Kiew/Lissabon (dpa)
Videoansprache Selenskyj: Schäden wie im Zweiten Weltkrieg
Ukraines Präsident Selenskyj hält eine Rede vor dem portugiesischem Parlament. Darin sieht er einige Parallelen zwischen Portugals Vergangenheit und der Ukraine - und zieht einen Vergleich mit dem 2. Weltkrieg.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einer Videoansprache vor dem portugiesischen Parlament die Zerstörungen in seinem Land durch russische Truppen mit denen im Zweiten Weltkrieg verglichen.
„Der Schaden, der der Ukraine jetzt zugefügt wird, ist ähnlich wie im Zweiten Weltkrieg“, sagte er laut Übersetzung in der auf Ukrainisch gehaltenen Rede. Sie wurde im TV-Sender RTP simultan ins Portugiesische übersetzt.
„Wir kämpfen nicht nur um unsere Unabhängigkeit, wir kämpfen um unser Überleben“, bekräftige er in der 15-minütigen Ansprache. Selenskyj dankte den Portugiesen für die bisher erwiesene Hilfe, forderte aber zugleich weitere Unterstützung, vor allem schwere Waffen und Sanktionen gegen Russland. Parlamentarier der kommunistischen Partei und der rechtspopulistischen Chega blieben der Sitzung fern.
Selenskyj sieht Parallele zur Nelkenrevolution
Selenskyj zog eine Parallele zwischen der Rückkehr Portugals zur Demokratie ab 1974 und der Ukraine. „Die Nelkenrevolution, die sie von der Diktatur befreit hat, lässt sie verstehen, wie wir uns fühlen“, sagte er.
„Die Besatzer töteten nur zum Spaß, sie folterten, vergewaltigten, töteten diese Menschen und erschossen sie in Autos, in denen Kinder saßen“, sagte Selenskyj. In den 57 Tagen seit Beginn des Überfalls seien mehr als 1000 ukrainische Orte von russischen Truppen besetzt und zerstört worden. „Millionen Menschen müssen fliehen, es ist, als ob ganz Portugal das Land verlassen müsste“, sagte Selenskyj. Portugal hat 10,3 Millionen Einwohner.
Selenskyj: Ukraine wird für Wiederaufbau Hunderte Milliarden brauchen
Wegen des russischen Angriffskriegs braucht die Ukraine nach Einschätzung von Selenskyj monatlich rund sieben Milliarden US-Dollar (rund 6,5 Milliarden Euro), um ihre wirtschaftlichen Verluste auszugleichen. Zudem werde die Ukraine „Hunderte Milliarden Dollar brauchen, um später wieder alles aufzubauen“, sagte Selenskyj am Donnerstag per Videoschalte bei einer internationalen Geberkonferenz der Weltbank in Washington.
Die russischen Streitkräfte zerstörten in der Ukraine Infrastruktur, Schulen, Universitäten, Krankenhäuser und zahllose Häuser und Wohnungen, sagte er weiter. „Russische Artillerie, russische Raketen, russische Bombardements unterscheiden nicht, wen sie töten und welche Gebäude sie bombardieren oder in Flammen aufgehen lassen“, sagte Selenskyj einer englischen Simultanübersetzung zufolge weiter.
Premierminister Denys Schmyhal sagte bei dem Treffen in Washington, die Ukraine brauche mit Blick auf die kommenden Monate jeweils rund vier bis fünf Milliarden US-Dollar externe Unterstützung. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgiewa, lobte die Regierung in Kiew, trotz des Kriegs durch umsichtiges Handeln noch für relative makroökonomische Stabilität zu sorgen.
Der IWF gehe davon aus, dass die Ukraine in den kommenden zwei bis drei Monaten Hilfen von jeweils rund fünf Milliarden Dollar brauchen werden, um das Funktionieren von Regierung und wichtiger staatlicher Institutionen zu gewährleisten, sagte sie. Dies sollten direkte Hilfen sein und keine Kredite, mahnte Georgiewa. Mehr Schulden anzuhäufen, sei aktuell „nicht weise“, weil es dann später zu einer Restrukturierung der Schulden kommen müsse, mahnte sie.
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