Was Sie heute wissen müssen
Energiesparen | AfD | Friesennerz
Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.
Ich glaube, es war mein Opa, der immer gesagt hat: Menschen ändern sich erst, wenn es ihnen ans Portemonnaie geht. Lange wollte ich es nicht glauben, sondern dachte, das muss doch auch anders gehen. Aber das Leben lehrt, der Satz stimmt leider sehr genau. Beispiel gefällig? Ein Freund von mir, der viel mit dem Auto unterwegs ist, konnte sich nicht vorstellen, ein E-Auto zu kaufen – weil man damit eher nicht mit mehr als 180 km/h unterwegs sein kann, wenn man die Reichweite nicht ins zweite Untergeschoss treiben will. Jetzt hat er berichtet, er fahre mit seinem Verbrenner nur noch 120 bis 130, weil der Sprit ja so teuer ist. Quod erat demonstrandum.
Die Energiepreise sind in der Tat erschreckend und das wird auf Sicht auch so bleiben. Gerade haben die Stadtwerke Norden angekündigt, den Gaspreis drastisch zu erhöhen. Sie folgen anderen Versorgern, die diesen Schritt schon gegangen sind. Andere werden bald folgen. Es geht in vielen Bereichen ans Portemonnaie. Und auf einmal wird auch an ungewöhnlichen Ecken Sprit gespart: Die Seefahrt könnte den Wind wiederentdecken. Der Auricher Windkraftanlagen-Hersteller Enercon gab schon 2006 eine Art Segelschiff in Auftrag. Die Segel sind allerdings Säulen aus Metall und nennen sich Flettner-Rotoren. Sie erzeugen um sich herum Unter- und Überdruck und ziehen oder schieben das Schiff so voran. Das spart Sprit. Enercon blieb mit dem Säulen-Segler aber ein Exot. Aus Klimaschutzgründen ohnehin sinnvoll, wird die Sache erst richtig interessant, wo das Öl teuer ist. Michael Kierstein hat sich mit zwei Professoren der Hochschule Emden/Leer unterhalten. Sie haben ihm erklärt, warum es eigentlich kein Problem ist, künftig mehr Schiffe segeln zu lassen und welche Alternativen es noch geben könnte.
Viele Menschen in Aurich werden bei dieser Nachricht einmal durchatmen: Die AfD wird ihren Landesparteitag nicht in der Sparkassen-Arena abhalten. Vor rund eineinhalb Wochen wurde publik, dass die Partei eine Anfrage gestellt hatte, die Auricher Halle zu mieten. Seitdem war die Aufregung groß. Die Stadt hat keine Handhabe, eine solche Veranstaltung zu blockieren. Wie es jetzt dazu kam, dass die Landes-AfD nun Ostfriesland fernbleibt, hat Marion Luppen recherchiert.
In Oldenburg wurde gestern Dampf abgelassen. 200 Erzieherinnen und Erzieher haben dort für bessere Arbeitsbedingungen protestiert. Zurzeit laufen Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft und dem Arbeitgeberverband. In Oldenburg vertreten waren auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kita in Hinte. Claus Hock hat mit einigen von ihnen gesprochen. Was sie für die Zukunft ihres Jobs fordern, würden wir vermutlich alle unterschreiben. Das reicht nur leider nicht. Wir müssten es auch bezahlen.
Apropos bezahlen: Noch bezahlt der Staat für die Corona-Schnelltests. Wer will, kann in den zahlreichen Testzentren einen Abstrich machen lassen, ohne dass es ihn etwas kostet. Eine Verordnung des Bundes stellt das sicher. Ende Mai wird sich das vermutlich ändern. Dann werden Schnelltest etwas kosten. Daniel Noglik hat sich in Ostfriesland bei Behörden und Ärzten umgehört, was das bedeutet. Eines ist sicher: Die Inzidenz dürfte dann als Indikator für den Stand der Pandemie endgültig unbrauchbar sein.
Als Kind in einem ostfriesischen Dorf war es für mich völlig normal: Wollte ich einen Freund anrufen, war das mit drei Ziffern erledigt. 619, 836, 839 - ich kenne die Telefonnummern noch heute. Wer eine solche Nummer hat, gibt sie in der Regel nicht mehr her. Muss er auch nicht. Wer aber eine solch kurze Ziffernkombination heute für den Festnetzanschluss haben möchte, hat keine Chance auf Erfolg. Warum eigentlich nicht? Karin Lüppen ist der Frage nachgegangen, warum die ganz einfachen Telefonnummern aussterben und ob man sie nicht doch noch irgendwie bekommen kann.
Glaubt man einschlägigen Fernsehsendungen (vor allem im NDR), Witzen oder Erzählungen, laufen wir in Ostfriesland alle ständig mit einer gelben Gummipelle auf der Haut rum: dem Friesennerz. Ich weiß nicht, ob ich jemals einen hatte. Vielleicht bin ich als Kind mal hineingenötigt worden, weil irgendein zwei Jahre älterer Bekannter oder Verwandter gerade einen Schuss gemacht und das gute Stück vererbt hatte. Was ich weiß: Ich habe ihn sicher gehasst. Sehr steif und ebenso wenig atmungsaktiv wie kleidsam kommt er daher. Aber guckt man sich bei mäßigem Wetter in den Sommerferien an der Küste um, sieht man die leuchtend gelben Plastikplanen doch an so manchem Leibe. Denn dann sind die Nordrhein-Westfalen da, die glauben, sich landestypisch gewandet zu haben. Unsere Volontärin Dorothee Hoppe kommt aus Nordrhein-Westfalen und hat sich die Sache mit dem Friesennerz einmal genauer angeguckt. Was ich nämlich gerade geschrieben habe, ist offenbar weitgehend Unsinn. Die Jacken sind bundesweit im Trend - und inzwischen auch nicht mehr nur in Gelb zu haben. Und sogar in bequem soll es sie inzwischen geben. Die Nordrhein-Westfalen können ja viel erzählen.
Was heute wichtig wird:
- Jochen Wessels aus Aurich war mit einem Rettungswagen in der Ukraine unterwegs. Im Gespräch mit Nora Kraft berichtet der Kieferchirurg von seinen Erfahrungen.
- Wegen des Krieges in der Ukraine ist die Bundeswehr mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Die Bundesregierung will kräftig in die Streitkräfte investieren. In dieser Zeit gibt es jetzt einen Wechsel an der Spitze der Leeraner Bundeswehr-Kaserne. Wie wirkt sich das Weltgeschehen auf die Arbeit in Leer aus, Nikola Nording hat nachgefragt.
- Die Polizei Norden bekommt zwei E-Scooter – als erste Polizeidienststelle in Niedersachsen. Gleichzeitig wird auf Norderney erstmals das induktive Laden dieser beiden Einsatzfahrzeuge ausprobiert, eine Premiere für die Polizei bundesweit. Claus Hock ist heute Morgen bei der Übergabe der E-Scooter dabei und will herausfinden, ob Verbrecherjagd auch auf E-Scootern funktioniert.
- Eigentlich hätten die Tiefbauarbeiten in der Auricher Innenstadt beendet sein sollen. Doch jetzt rücken wieder Bauarbeiter an. Eine Geschäftsfrau ist deswegen ziemlich entnervt. Gabriele Boschbach berichtet.
- Die Nachfrage nach Ofen und Kamin steigt. Wollen auch die Menschen in Ostfriesland bald mehr mit Holz heizen? Vera Vogt hat nachgefragt.