Augusta (dpa)

Woods-Comeback: „Bin genau da, wo ich sein muss“

| 07.04.2022 17:24 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 4 Minuten
Comeback beim Masters: Tiger Woods auf dem Weg zum ersten Abschlag. Foto: Charlie Riedel/AP/dpa
Comeback beim Masters: Tiger Woods auf dem Weg zum ersten Abschlag. Foto: Charlie Riedel/AP/dpa
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Seit Herbst 2020 hat Tiger Woods kein Turnier auf der PGA-Tour mehr gespielt. Beim Masters in Augusta gibt der Superstar sein umjubeltes Comeback - und lässt seine Fans träumen.

Nach der ersten Runde seiner gefeierten Rückkehr wollte Tiger Woods nur noch eins: „Sehr viele Eisbäder.“ Der Golf-Superstar fühlte sich „wund“ und die Muskeln schmerzten, aber er konnte schon wieder lachen und alle sahen: Tiger Woods ist wieder da.

14 Monate nach dem schweren Autounfall - der ihn das Leben, ein Bein, zumindest aber die Karriere hätte kosten können - spielt der 15-malige Majorsieger beim Masters in Augusta. Die Aufregung um das Comeback des inzwischen 46 Jahre alten Kaliforniers ist schon in den Tagen vor dem ersten Abschlag riesig. Doch mit jeder Bahn, die Woods spielt - gut spielt -, nimmt die Energie und der Unglaube auf den Rängen und entlang der Bahnen zu. Am Ende von Tag eins liegt er mit 71 Schlägen nur vier Schläge hinter dem führenden Südkoreaner Sungjae Im und sagt: „Ich bin genau da, wo ich sein muss.“

Im pinken T-Shirt und schwarzer Hose gelingen Woods wieder und wieder Schläge, die aussehen, wie Schläge von Tiger Woods aussehen. Keine Spur von Beschwerden oder einer Hemmung bei seinem ersten Auftritt auf der PGA-Tour seit dem in den Herbst verschobenen Masters 2020. Lediglich ein leichtes Hinken ist zu sehen und auf den Greens kniet er nicht so wie früher.

Dabei sein ist alles

Wie unfassbar die Leistung ist, machen seine Kommentare im Anschluss deutlich. Er, für den ein Erfolg Zeit seines Lebens nur der Sieg bei einem Turnier war, antwortet auf die Frage, ob alleine das Dabeisein können gleichzusetzen ist mit einem Sieg, einfach nur mit: „Ja.“

Auch die Konkurrenz staunt: „Es ist nicht einfach, vom Nicht-Turnier-Golf gleich zum wahrscheinlich größten Turnier zu kommen. Offensichtlich ist er ein ganz besonderer Golfer“, sagt der Weltranglisten-Erste Scottie Scheffler. Und Zach Johnson erklärt: „Ich meine, sind wir wirklich überrascht? Er liebt halt Herausforderungen.“

Im Februar 2021 hatte Woods südlich von Los Angeles die Kontrolle über seinen SUV verloren, sich mehrfach überschlagen und war mit mehreren Brüchen im rechten Bein ins Krankenhaus gekommen. Eine Amputation stand zur Debatte, drei Monate lang lag er nur im Bett. „Seit dem Tag, als ich aus dem Bett aufgestanden bin, gab es keinen Tag Pause“, berichtet Woods nun nach seinem beeindruckenden Comeback in Georgia. „Die Leute haben keine Vorstellung, wie hart es war. Mein Team schon.“

Deutschlands Golf-Idol Bernhard Langer, den ältesten Teilnehmer im Feld, kosten zwei Bogeys auf den beiden letzten Bahnen ein noch besseres Resultat. Der Australier Cameron Smith führt lange mit vier unter Par, ehe Im ihn noch abfängt. All das aber interessiert irgendwie nur am Rande. Woods überstrahlt alles.

Wie passend, dass erstmals seit seinem Sieg 2019 wieder ohne Einschränkungen Zuschauer beim Masters dabei sein dürfen. Dicht gedrängt an den prominenten Stellen stehen die Fans, oft kann man Woods in all dem Trubel um ihn herum gar nicht richtig erkennen, wenn er von Bahn zu Bahn läuft.

Woods dankbar nach Unfall und Reha

Unter tosendem Jubel tritt er um 11.04 Uhr Ortszeit an den ersten Abschlag. Auf Bahn sechs gelingt ihm der erste von insgesamt drei Birdies, auf Rang acht kassiert er das erste von zwei Bogeys. Nach der Runde spricht er über seinen kurzen Durchhänger rund um die achte Bahn und ärgert sich über „drei schlechte Schläge nacheinander“. Alles in allem aber klingt Woods vor allem: Dankbar. Nur wer gesehen habe, wie sein Bein nach dem Unfall ausgesehen habe, wie es in der Reha ausgesehen habe, könne nachvollziehen, wie hart der Weg gewesen sei.

Vor 25 Jahren hatte Woods beim Masters mit seinem ersten Major-Sieg Golf-Geschichte geschrieben. 1997 gewann er mit dem Rekordvorsprung von zwölf Schlägen seinen ersten von fünf Masters-Titeln. Auch 2001, 2002 und 2005 durfte der US-Star das grüne Sieger-Jackett überstreifen. 2019 folgte dann Titel Nummer fünf. Es war nach langer Leidenszeit mit persönlichen Tiefpunkten, Verletzungen und zahlreichen Operationen eines der größten und emotionalsten Comebacks der Sport-Geschichte.

Nicht gänzlich auszuschließen, dass er in diesem Jahr noch einen draufsetzt. Denn die Karriere von Tiger Woods ist noch nicht vorbei. Er ist wieder da.

© dpa-infocom, dpa:220407-99-836488/7

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