Berlin (dpa)
Was können Verbraucher bei steigenen Energiepreisen tun?
Die steigenden Energiekosten bereiten vielen Haushalten Sorge. Die Politik hat Entlastungen beschlossen. Das reicht noch nicht, sagen Verbraucherschützer.
Strom- und Gaspreise sind auch für Verbraucher in den vergangenen Monaten teilweise drastisch erhöht worden. Dann kam der Krieg in der Ukraine.
An den Energiemärkten haben die Börsenpreise für kurzfristige Lieferungen seitdem noch einmal deutlich zugelegt. Doch was bedeutet das für die Strom- und Gasrechnung? Ein Überblick.
Müssen alle mit steigenden Preisen rechnen?
Ja, sagt Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Ausnahmen sind Kunden, die noch laufende Verträge mit Preisgarantie haben. „Alle anderen müssen sich auf steigende Strom- und Gaspreise einstellen, und zwar heftig.“
Was raten Verbraucherschützer?
„Gucken und vergleichen, wie schrecklich es ist“, sagt Sieverding. „Ist es noch einigermaßen verkraftbar oder sind es Mondpreise?“ Gegebenenfalls sollten Verbraucher den Anbieter wechseln.
Wie haben sich die Preise für Haushalte entwickelt?
Bei Strom verzeichnete das Vergleichsportal Check24 zuletzt eine durchschnittliche Steigerung um 36 Prozent: Ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden muss für einen im Februar abgeschlossenen Vertrag im Schnitt 2053 Euro jährlich zahlen. Ein Jahr zuvor waren es noch 1509 Euro.
Bei Gas war der Preisanstieg nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox sogar noch höher. Wer aktuell einen neuen Vertrag abschließt, zahlt bei einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden im Schnitt knapp 2600 Euro im Jahr. Im September 2021 lag dieser Wert noch bei rund 1300 Euro.
Es gibt allerdings auch Stromversorger, die die Preise gesenkt haben. Seit August hat Check24 in 46 Fällen Senkungen in Grundversorgungstarifen registriert. Dem stehen allerdings 1046 Erhöhungen gegenüber. Laut Bundesnetzagentur bezieht rund ein Viertel der Haushalte Strom im Grundversorgungstarif. Bei Gas wurden 1374 Erhöhungen verzeichnet - und keine einzige Preissenkung.
Warum erhöhen die einen mehr, die anderen weniger?
Weil sie die Energie unterschiedlich einkaufen. „Je nachdem, zu welchen Zeitpunkt man am Markt eingekauft hat, fällt auch der Endkundenpreis höher oder niedriger aus“, heißt es beim Stadtwerke-Verband VKU. Mit einer nachhaltigen Einkaufspolitik habe man über Jahre starke Preisschübe verhindern können, „weil Lieferverträge gestaffelt und mit unterschiedlichen Laufzeiten abgeschlossen wurden und werden“. Aber auch die Stadtwerke seien abhängig von den internationalen Energiemärkten.
Was unternimmt die Politik?
Die Ampel-Koalition hat im Februar ein Entlastungspaket geschnürt. Zentraler Baustein ist die auf Juli vorgezogene Abschaffung der EEG-Umlage zur Förderung von Ökostrom. Die Koalition erwartet, dass die Energieversorger die Entlastung in vollem Umfang an die Haushalte weitergeben. Laut Verivox würde dies für einen Haushalt mit einem Stromverbrauch von 4000 Kilowattstunden in diesem Jahr für rund 89 Euro Entlastung sorgen.
Beschlossen wurde auch ein einmaliger Heizkostenzuschuss für Geringverdiener. Er soll im Sommer ausgezahlt werden. Ein Single-Haushalt soll im Sommer einen Zuschuss von 135 Euro bekommen, Familien entsprechend mehr. Viel zu wenig, sagen Verbraucherschützer. „Bei weiter stark steigenden Energiepreisen müssen insbesondere Haushalte mit niedrigem Einkommen auch stärker unterstützt werden als noch vor wenigen Wochen angenommen“, schrieb Energieexperte Thomas Engelke vom Verbraucherzentrale Bundesverband am Dienstag auf Twitter. Der Heizkostenzuschuss müsse auf deutlich über 500 Euro angehoben werden.
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