weisen. So brauchte es erst eine Pandemie, bis in Deutschland verstärkt digitale Technik zum Einsatz kam. Auf einmal konnte man auch beim Bäcker mit Karte zahlen. Unterricht war per Videokonferenz wenigstens einigermaßen möglich und viele Menschen werden wohl dauerhaft ihren Job im Homeoffice machen – und kaum jemand glaubt ernsthaft, dass das ein Problem wäre.
Seit Jahren hören wir, wir müssen unabhängiger von russischem Öl und Gas werden, wir müssen die erneuerbaren Energien ausbauen und Europa muss sich um seine Verteidigung selbst kümmern. Mit Russlands Krieg gegen die Ukraine kommt auch hier innerhalb von Tagen Bewegung hinein, für die es sonst Jahre gebraucht hätte. Milliarden für die Bundeswehr, und in Sachen Energie werden Schubladen aufgemacht und irgendwie versickerte Pläne wieder hervorgeholt. Wilhelmshaven war lange Kandidat für ein Flüssiggas-Terminal. Es wurde nichts draus. Nordstream 1, Nordstream 2, wozu Flüssiggas? Jetzt könnte alles ganz schnell gehen mit der Investition an der Jade. Imke Oltmanns berichtet.
Es wird interessant sein zu sehen, wie es jetzt in Sachen erneuerbare Energien weitergeht. Die neue Bundesregierung hatte schon im Koalitionsvertrag das Ziel „100 Prozent Ökostrom bis 2040“ ausgegeben. Jetzt wird sogar 2035 als Zielmarke angepeilt. Das wird äußerst ambitionierte Investitionen erfordern. Enercon schreit gerade laut auf, dass marode Straßen und Brücken den Ausbau der Windkraft behindern könnten. Ole Cordsen berichtet. Und in Sachen Fotovoltaik ist in Ostfriesland ohnehin noch viel Luft nach oben, da steht die Region unterdurchschnittlich da. Der Landkreis Aurich will in dem Bereich jetzt vorankommen. Die Verwaltung will ein Solardachkataster erstellen. Jeder Hausbesitzer kann dann gucken, wie er sein Haus optimal für Solarenergie nutzen kann. Andere Kommunen haben das längst gemacht, aber immerhin. Marion Luppen hat die Details.
Wir werden nicht nur ins Militär und in die Energieversorgung investieren müssen in den kommenden Jahren, um Deutschland so umzubauen, dass es zukunftssicher ist. Die größte Einzelinvestition, die es in Ostfriesland geben könnte, ist die Zentralklinik in Georgsheil. Seit der vergangenen Woche wissen wir, dass das neue Krankenhaus, das die Kliniken in Aurich, Emden und Norden ersetzen soll, vermutlich mehr als 700 Millionen Euro kosten wird. Wer das bezahlt? Unklar. Das ist aber auch das einzige, das unklar ist. Alles andere ist minutiös geplant, bis zur letzten Steckdose. Gordon Päschel hat sich die Pläne für die Gesundheitsversorgung vieler Ostfriesen ganz genau angeguckt.
Und noch ein Bereich, in dem Investitionen fällig sind: Bildung. Vielleicht eine der größten Baustellen im Land. Es kneift beim Personal, bei den Gebäuden, bei der Technik sowieso. Das wussten wir schon lange, Corona hat die Defizite nochmal so richtig ausgebreitet. Wenn’s dem Staat zu teuer wird, wird gerne „Privatisierung!“ gerufen. In Sachen Schule ist das bisher eine Randerscheinung. Aber eine große Privatschule hat Ostfriesland: die Freie Christliche Schule in Moormerland. Dort gibt es seit Jahren nicht so viele Plätze wie Anmeldungen. Die Schule möchte eine Zweigstelle in Moordorf gründen. Der Gemeinderat Südbrookmerland muss entscheiden, ob die Gemeinde die Räume vermietet. Ole Cordsen hat die Pläne zum Anlass genommen zu recherchieren, welche Regeln für die Eröffnung einer Privatschule gelten.
Jetzt ist es gleich auch genug mit Investitionen. Aber zu einer möchte ich Sie und mich heute noch motivieren. Sie kostet nichts. Jedenfalls kein Geld. Auch keinen Schweiß, vielleicht im Einzelfall ein bisschen Überwindung. Aber auch das sollte sich in Grenzen halten. Investieren Sie heute in Ihre Mitmenschen, machen Sie ihnen ein Kompliment. Denn heute ist der Welttag der Komplimente. Die kleinen, meist verbalen Aufmerksamkeiten, können Wunder wirken, Menschen öffnen, Beziehungen beleben, kurz das Leben schöner machen. Unsere Volontärin Dorothee Hoppe (wir haben viele hervorragende Volontärinnen und Volontäre!) hat einen tollen Artikel (nochmal Lob!) über Komplimente geschrieben. Dabei ist sie auch einer besonders interessanten Frage nachgegangen: Warum können einige Menschen Komplimente so schlecht annehmen?
Ich hoffe, Sie haben damit keine Probleme. Wenn doch, dann hören Sie jetzt sofort auf zu lesen!
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Was heute wichtig wird:
- Wie steht es um die Planungen des Emder Filmfests? Wird es wieder eine Corona-Ausgabe geben oder erinnert das Fest mehr an das Format vor der Pandemie? Filmfest-Geschäftsführerin Nora Dreyer gibt einen kleinen Vorgeschmack auf das, was das Publikum erwartet. Stephanie Tomé berichtet.
- Während in Ostfriesland „Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“ tobten, warnten Fachleute eindringlich davor, das Haus zu verlassen. Für die Feuerwehrleute aber zählte das nicht. Sie waren stundenlang unterwegs, um umgestürzte Bäume zu beseitigen und herabstürzende Dächer, Fassadenteile und anderes zu sichern. Wer sind die Helden der Sturmnacht? Die OZ stellt einige von ihnen stellvertretend für alle Einsatzkräfte vor.
- „Bei Anruf Impfung“: Im Landkreis Aurich kann man seit der vergangenen Woche das Impfteam zu sich nach Hause bestellen – vorausgesetzt, es finden sich genug Impfwillige aus der Nachbarschaft zusammen. Marion Luppen hat nachgefragt, wie das Angebot angenommen wird.
- Er ist wieder da. Der umstrittene Schulgutachter Wolf Krämer-Mandeau vom Institut Biregio (Bonn) berät den Landkreis Aurich bei der Schulentwicklungsplanung. 2014 hatte er die Stadt Aurich in Aufruhr versetzt, weil er die Schließung der Realschule empfahl. Wie geht es nun mit der Schulentwicklungsplanung weiter? Marion Luppen berichtet.
- Seit beinahe 20 Jahren pflegt der Leeraner Hauke Sattler gute Kontakte nach Russland, Belarus und in die Ukraine und hat an mehreren multilateralen Konferenzen teilgenommen – als Städteaustausch-Beauftragter. Wie schaut der Kommunalpolitiker auf den aktuellen Konflikt? War er schon damals spürbar? Wie sieht er die Sanktionen? Katja Mielcarek hat mit ihm gesprochen.
- In der Serie „Aktenzeichen Ostfriesland“ geht es um eine Wohngemeinschaft von Alkoholabhängigen in Moordorf, in der es zu einem tödlichen Streit kam. Ole Cordsen erzählt die Geschichte.