Was Sie heute wissen müssen

Reporter auf dem Heimweg | Krabbenkutter im Hafen | Kliniken mit Engpässen

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 14.03.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Moin! Gestern sind auch im Westen der Ukraine nahe Lwiw, das früher Lemberg hieß, russische Bomben eingeschlagen, rund 35 Kilometer von der ukrainisch-polnischen Grenze entfernt - und rund 100 Kilometer von unseren beiden Reportern Claus Hock und Jasmin Keller, die sich seit knapp einer Woche im Grenzort Przemyśl aufhielten. Gestern Früh machten sie sich von dort auf den Heimweg und dürften jetzt gerade, wenn dieser Newsletter erscheint, erstmal Schlaf nachholen. In ihrem Liveblog haben sie Eindrücke, Interviews und Videos veröffentlicht - und unseren Lesern unmittelbare Eindrücke geliefert. Sie haben die 18-jährige Ukrainerin Anna Tsymbal interviewt, mit dem Leeraner Lebenshilfe-Geschäftsführer Erwin Koops gesprochen, der einen Hilfskonvoi leitete, und den Pianisten Davide Martello gefilmt, der am Grenzübergang in Medyka „Let it be“ von John Lennon spielte. Und sie zeigen, warum Kleiderspenden für Flüchtlinge gerade nicht erwünscht sind.

Stattdessen brachten Jasmin und Claus andere Hilfsgüter an die Grenze, Hygieneartikel und Medikamente zum Beispiel. Gekauft wurden diese aus den Spenden, die unsere Leser auf die Konten von „Ein Herz für Ostfriesland“ einzahlten. Bis Freitagnachmittag waren dies rund 175.000 Euro - eine Wahnsinnssumme, die zeigt, wie nah der Krieg in der Ukraine auch den Ostfriesen geht.

Auch der Auricher Kieferchirurg Dr. Jochen Wessels will den Opfern von Putins brutalem Überfall helfen. Er hat einen alten Krankenwagen gekauft, um ukrainische Kriegsflüchtlinge in den Grenzgebieten medizinisch zu versorgen. Ende der Woche bricht er mit seinem Bruder nach Dorohusk auf, einem Ort nahe der Grenze zur Ukraine. „Als ich die Bilder aus den Grenzregionen sah und von anderen Hilfsaktionen gehört habe, habe ich mich gefragt, welchen Beitrag ich leisten kann“, sagt Wessels. 5000 Euro bekommt er von „Ein Herz für Ostfriesland“. „Darüber freuen wir uns sehr“, sagt der Facharzt. Insbesondere Medikamente und Verbandsmaterial seien sehr teuer und dringend benötigt. Nora Kraft hat mit ihm gesprochen.

Rund 125.000 Menschen waren am Wochenende in Deutschland gegen den Krieg auf die Straßen gegangen. 300 von ihnen demonstrierten am Sonnabend auf dem Denkmalsplatz in Leer gegen Putins Angriffskrieg auf die Ukraine. Viele äußerten ihr Entsetzen und ihre Sorgen. „Dass ein Diktator, damit meine ich Wladimir Putin, den russischen Präsidenten, so viel Leid über die Menschen bringt, Menschenleben zerstört, ist unfassbar“, sagte eine 76-jährige Demonstrantin unserer Reporterin Christine Schneider-Berents. Auch der 97-jährige Holocaust-Überlebende Albrecht Weinberg nahm an der Kundgebung teil.

Wie entwickeln sich die Spritpreise weiter? Diese Frage stellen sich gerade Pendler, Berufskraftfahrer, Taxifahrer und alle, die sonst aufs Auto angewiesen sind. Fast 40 Cent pro Liter Preissteigerung in nur einer Woche haben alle schockiert. Einige Tankstellenbesitzer stellen zudem fest, dass die Diebstähle von Sprit zunehmen. „Normalerweise bemerken wir einen Diebstahl im Monat. In der vergangenen Woche waren es schon fünf. Es wird definitiv mehr“, berichtet Julian Olthoff, Betriebsleiter bei Carl Büttner & Jantzon in Leer unserem Reporter Michael Kierstein. Es lohnt sich übrigens wegen der Kameraüberwachung nicht, ohne die Rechnung zu bezahlen einfach abzuhauen.

Auch die krisenerprobten Krabbenfischer in Greetsiel haben die Schnauze voll. Für sie haben sich die Treibstoffpreise fast verdreifacht, weshalb die Kutter im Hafen liegen bleiben, wie Michael Hillebrand schreibt. Zwar seien die Verkaufspreise derzeit relativ gut, aber man könne nicht genug fangen, um die Mehrausgaben für den Treibstoff auszugleichen, sagt Fischer Jann-Tjado Gosselaar. Seiner Einschätzung nach müssen die ersten seiner Kollegen spätestens Ende nächsten Monats Insolvenz anmelden, wenn es so weitergeht wie jetzt. Ab wann es in Ostfriesland keine Krabbenbrötchen mehr gibt, ist unklar.

Seit Monaten versucht Andreas Ellinger herauszufinden, was es mit den Kapazitätsengpässen auf sich hat, die ostfriesische Krankenhäuser immer wieder an das „Ivena“-Datenportal melden. Wiederholt waren alle Kliniken gleichzeitig für die „stationäre Versorgung“ in den Bereichen „Allgemeine Innere Medizin“ oder „Internistische Intensivstation“ abgemeldet. Eine Folge solcher Abmeldungen: Die Rettungsdienste können nicht die naheliegendste Klinik ansteuern, sondern müssen immer wieder sogar Krankenhäuser außerhalb Ostfrieslands anfahren. Das bedeutet, dass Patienten länger transportiert werden müssen. Warum es diese Probleme gibt, lesen Sie hier und hier.

Ab 2029 soll der mindestens elf Milliarden Euro teure und knapp 18 Kilometer lange Fehmarnbelt-Tunnel die deutsche Ostsee-Insel Fehmarn mit Lolland auf dänischer Seite verbinden. Mit Tempo 200 sollen Züge auf zwei Gleisen durch den Absenktunnel brettern können und auch Autos vierspurig mit 110 Stundenkilometern unter der Meerenge hindurch sausen. Beteiligt an dem umstrittenen Großprojekt ist auch eine Firma aus Leer: Ems Offshore Service (EOS) mit ihrem Multifunktionsschlepper „Ems Tug“. Der war elf Monate lang fast rund um die Uhr im Einsatz und hat mitgeholfen, dass die Rinne ausgebaggert werden kann, in der später die Tunnelsegmente liegen sollen – und neue Hafenbecken auf deutscher und dänischer Seite entstanden sind. Ole Cordsen berichtet.

Was heute wichtig wird:

  • Sie liegen in Beeten, unter Büschen, auf Gehwegen: Hundehäufchen. Die Gemeinde Filsum will nun prüfen, ob im Dorf Stationen mit Hundekotbeuteln aufgestellt werden sollten. Auch eine höhere Hundesteuer ist ein Thema. Christine berichtet.
  • Der Einsatz von Mährobotern ist umstritten. Die einen verteufeln das Gerät, weil kleine Tiere durch die scharfen Messer des Mähwerks getötet werden können. Andere lieben ihren Robbi, weil er ihnen viel Arbeit abnimmt. Karin Lüppen widmet sich dem Pro und Kontra.
  • Während der Neuausrichtung hat der Auricher Windenergieanlagenhersteller Enercon die Unterstützung von zahlreichen Beratern in Anspruch genommen. Von denen will sich Enercon Chef Dr. Jürgen Zeschky jetzt nach und nach lösen, sagte er Ole Cordsen.
  • Carl Osterwald (94), Pastor i. R. und Gründer des Gedenkstättenvereins KZ Engerhafe, wird seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs von Ängsten und schlimmen Bildern verfolgt. Als 18-Jähriger war er zum „Volkssturm“ eingezogen worden. Gabriele Boschbach sprach mit ihm.
  • Eine Veränderungssperre gegen den zu starken Ausbau von Ferienwohnungen macht den Vermietern in Greetsiel Sorgen. Sie fragen sich: Was kommt als Nächstes? Michael Hillebrand hat mit den Befürwortern und Gegnern der neuen Regeln gesprochen.
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