Berlin (dpa)
Baumgart vs. Fischer - Der Impulsive gegen den Besonnenen
Es bleibt ein besonderes Spiel. Union Berlin gegen den 1. FC Köln. Ein Spiel von zwei kultigen Clubs mit zwei Trainern, die in manchen Dingen kaum unterschiedlicher sein könnten.
Urs Fischer war es fast unangenehm. „Das ist schon ein bisschen viel“, sagte der Coach des 1. FC Union Berlin: „Aber danke, Steffen, für dieses Kompliment.“
Dass Gegner-Trainer Baumgart ihn zuvor via „Bild“ als besten Trainer, „den es gibt“ bezeichnet hatte, werde ihn auch nicht verändern, beteuerte Fischer. Ob die Lobesworte taktischer Natur gewesen seien, wisse er auch nicht, sagte der Schweizer.
Gelegenheit, sich auch darüber noch eingehend zu unterhalten, haben Fischer und Baumgart vor oder nach dem Spiel an diesem Freitag (20.30 Uhr/DAZN). Wenn nicht noch vorher per Telefon oder SMS. „Ich habe mit Steffen eine sehr gute Verbindung“, erklärte Fischer.
„Besondere Partie“ in der Alten Försterei
Er dürfte seinem Kollegen vom 1. FC Köln auch den besonderen Empfang gönnen. Denn es kommt nicht oft vor, dass ein Gäste-Trainer bereits bei der Vorstellung gefeiert wird. Dass das Stadion An der Alten Försterei erstmals seit November vergangenen Jahres wieder mit über 22 000 Fans voll besetzt sein wird, dürfte den Auftakt des 28. Spieltags in der Fußball-Bundesliga erst recht zu einem Stimmungshit machen.
Einen mit Randnoten, wie der, dass Baumgart weiß, wie laut und wie atmosphärisch es sein wird. Er selbst hat von 2002 bis 2004 bei Union gespielt, seine Familie hat noch immer ihren Lebensmittelpunkt und eine Wohnung in Berlin-Köpenick. Baumgarts Frau Katja arbeitete sogar bis 2019 für den Club.
Baumgart und Fischer. Fischer arbeitet seit Juli 2018 bei Union, ist 56 Jahre alt, spielte in seiner Profi-Karriere für den FC Zürich und den FC St. Gallen. In Zürich trainierte er danach auch, weitere Stationen waren lediglich der FC Thun und der FC Basel.
Fischer steht für Konstanz. Er gibt nicht viel über den privaten Urs Fischer preis, verriet aber jüngst mal in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“, dass er ein „riesiger“ Michael-Jackson-Fan ist. Fischer kam mit allen personellen Umbrüchen bei den Unionern bisher zurecht, der Weggang von Max Kruse im Winter stellte aber noch mal eine besondere Herausforderung dar.
Die Bilanz seitdem ist eher ernüchternd: Fünf Niederlagen, nur ein Sieg und ein Remis. Union rutschte auf Rang neun ab. Gegner Köln, der noch nie in der Bundesliga gegen die Eisernen gewinnen konnte (vier Niederlagen, ein Unentschieden), reist als Siebter an. Mit Baumgart, dem ehemaligen Unioner an der Linie. Seit dem Sommer vergangenen Jahres coacht er die Kölner. Und macht es auch dort, wie überall.
„Es ist halt 90 Minuten Vollgasfußball“
„Er entfacht eine Magie in einem Verein“, sagte Sven Michel über Baumgart. Der Union-Profi und der Köln-Trainer kennen sich aus der gemeinsamen Zeit in Paderborn: „Es ist halt 90 Minuten Vollgasfußball.“ Baumgart werde ein Feuer entfachen für Köln, „egal, wie es steht“, prophezeite Michel für die Partie in Berlin.
Baumgart wirkt bisweilen wie ein Mensch gewordenes Epizentrum. Legendär ist schon das Video aus seiner Corona-Quarantäne. Emotional wäre untertrieben, wenn der 50-Jährige in Action ist.
Umso bemerkenswerter, was dieser Steffen Baumgart, der die Kölner vom internationalen Geschäft träumen lässt, über Urs Fischer sagt und was diesen seiner Meinung nach ausmacht. „Seine Ruhe und Erfahrung“, betonte er in einem Interview der „Bild“ und ergänzte nach der Lobpreisung des „besten Trainers“: „Bei Union hat er sehr viele Wünsche und Sehnsüchte erfüllt, auch, weil er den Club verkörpert.“
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