Frankfurt/Main (dpa)
Volksbanken sehen sich auf Rückschläge vorbereitet
Deutschlands Genossenschaftsbanken haben im vergangenen Jahr wieder bessere Geschäfte gemacht. Der Ausblick nach vorne fällt angesichts des Ukraine-Krieges schwer.
Die deutschen Volks- und Raiffeisenbanken sehen sich nach einer Gewinnsteigerung 2021 gut gerüstet für mögliche wirtschaftliche Rückschläge im laufenden Jahr.
Es falle schwer, angesichts des Krieges in der Ukraine die Erfolge des vergangenen Geschäftsjahres hervorzuheben, sagte die Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Marija Kolak, am Dienstag in Frankfurt.
„Die wirtschaftliche Betroffenheit in Deutschland kann mit Blick auf das Leid in den Kriegsgebieten nur ein untergeordneter Faktor sein, das ist uns bewusst. Deshalb an dieser Stelle nur der Hinweis, dass die unmittelbaren Folgen für die Genossenschaftsbanken sehr überschaubar sind“, sagte Kolak.
BVR-Vorstandsmitglied Daniel Quinten erläuterte, das Engagement der Institute in Russland und der Ukraine über eigene Anlagen wie zum Beispiel Fonds liege „in Relation zum Eigenkapital im Promillebereich“. In Summe gehe es um 190 Millionen Euro für alle Kreditgenossenschaften in Deutschland. Hieraus erwarte er keinerlei Probleme. Direkte Kredite an Kunden in Russland oder der Ukraine haben die Häuser nach Quintens Angaben nicht in ihren Büchern.
Dank einer soliden Eigenkapitalausstattung und erhöhter Rücklagen sehen sich die genossenschaftlichen Institute gut vorbereitet, mögliche Belastungen etwa infolge schwächerer Konjunktur operativ verkraften zu können. Die 772 (Vorjahr: 814) Volks- und Raiffeisenbanken verbuchten binnen Jahresfrist sowohl beim Zins- als auch beim Provisionsüberschuss Zuwächse. Der Vorsteuergewinn der Institute summierte sich auf rund 7,7 (6,4) Milliarden Euro. Der Überschuss stieg vorläufigen Zahlen zufolge auf rund 1,9 (1,2) Milliarden Euro. Für das laufende Jahr rechnet der BVR erneut mit etwa 40 Fusionen im Lager der Genossenschaftsbanken.
Die Strafmaßnahmen gegen Russland seien aus ihrer Sicht angemessen, betonte Kolak. Gerade für kleinere mittelständische Unternehmen mit begrenztem Auslandsgeschäft seien die Folgen der Sanktionen allerdings eine große Herausforderung. Die BVR-Präsidentin forderte Hilfskredite für Unternehmen, die besonders zum Beispiel unter hohen Energiepreisen oder unter weggebrochenen Lieferketten leiden: „Die durch die Russland-Sanktionen unverschuldet in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Firmen sollten zeitnah staatliche Hilfe erhalten.“ Dies könne wie in der Corona-Pandemie über Kreditprogramme der staatlichen Förderinstitute geschehen, schlug Kolak vor.
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