London (dpa)
Prinz Edward und Sophie gehen auf Reisen
Als Sohn und Schwiegertochter der Queen gehören Prinz Edward und seine Frau Sophie zum engsten Kreis der Royals - und stehen doch seit Jahren in der zweiten Reihe. Doch das könnte sich ändern.
Keine Scheu, Gefühle zu zeigen, klare Worte und so gut wie keine Skandale: Der jüngste Queen-Sohn Prinz Edward (58) und seine Frau, Gräfin Sophie (57), stehen selten im Fokus der medialen Aufmerksamkeit.
Doch wenn, wie bei der Beerdigung für den im vergangenen Jahr gestorbenen Mann der Queen, Prinz Philip, überraschen sie oft mit Bodenständigkeit. Sophie hatte damals mit Tränen in den Augen vor laufender Kamera berichtet, wie Philip „ganz sanft“ gestorben sei, „als hätte ihn jemand an der Hand genommen“.
Besuch in der Karibik
Dieses Wochenende bricht das Paar im Namen der Queen in die Karibik auf. Antigua und Barbuda und St. Vincent und die Grenadinen gehören zu den Stopps ihrer Reise, die zu den offiziellen Jubiläumsreisen (Jubilee Tours) gehört. Anlässlich der 70 Jahre, die die Queen auf dem Thron ist, will die Monarchie auch in der Ferne Präsenz zeigen.
Da die Queen Auslandsreisen schon vor einigen Jahren aufgegeben hat, wird sie von ihren Angehörigen in den großen Weiten der Commonwealth-Staaten vertreten. Im März waren Prinz William und seine Frau Kate in der Karibik unterwegs, Thronfolger Charles und seine Frau Camilla schwärmten ebenfalls aus. Nun sind der jüngste Queen-Sohn - der Earl of Wessex - und seine Frau Sophie dran. Sophie stammt aus einer Mittelschichtsfamilie, hat sich aber den Respekt der Royals erarbeitet.
Der royale Terminkalender der Wessexes, wie das Paar in England auch gern genannt wird, ist in der Ferne wie zu Hause üblicherweise gut gefüllt. Da Prinz Harry und Meghan, aber auch Skandal-Sohn Prinz Andrew keine öffentlichen Aufgaben mehr übernehmen, müssten die anderen Mitglieder umso mehr leisten, so also auch Edward und Sophie, sagt der Monarchie-Experte Craig Prescott der Deutschen Presse-Agentur. „Das wird wahrscheinlich noch zunehmen, besonders da die Queen nicht mehr viele Termine selbst wahrnimmt.“
Wenig Schlagzeilen
Trotzdem schafft es das Paar selten auf die Titelseiten. Zu langweilig? „Als Royal ist es schwer, zu langweilig zu sein“, meint der Historiker. Zu wenig Skandale? Man muss zumindest recht weit in den royalen Archiven wühlen, um bei den Wessexes welche zu finden. Die Gräfin habe sich vor rund 20 Jahren blamiert, als geheime Mitschnitte von ihr an die Öffentlichkeit gerieten, in denen sie über Damals-Premier Tony Blair und andere Politiker und Royals lästerte.
Prinz Edward leistete sich einen Fauxpas, als seine Produktionsfirma Ardent Productions Filmaufnahmen seines Neffen Prinz William zu dessen Uni-Zeiten veröffentlichte. „Das Problem war, dass der Buckingham-Palast eine Einigung mit den Medien hatte, dass Williams Privatsphäre auf der Uni geschützt wurde“, sagte Prescott. „Es war dann bestürzend, gelinde gesagt, dass ausgerechnet sein Onkel derjenige war, der die Abmachung brach.“
Bodenständige Mitglieder der Royal Family
Über die vergangenen 20 Jahre hätten sich die Wessexes aber als bewährte, bodenständige Mitglieder der Familie erwiesen, also genau das, was gebraucht werde, meint der Historiker, der an der Bangor University in Wales zu konstitutionellen Fragen und der Zukunft der Monarchie forscht und lehrt.
In den kommenden Tagen wird sich zeigen, wie sich das Paar schlägt, wenn es die britische Krone in der Welt vertritt. Dass eine solche Reise Fallstricke birgt, zeigte sich zuletzt auf der Tour von William und Kate. Unter anderem in Jamaika regte sich heftige Kritik. Lokale Gruppen demonstrierten lautstark und forderten eine offizielle Entschuldigung der Royal Family für ihre Rolle im Kolonialismus und beim Sklavenhandel. Es entstanden Aufnahmen, die der britischen Krone wohl eher schaden als nutzen dürften.
Wohl aus ähnlichen Gründen wurde ein Besuch auf Grenada kurzfristig abgesagt. Wie der britische „Telegraph“ berichtete, hatte die dortige Regierung davor gewarnt, der Aufenthalt der beiden Royals könne von Themen wie einer Abkehr von der Monarchie und Reparationsforderungen für die Sklaverei überschattet werden.
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