München (dpa)
Danke BVB: Spannung spornt Bayern an
Die Aufholjagd des BVB vitalisiert die Bayern im Liga-Alltag. Das 4:0 gegen Union Berlin ist ein Statement. Ein Abwehrtalent zeigt sich. Geredet wird aber über drei Anführer.
Nach dem kraftvollen Bayern-Statement an den BVB freute sich Wintersportfan Julian Nagelsmann auf eine entspannte Länderspielpause mit einem Tagesausflug in die Berge zum Snowboarden.
Der Münchner Coach will die für ihn spielfreien 14 Tage aber auch dazu nutzen, intensiv „für die Champions League vorzuarbeiten“, wie er nach dem 4:0 (3:0) gegen Union Berlin verriet.
Der Kurs des FC Bayern Richtung zehntem Meistertitel am Stück stimmt wieder nach zuvor zwei Unentschieden in der Fußball-Bundesliga. Die Aufholjagd der sich ranrobbenden Dortmunder ist gestoppt. Nach der letzten Unterbrechung der Saison für die Nationalteams geht es für Nagelsmann und sein weiter nach Trophäen lechzendes Starensemble um Robert Lewandowski, der nach einem Doppelpack auch in dieser Saison schon wieder die 30-Tore-Marke überboten hat, Anfang April mit dem Königsklassen-Viertelfinale gegen den FC Villarreal in die alles entscheidende Phase. „Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, sind wir Meister“, lautete Nagelsmanns Botschaft im nationalen Titelrennen.
Salihamidzic: „Man behält die Spannung“
Der 1164. Sieg im 1935. Bundesligaspiel, mit dem die Münchner Werder Bremen (1934) als Rekordclub ablösten, lieferte mehrere wichtige Erkenntnisse. Es spornt die Bayern an, wenn sie auch national ein wenig Druck verspüren und eine Art Titelkampf entbrennt. „Man behält die Spannung“, dankte Sportvorstand Hasan Salihamidzic indirekt dem BVB. Auch Nagelsmann bemerkte, „dass uns eine gewisse Spannung guttut“.
Unter Druck sind die Münchner gezwungen, wieder konstant(er) abzuliefern. „Wir wollen gewinnen, gewinnen, gewinnen, um den Abstand größer zu machen“, sagte Flügelstürmer Kingsley Coman nach getaner Arbeit. Bayerns „King“ eröffnete vor mal wieder 37.000 Zuschauern in der Allianz Arena mit einem fulminanten, aber haltbaren Distanzschuss den Torreigen. Abwehrtalent Tanguy Nianzou mit seinem Premierentor und Lewandowski mit seinen Saisontreffern 30 und 31 setzten ihn fort.
Union half allerdings tatkräftig mit, die Bayern wieder in die Spur zu bringen. Vorne fehlte den Eisernen die Effizienz, hinten patzten insbesondere Torwart Andreas Luthe und Abwehrspieler Paul Jaeckel gleich mehrfach. „Wir haben die Bayern eingeladen mit dem einen oder anderen Geschenk“, klagte Union-Coach Urs Fischer.
Nianzou zeigt sein Potenzial
Eine weitere Bayern-Erkenntnis des Abends war, dass der Ausfall von Niklas Süle (Muskelfaserriss) und Benjamin Pavard (Corona) verkraftet werden konnte, auch wenn die umformierte Abwehr den Berlinern mehrere hochkarätige Torchancen gestattete. Der gerade 19-jährige Nianzou bewies, dass in ihm viel Potenzial steckt. Nagelsmann lobte die „Gewinner-Mentalität“ des Franzosen. Und dieser sei schon jetzt der „kopfballstärkste“ Verteidiger im Münchner Kader. „Ich bin sehr glücklich“, sagte Nianzou. Sein erstes Ligator tat ihm „sehr gut“.
Nagelsmann und die Bayern-Bosse werden zudem froh sein, in den zwei Wochen ohne Vereins-Spielbetrieb mal keine Fragen zum Reizthema Vertragsverlängerungen mit den Anführern Lewandowski (33), Manuel Neuer (35) und Thomas Müller (32) beantworten zu müssen. Nagelsmann bekräftigt bereits in einer Art Dauerschleife, mit seinen drei Kapitänen über deren Vertragsende 2023 hinaus weiterarbeiten zu wollen. Vorstandschef Oliver Kahn wiederum nervt die öffentliche Debatte. „Ich verstehe diese ganze Aufregung rund um diese Themen nicht“, sagte der 52-Jährige im ZDF-Sportstudio.
Reizthema Vertragsverlängerung
Das Ü30-Trio habe bekanntlich gültige Verträge, „auch für die nächste Saison“, wie Kahn betonte. Und der Schwebezustand beeinträchtigt auch nicht den Lieferservice der Asse auf dem Platz. Lewandowski trifft und trifft. Müller steuert das Team. Und Nationaltorhüter Neuer ist kurz nach einer Knie-Operation schon wieder in Topform. Er parierte etwa brillant einen Schuss von Robin Knoche. Mit seinem 311. Sieg löste er Kahn (310) als Bundesliga-Rekordgewinner ab. Nur 460 Spiele brauchte Neuer für den „Fabelrekord“, wie Nagelsmann anmerkte - „und er ist noch lange nicht am Ende“.
Kahn wies Vorwürfe, der Verein agiere bei neuen Verträgen für Lewy, Neuer und Müller „zögerlich“, energisch zurück: „Wir haben immer gesagt, dass wir uns zusammensetzen werden und dass das eine hohe Priorität bei uns hat.“ Komplexe Verhandlungen könne man aber nicht „mal kurz im Vorbeilaufen regeln“. Es brauche „einen Prozess der Annäherung“. Die Teamsenioren zählen zu den Topverdienern und wollen nicht zurückstecken. Eine weitere Verlängerung um jeweils zwei Jahre könnte im Gesamtpaket locker bis zu 150 Millionen Euro kosten.
„Wir müssen schauen, dass unsere Qualität in der Mannschaft und die wirtschaftliche Komponente zusammenpassen“, sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic im TV-Sender Sky. Es bleibt spannend beim FC Bayern.
© dpa-infocom, dpa:220320-99-596295/2