Was Sie heute wissen müssen

Corona ist vorbei | Der Krieg leider nicht | Kaffee wird auch teurer

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 22.03.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 5 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Seit Sonntag ist die Corona-Pandemie auch bei uns beendet. Die Bundesregierung hat das entschieden, und die Länder, darunter auch Niedersachsen waren dagegen - und retten sich für weitere zwei Wochen mit einer Verlängerung vor dem befürchteten Chaos. Das sehen die ostfriesischen Landkreise offensichtlich ganz anders. Seit gestern haben Leer und Aurich die tägliche Veröffentlichung der Coronazahlen eingestellt. Begründung: „Mit der Änderung des Infektionsschutzgesetzes (...) werden ab dem 2. April die länderspezifischen Corona-Maßnahmen für Niedersachsen aufgehoben, die regionalen Fallzahlen verlieren weiter an Bedeutung.“ Anders formuliert: Weiterhin melden die Gesundheitsämter die Daten an das Robert-Koch-Institut, teilen sie aber ihren Bürgern nicht mehr mit. Das verstehe, wer will.

Zumal die Inzidenzen in Ostfriesland weiterhin auf ungeahnte Höhen steigen: In Emden beträgt die Sieben-Tage-Inzidenz 2526, in Leer 2102, in Aurich 1767 und in Wittmund 870. Acht (von 70) Intensivbetten in den Kliniken sind derzeit mit Covid-Patienten belegt. Wegen der fehlenden Daten (das RKI weist verschiedene Daten, die bisher zur Verfügung standen nicht aus) werden wir den täglichen Corona-Newsletter und den Corona-Überblick auf unserer Webseite einstellen müssen. Ärgerlich und unverständlich. Aber natürlich völlig unwichtig angesichts des Kriegs in Europa.

Unglaublich, wie groß die Hilfsbereitschaft der Ostfriesen ist. Gordon Päschel unterhielt sich am Sonntag mit zwei ukrainischen Familien in Emden, die vor zwei Wochen gut zwei Wochen mit Hilfe des SPD-Abgeordneten Matthias Arends in die Seehafenstadt kamen, wo ihnen ein anonymer Gönner ein Haus zur Verfügung stellte. „Der Körper ist in Emden, aber der Kopf ist noch immer in der Ukraine“, so fasst die Ärztin Liia Abdoullina, die das Gespräch übersetzte, die Gemütslage der Flüchtlinge zusammen. Mich haben die Sätze der Mütter sehr berührt. Ein wenig Hoffnung vermitteln sie. Und das ist schon viel wert angesichts der Brutalität, mit der Diktatur Putin die Ukraine zerbombt.

Meine Schwiegermutter, gebürtig im Egerland, erlebt gerade den Alptraum der Flucht vor 76 Jahren aufs Neue. Andere ältere Menschen, die als Kinder Bombardements erlebt hatten, können nicht mehr schlafen. Und auch Edvija Imamovic leidet unter ihren Erinnerungen. Als 15-Jährige erreichte sie selbst mit ihrer Mutter und zwei Schwestern Emden. Zuhause, in Bosnien, waren serbische Einheiten und die Gräuel der ethnischen Säuberungen bis auf wenige Kilometer an ihr Dorf herangerückt. Im April 1992 mussten sie verschwinden, Imamovic durfte nur mitnehmen, was in eine Tasche passt. Heute leitet sie die Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe der Stadt Emden. Gordon Päschel führte mit ihr ein lesenswertes Interview.

Über Preissteigerungen ist dieser Tage allerhand zu lesen. Die gibt es auch beim Kaffee - allerdings weitgehend unabhängig vom Krieg in der Ukraine oder coronabedingten Lieferketten-Problemen. Es war vor allem Frost. „Im Januar gab es eine kurze Frostperiode in Brasilien“, sagt Andreas Baum, Inhaber der Kaffeerösterei Baum in Leer. Das Land sei der Hauptlieferant für Rohkaffee, rund 35 Prozent des Weltkaffees kämen von dort. „Die Pflanzen sind sehr empfindlich bei Frost“, sagt Baum. Die Felder würden zerstört und bräuchten bis zu vier Jahre, um zu regenerieren. Den Einbruch könne man spüren. In anderen Anbauländern ist Dürre das Problem, das die Preise steigen ließ. Nikola Nording hat sich mit örtlichen Röstern unterhalten.

Die Treibstoffpreise haben hingegen explizit mit der Katastrophe in der Ukraine zu tun. Ähnlich wie die Taxifahrer, deren Tarife amtlich festgelegt werden, leiden auch Pflegedienste sehr stark unter den Benzinpreisen. Das Auto ist für sie nicht zu ersetzen, denn die täglichen Termine sind eng getaktet. Und die Erstattungen durch die Kassen sind festgelegt, unabhängig von den jetzigen Benzinpreisen. Den Service verringern geht auch nicht, denn die Patienten sind auf die tägliche Hilfe angewiesen. Gabriele Boschbach hat die Situation recherchiert.

Die gute Nachricht zum Schluss: Ostfrieslands Tourismusbetriebe schauen äußerst positiv in die Zukunft. „Wir freuen uns über eine durchweg positive Buchungslage über Ostern. Wir verzeichnen bereits heute eine Auslastung zwischen 80 und 90 Prozent, Tendenz steigend“, sagt Sonja Janßen, Geschäftsführerin der Nordsee GmbH. Wer jetzt noch buchen wolle, müsse vermutlich flexibel sein, was Ort und Unterkunft angeht, da einige Orte schon komplett ausgebucht seien. Freuen wir uns also, dass auch Auswärtige wissen, wie schön unser Ostfriesland ist.

Was heute wichtig wird:

  • Der Krieg in der Ukraine und die Corona-Pandemie haben zu Engpässen bei vielen Rohstoffen geführt. Dazu gehören auch wichtige Baustoffe für den Straßenbau. Wie sich das auf den Landkreis Leer auswirkt, hat Michael Kierstein gefragt.
  • Krieg in Europa, Infektionszahlen und Energiepreise hoch: Wenn die Nachrichten einen mitnehmen, ist das keine Schande. Vera Vogt hat einen Psychiater gefragt, wann es ungesund wird und wie man sich schützt.
  • Wegen einer Kostenexplosion droht dem geplanten Umzug des Mach-mit-Museums und der Kunstschule in Aurich das Aus. Die Politik berät darüber, ob das Projekt noch zu retten ist. Marion Luppen berichtet.
  • Heute fällt das Urteil im Prozess gegen ein Vieh-Exporteur, der bei einer Demo gegen Rindertransporte in Aurich den Hitlergruß gezeigt haben soll. Marion Luppen verfolgt die Verhandlung.
  • Während viele Kommunen Probleme haben, ausreichend Kita-Plätze vorzuhalten, gibt es in der Gemeinde Hinte gute Nachrichten: In den fünf Kindertagesstätten können alle angemeldeten Mädchen und Jungen untergebracht werden. Heiko Müller erklärt die Gründe.
  • In Emden wurden am Wochenende ungewöhnlich viele tote Möwen gefunden. Mona Hanssen fragt bei Experten nach und schaut auch, wie es der Population insgesamt in Ostfriesland geht.
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