Was Sie heute wissen müssen

Junge Mütter aus der Ukraine | 300 Euro für jeden Steuerzahler | AfD-Parteitag in Aurich?

Joachim Braun
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Eine Kolumne von Joachim Braun
| 25.03.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
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Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Acht junge Frauen an einem Tisch auf einer Terrasse, vor ihnen Kaffee und Kuchen. Ukrainerinnen, Mütter kleiner Kinder, die Zuflucht in Leer gefunden haben. Ganz genau hat sich ein älterer OZ-Online-Leser gestern das Foto zum Artikel von Nikola Nording angesehen und befand dann im Telefonat mit der Kollegin, da könne doch was nicht stimmen: keine alten Frauen. Er konnte dann aber nachvollziehen, dass diese ihre Heimat nicht verlassen wollten. Er würde in diesem schlimmsten aller Fälle auch in Ostfriesland bleiben wollen. Acht junge Frauen mit ihren Kindern, sie alle haben traumatische Erfahrungen erlitten. Flucht, Krieg oder beides. Nikola Nording unterhielt sich mit ihnen und mit Helferinnen im „Café Welcome“ in Leer-Loga. Sie alle haben nur einen Wunsch: möglichst schnell wieder nach Hause.

Auch in Emden machen sich die Folgen des Kriegs in der Ukraine bemerkbar. Die Zahl der Flüchtlinge steigt. Gegen den eigenen Wunsch hat die Stadt eine Zentralunterkunft geöffnet. Volker Grendel von der Stadtverwaltung spricht von einem „Wettlauf“, der kaum zu gewinnen sei. Zwar sollten möglichst alle Menschen dezentral in eigenen Wohnungen untergebracht werden. Bisher sind aber schon über 200 in der Stadt, Tendenz steigend. Rund 100 von ihnen sollen nun vorläufig in der leerstehenden ehemaligen Barenburgschule Unterkunft bekommen. Behörden und Sozialverbände haben in Rekordzeit Hilfsstrukturen geschaffen, berichtet Gordon Päschel.

Krisen gab es in den vergangenen Jahren ja nun reichlich. Und immer sind es die Kreisverwaltungen, die vor Ort die Hilfe koordinieren müssen. Nicole Böning war neugierig und wollte wissen, wie der Krisenstab im Landkreis Aurich arbeitet. Aktuell müssen die ankommenden Flüchtlinge untergebracht werden. Angekündigt sind pro Woche drei Busse mit jeweils 25 Menschen. „Aber man weiß nie, ob es nicht auch mehr werden können“, sagt Ordnungsamtsleiter Marcel Schäfer. Der Landkreis hat dafür Teile seines Krisenstabs aktiviert. Die Frage, ob sich der Landkreis auf die Bedrohung durch den Krieg in der Ukraine speziell vorbereitet, beantwortet sich fast von selbst: „Wir sind immer vorbereitet“, sagt Korwin Davids vom Brand- und Katastrophenschutz. Treibstoffknappheit, Stromausfall, Nahrungsmittelengpass? „Das schaffen wir natürlich nicht alleine, aber wir wissen, wen wir ansprechen können.“

Hier bei uns bedroht der Krieg nicht das Leben und die Heimat, aber wohl den sozialen Frieden. Nach langem Hin und Her hat die Bundesregierung gestern Beschlüsse gefasst, wie Autofahrer, Bahnfahrer, Familien und jeder Steuerzahler wegen der rasant gestiegenen Energie- und Treibstoffpreise entlastet werden können. 300 Euro brutto für jeden, Benzin und Busse günstiger, so lauten die Beschlüsse, ganz vereinfacht formuliert. Die EWE hat angesichts der steigenden Gaspreise und der Rubel-Androhung Putins eher gute Nachrichten. Der Anteil der Gasmengen, die über direkte Verträge eingekauft werden, ist bei den Oldenburgern eher klein; das meiste wird über die Börse gekauft, schreibt Martin Teschke. Und offenbar hat sich der Versorger dort auch gerade wieder mit Gas eingedeckt, sodass noch ein paar Wochen Zeit sind bis zum nächsten Einkauf.

Während der Staat also Buskunden entlasten will (was ja für Ostfriesland viel Sinn macht angesichts des exzellent ausgebauten Busnetzes, siehe auch Stephanie Fäustels Video), stehen die Busunternehmen angesichts der steigenden Kosten ziemlich im Regen. Die Corona-Pandemie hat für einen enormen Fahrgastschwund gesorgt. Jetzt kommen Materialengpässe und hohe Dieselpreise dazu. „Die Lage ist angespannt“, sagt Jens Buß, Sprecher vom Verkehrsverbund Ems-Jade (VEJ), im Gespräch mit Michael Kierstein. „Wir müssen die Preise erhöhen“, sagt Ralf Schlömer, Geschäftsführer von Leda-Bus aus Leer. Möglicherweise kommt auch Hilfe aus Hannover. Der Landtag hat beschlossen, den Rettungsschirm für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) um 120 Millionen Euro aufzustocken. Damit stellt Niedersachsen für den Ausgleich von Einnahmeverlusten durch die Corona-Krise im Nahverkehr bei Bussen und Bahnen insgesamt 403,85 Millionen Euro zur Verfügung.

Die Bluttat erregte in der Adventszeit großes Aufsehen: Eine 26-jährige Mutter aus Bunde war in Brake getötet worden. Gestern hat die Staatsanwaltschaft Oldenburg zur Schwurgerichtskammer des Landgerichts Oldenburg Anklage wegen Mordes und versuchten Mordes erhoben. Angeklagt ist der 34-jährige Bewohner der Tatwohnung. Zu den möglichen Motiven hat sich die Staatsanwaltschaft bislang nicht geäußert. Das Opfer und der mutmaßliche Täter kannten sich seit einigen Jahren. Daniel Noglik berichtete gestern Vormittag exklusiv über die Entscheidung in Oldenburg.

Für Unruhe in Aurich sorgt weiterhin der Plan der vom Verfassungsschutz beobachteten AfD in Aurich einen Landesparteitag mit 800 Teilnehmern abzuhalten. Der Pächter der Sparkassen-Arena ist seit Tagen nicht zu erreichen. Der Namenssponsor fühlt sich nicht zuständig, und bei der städtischen Tochter Auricher Bäder- und Hallenbetriebsgesellschaft (ABH), der das Gebäude gehört, wird sich der Aufsichtsrat kommende Woche mit der AfD-Anfrage befassen. Möglicherweise geht es aber auch darum, ob es ausreichend Hotelzimmer gibt. „Man macht mit Nazis keine Geschäfte“, ruft Roger Miller von der Antifaschistischen Aktion Ostrhauderfehn zum Widerstand auf. Marion Luppen hat recherchiert.

Was heute wichtig wird:

  • Mehreren Bauhöfen im Landkreis Leer wurden in den vergangenen Wochen Kettensägen und andere wertvolle Geräte gestohlen. Steckt dahinter eine Masche? Vera Vogt ist der Frage nachgegangen und beantwortet auch, was Käufern von Hehlerware droht.
  • Das zentrale Kita-Anmeldesystem der Stadt Aurich hat offenbar seine Tücken. Eine Mutter hat sich mit den Problemen an unsere Redaktion gewandt. Gabriele Boschbach hakt bei der Stadt nach.
  • Wie geht es mit der Freien Christlichen Schule Ostfriesland in Moordorf weiter? Zuletzt war Sand ins Getriebe geraten, weil sich eine andere Schule gemeldet hat, die ebenfalls Interesse hat. Marion Luppen berichtet.
  • Plötzlich geht es ganz schnell: Es gibt eine eigene LNG-Taskforce Wilhelmshaven, vom Land eingerichtet. Ziel: Ab 2023 soll in Wilhelmshaven verflüssigtes Erdgas ankommen können. Imke Oltmanns schaut sich an, wie das konkret gehen soll?
  • In der Nacht zu Sonntag werden die Uhren auf Sommerzeit umgestellt. Doch der Mensch ist ein Gewohnheitstier: Welche Auswirkungen hat die Zeitumstellung? Gordon Päschel hat nachgefragt.
  • An diesem Freitag findet in Emden nach langer Zeit wieder eine Demonstration fürs Klima statt: Die Bewegung Fridays for Future startet am Nachmittag mit ihrem Zug durch die Stadt. Claus Hock wird dabei sein.
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