Berlin (dpa)

Felix Magath: Herthas Retter oder Abstiegstrainer?

| 15.03.2022 04:44 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Felix Magath wird als neuer Trainer von Hertha BSC vorgestellt. Foto: Jan-Philipp Burmann/Hertha BSC/dpa
Felix Magath wird als neuer Trainer von Hertha BSC vorgestellt. Foto: Jan-Philipp Burmann/Hertha BSC/dpa
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Die Verpflichtung von Felix Magath als Trainer von Hertha BSC sorgt für heftige Reaktionen in der Fußball-Branche. Die Rückkehr des „Schleifers“ ins Bundesliga-Business ist auf jeden Fall eine Überraschung.

Ob er die Berliner vor dem drohenden Abstieg in die Zweitklassigkeit bewahren kann, wird kontrovers diskutiert. Erste Bewährungsprobe für den Vorletzten der Tabelle ist die Partie gegen die TSG 1899 Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr/Sky). Was spricht für den Klassenerhalt? Und was dagegen?

Magath rettet die Hertha vor dem Abstieg:

„Wir werden mit diesem Kader den Klassenerhalt schaffen!“ Felix Magath war immer ein Mann der klaren Worte. Das war auch beim ersten öffentlichen Auftritt des 68-Jährigen als Chefcoach von Hertha BSC nicht anders. Auf dem Pressepodium saß zwar ein in die Jahre gekommener, aber unverändert scharfsinniger Trainer. Das gefällt nicht jedem im Glitzer-Glamour-Geschäft der Fußball-Bundesliga, aber Magath hatte damit oft Erfolg.

Dass die guten Tage des „Schleifers“ größtenteils mehr als ein Jahrzehnt zurückliegen, mögen Kritiker anführen, doch unabhängig von taktischen Entwicklungen und neuen, smarten Trainertypen bleibt Fußball auch ein einfaches Spiel. Disziplin und Hierarchie als Magaths Mantra werden für die orientierungslosen Hertha-Profis eine wichtige Konstante sein. Magath wird ihnen den Erfolg einreden und im Schnellverfahren antrainieren. Ausreden gibt es einfach keine mehr.

Erfolg hat in der Bundesliga, wer ein klares Konzept hat und dies mit innerer Ruhe im Verein und seinem Umfeld unterfüttert. Das beste Beispiel dafür sieht die Hertha in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft bei Union Berlin. Deren Erfolgscoach Urs Fischer ist auch kein Prototyp der Fußball-Moderne.

Magath wird nicht dulden, dass ihm jemand in den kommenden zwei Monaten in die Parade fährt. Störfaktoren wie der Zwist zwischen Präsidium und Investor Lars Windhorst wird er mit seiner Erfahrungen von der Mannschaft wegmoderieren.

Und überhaupt: Wer könnte es außer Magath schaffen? „Die, die nicht glauben, dass ich die richtige Wahl bin, müssen dann nicht nur kritisieren, sondern erst mal einen eigenen Vorschlag machen, wer denn jetzt in der deutschen Bundesliga in der Lage sein soll, diese schwierige Aufgabe zu lösen? Bitte gerne um Wortmeldungen.“

Magath kann Hertha-Abstieg nicht verhindern:

Die „Schleifer“ sind in der Bundesliga aus gutem Grund in den vergangenen Jahren zu einer mehr oder wenig ausgestorbenen Spezies geworden. Magath stellt zwar zurecht klar: „Disziplin gehört nun mal zum Sport, das kann ich nicht ändern, das habe ich nicht erfunden.“ Doch es ist fraglich, ob er gerade die jüngere Spielergeneration mit seiner Ansprache noch erreichen kann. Bei seiner letzten Station in Europa beim FC Fulham in England gab es zahlreiche Berichte über Unstimmigkeiten zwischen Mannschaft und Trainer.

Zumindest scheint ihm diese Problematik bewusst zu sein. Er setzt auf den Schotten Mark Fotheringham als Assistenz-Trainer - in der Hoffnung, dass der 38-Jährige noch näher an der Befindlichkeit der Spieler dran ist als er.

Magath ist ein Fitness-Fanatiker, doch ist die mangelnde Kondition wirklich Herthas Problem? Gegen Mönchengladbach und auch in anderen Spielen lief das Team unter Korkut mehr als der Gegner und zog mehr Sprints an - ohne Ertrag auf dem Punktekonto.

Es bleibt auch die Frage, ob aus dem teils teuren Kader der Hertha aktuell so viel mehr rauszuholen ist. Neuzugänge wie Marc Oliver Kempf können die in sie gesetzten Erwartungen bislang kaum erfüllen. Angedachte Führungsspieler wie Dedryck Boyata und Kevin-Prince Boateng sind entweder verletzt oder reihen sich mit Patzern in die Fehlerketten ein.

Auch das schwere Restprogramm der Berliner spricht gegen eine erfolgreiche Mission. Gegen Hoffenheim, Leverkusen, Union und Dortmund muss man noch ran. Die Spiele gegen die direkte Konkurrenz aus Augsburg, Stuttgart und Bielefeld dürften entscheidend sein. Unter großem Druck machte Hertha in dieser Saison aber selten eine gute Figur.

© dpa-infocom, dpa:220314-99-520358/5

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