Berlin (dpa)

Strahlenschutz-Amt hat Atomwaffen-Szenario im Blick

| 25.03.2022 06:07 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
Das Bundesamt für Strahlenschutz beobachtet die Lage in der Ukraine. Foto: Christoph Soeder/dpa
Das Bundesamt für Strahlenschutz beobachtet die Lage in der Ukraine. Foto: Christoph Soeder/dpa
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Der Kreml reagiert bisher verhalten auf Fragen nach einem möglichen Einsatz von Atomwaffen gegen die Ukraine. Das deutsche Strahlenschutz-Amt beobachtet die Lage vor Ort seit Kriegsbeginn genau.

Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat nach eigenen Angaben auch das Szenario eines russischen Atomwaffen-Einsatzes in der Ukraine im Blick.

„Wir untersuchen alle möglichen Szenarien, und Kernwaffen sind natürlich auch ein mögliches radiologisches Szenario, auch wenn wir natürlich hoffen, dass es dazu niemals kommt“, sagte BfS-Präsidentin Inge Paulini der Deutschen Presse-Agentur. Ihre Behörde sei seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine am 24. Februar „in Dauerbeobachtung“ der Lage vor Ort, das Amt beobachte die Gefahr eines Austritts von radioaktiver Strahlung sehr genau. Einen solchen Austritt habe es aber in der Ukraine - trotz heftiger Kämpfe auch in der Nähe von Atomkraftwerken - bislang noch nicht gegeben.

Unterschied zwischen AKW-Unfall und Atomwaffen

Paulini erklärte, dass bei einem Kernwaffen-Einsatz auch radioaktive Stoffe freigesetzt würden, die sich aber anders verhielten als die Stoffe, die bei einem AKW-Unfall austreten würden. Es gebe „einen grundsätzlichen Unterschied zwischen einem großen Reaktorunfall in der Ukraine oder einem Austritt von Radioaktivität über eine Kernwaffe“, erklärte Paulini. Denn bei einem Atomwaffeneinsatz hätten die Stoffe eine andere Zusammensetzung und würden mehr „kurzlebige Radionuklide“ enthalten. Das bedeutet, dass sie sehr wahrscheinlich schneller zerfallen.

Folglich wäre in Deutschland bei einem Atomwaffeneinsatz in der Ukraine die Strahlenbelastung laut Paulini voraussichtlich geringer als nach einem großen Unfall in einem ukrainischen AKW. „Vor Ort wären die Folgen je nach Szenario aber verheerend“, mahnte Paulini.

Der Sprecher des russischen Regierung, Dimitri Peskow, hatte seit Ausbruch des Krieges mehrfach ausweichend auf die Frage reagiert, ob Präsident Wladimir Putin den Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine ausschließe. Vor zwei Tagen verwies er auf Nachfrage einer Journalistin auf die russische Sicherheitsdoktrin, wonach Nuklearwaffen eingesetzt würden, wenn eine „existenzielle Bedrohung“ für Russland bestehe. Das US-Verteidigungsministerium hatte die Äußerungen als gefährlich bezeichnet.

© dpa-infocom, dpa:220325-99-664077/3

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