Berlin (dpa)

Mehrheit der Geflüchteten aus der Ukraine sind weiblich

| 04.04.2022 12:16 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Geflüchtete aus der Ukraine sitzen in einer Flüchtlingsunterkunft im Landkreis Peine in Niedersachsen. Foto: Moritz Frankenberg/dpa
Geflüchtete aus der Ukraine sitzen in einer Flüchtlingsunterkunft im Landkreis Peine in Niedersachsen. Foto: Moritz Frankenberg/dpa
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Unter den in Deutschland angekommenen Flüchtlingen aus der Ukraine sind nur wenige Männer. Die Mehrheit der Ukrainerinnen ist privat untergebracht. Eine Befragung liefert Hinweise darauf, wie es ihnen geht.

Etwa vier von fünf Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine sind weiblich. Das zeigen die Ergebnisse einer am Montag vorgestellten Befragung im Auftrag des Bundesinnenministeriums, an der auch privat untergebrachte Geflüchtete teilnahmen.

Demnach sind 84 Prozent der Menschen aus der Ukraine, die in Deutschland Zuflucht gesucht haben, Frauen oder Mädchen. 58 Prozent der Befragten gaben an, gemeinsam mit ihren Kindern geflüchtet zu sein. Bei den rund 17 Prozent der Geflüchteten, die ohne Begleitung kamen, handelt es sich laut Innenministerium vor allem um ältere Menschen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte wegen des russischen Angriffs eine allgemeine Mobilmachung angeordnet. Männliche Ukrainer im Alter zwischen 18 Jahren und 60 Jahren dürfen das Land nicht verlassen.

24 Prozent bei Freunden untergebracht

Von den insgesamt 1936 Teilnehmern der Umfrage sagten 24 Prozent, sie wohnten gegenwärtig bei Freunden. 19 Prozent der Geflüchteten waren bei Verwandten untergekommen. Vor Kriegsbeginn lebten in Deutschland rund 259.000 Menschen, die aus der Ukraine eingewandert waren.

Weitere 22 Prozent der Befragten gaben an, in sonstigen Privatwohnungen zu wohnen. Die restlichen Geflüchteten wohnten unter anderem in Sammelunterkünften und in Hotels. Am wichtigsten sind ihnen finanzielle Hilfen und medizinische Versorgung. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) nannte psychologische Hilfe.

Laut Umfrage stand für 82 Prozent der Geflüchteten Deutschland als Fluchtziel im Vordergrund. Als weitere mögliche Ziele wurden unter anderem Italien, Polen, die Schweiz und die Niederlande genannt.

14 Prozent in Berlin

In Großstädten mit mehr als einer halben Million Einwohnern hielten sich 42 Prozent der Befragten auf. 14 Prozent der Geflüchteten, die an der Umfrage teilnahmen, waren in Berlin, 5 Prozent in München und 3 Prozent in Hamburg. Knapp ein Drittel der Flüchtlinge rechnet damit, bald in die Ukraine zurückkehren zu können.

Die Befragung fand zwischen dem 24. März und dem 29. März statt - vor Ort in Berlin, Hamburg und München sowie online. „Auch um Geflüchtete überzeugen zu können, auch in andere Städte außerhalb der Ballungsräume weiterzureisen, müssen wir ihre Bedürfnisse kennen und sie aktiv informieren“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Seit Montag ist die App „Germany4Ukraine“ in App-Stores verfügbar. Sie soll einen erleichterten Zugang zu Informationen und Hilfsangeboten schaffen.

Tatsächlich Anzahl der Flüchtlinge wohl höher

Die Bundespolizei hat seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar insgesamt 306.836 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine erfasst. Die tatsächliche Zahl der Flüchtlinge dürfte höher liegen, da es keine festen Grenzkontrollen gibt und sich Menschen mit ukrainischem Pass 90 Tage lang ohne Visum in der EU aufhalten dürfen.

Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Alexander Throm (CDU), forderte eine „Personenüberprüfung“ und Registrierung direkt nach Grenzübertritt. Das würde deutschen Sicherheitsinteressen dienen. Zudem könne die Verteilung und Versorgung der Geflüchteten so besser organisiert werden.

Es gebe „keine Möglichkeit und auch keine Notwendigkeit“ für einen Registrierungszwang vor Ablauf der 90 Tage, sagte Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius in Berlin nach einem Treffen von SPD-Innenpolitikern. Er räumte ein, die Planung der Verteilung und Unterbringung der Flüchtlinge sei für die Kommunen immer noch eine große Herausforderung, da oft sehr viel weniger Menschen an den Drehkreuzen oder in den Kommunen ankämen als angekündigt.

Von den Teilnehmern der Umfrage gaben 65 Prozent an, über Polen nach Deutschland eingereist zu sein. In Polen haben sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine nach Angaben des polnischen Grenzschutzes rund 2,48 Millionen Menschen in Sicherheit gebracht.

Viele kehren zurück um zu kämpfen

Aus Polen in Richtung Ukraine hätten seit Kriegsbeginn am 24. Februar rund 457.000 Menschen die Grenze überquert, hieß es. Bei diesen Reisenden handelt es sich nach früheren Angaben des Grenzschutzes zum überwiegenden Teil um ukrainische Staatsbürger, die in ihr Heimatland zurückkehren. Viele Männer, aber auch Frauen, wollen gegen die russischen Truppen kämpfen. Andere kehren zurück, um sich um Kinder oder hilfsbedürftige Angehörige zu kümmern.

Es gibt derzeit keine offiziellen Angaben dazu, wie viele der Kriegsflüchtlinge in Polen geblieben und wie viele bereits in andere EU-Staaten weitergereist sind. Die Ukraine - flächenmäßig das größte Land in Europa - hatte vor Beginn des russischen Angriffs mehr als 44 Millionen Einwohner. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks haben seit Kriegsbeginn rund 4,2 Millionen Menschen die Ukraine verlassen.

© dpa-infocom, dpa:220404-99-789750/4

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