Ein Herz für Ostfriesland
Ehrenamtler machen Flüchtlinge mobil


Zwei Leezdorfer bringen gespendete Räder in Schuss und geben sie an Flüchtlinge aus der Ukraine und aus anderen Ländern ab. Nun bekommen sie von „Ein Herz für Ostfriesland“ Unterstützung.
Leezdorf - Wenn Flüchtlinge aus der Ukraine oder aus anderen Ländern nach Ostfriesland kommen, kann die fehlende Mobilität schnell zum Problem werden. Immerhin braucht man gerade abseits der Städte ein eigenes Transportmittel, das vielen von ihnen fehlt. Zum Glück gibt es Menschen wie Horst Fisser und Helmut Janssen, die helfen. Nun haben die beiden Leezdorfer für ihre Arbeit 1000 Euro von „Ein Herz für Ostfriesland“ bekommen. Das ist das gemeinsame Hilfswerk von Ostfriesen-Zeitung, Ostfriesischen Nachrichten und General-Anzeiger, das derzeit geflüchtete Menschen aus der Ukraine in den Fokus rückt.
Was und warum
Darum geht es: Das Hilfswerk „Ein Herz für Ostfriesland“ hat die Leezdorfer Fahrradwerkstatt mit einer Spende unterstützt.
Vor allem interessant für: diejenigen, die sich für die Hilfe für geflüchtete Ukrainer in Ostfriesland interessieren
Deshalb berichten wir: „Ein Herz für Ostfriesland“ ist das gemeinsame Hilfswerk von Ostfriesen-Zeitung, Ostfriesischen Nachrichten und General-Anzeiger Den Autor erreichen Sie unter: m.hillebrand@zgo.de
Fisser und Janssen sind 75 und 66 Jahre alt und gelernte Schlosser. Sie nehmen gespendete Fahrräder an und bringen sie ehrenamtlich in Fissers Privatwerkstatt in Schuss. Danach werden die Drahtesel zu einem Unkostenbeitrag von jeweils zehn Euro an die Geflüchteten abgegeben, erklärt Fisser im Gespräch mit unserer Zeitung. „Die Käufer können auch später wiederkommen, um ihre Räder kostenlos reparieren zu lassen“, versichert er. Geöffnet hat die Werkstatt jeden Donnerstag von 8.30 bis etwa 13 oder 14 Uhr. Sie befindet sich in Leezdorf an der Adresse Berer Weg 22.
Dankbarkeit ist groß
Angefangen habe alles im Jahr 2015, als die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit ihrer „Wir schaffen das!“-Ansage für einen großen Flüchtlingsstrom von Menschen unter anderem aus Afrika, Vorderasien und Afghanistan in Richtung Deutschland sorgte. Damals habe man 30 bis 40 Unterstützer in Leezdorf gehabt, erinnert sich der 75-Jährige zurück. Bis heute habe man so bestimmt auch schon 700 bis 800, wenn nicht gar 1000 Räder repariert. Nachdem die Fluchtrouten abgeschnitten wurden, sank jedoch auch die Nachfrage in der Werkstatt wieder – bis zum Angriff des russischen Machthabers Wladimir Putin auf die Ukraine. Nun seien es vor allem Frauen und Kinder von dort, die als einzige ihre Heimat verlassen durften, anschließend nach Ostfriesland kamen und nun Fahrräder brauchen.
„Sie bedanken sich zehnmal und haben uns auch schon Blumen vorbeigebracht.“ Auch die Freude bei den Kindern sei groß. Erst vor wenigen Tagen habe man einem Zwölfjährigen ein Rad fertig gemacht. Als er zunächst übergangsweise einen Tretroller bekam, habe er bereits „so ein frohes Gesicht gemacht und war begeistert“, freut sich Fisser. Während der Zwölfjährige sein Rad braucht, um zur Schule zu kommen, brauchen andere Flüchtlinge sie, um überhaupt einkaufen zu können oder um zur Arbeit zu gelangen. So kenne Fisser Betroffene, die jeden Tag von Marienhafe etwa 15 Kilometer weit zum Fähranleger nach Norddeich fahren müssen, um sich dann zur Arbeit auf die Inseln bringen zu lassen.
Gisela Riesebeck (SPD) ist die Ortsbürgermeisterin der Brookmerlander Mitgliedsgemeinde Leezdorf. Wie sie auf Nachfrage unserer Redaktion betont, spielen Privatleute, die sich wie Fisser und Janssen ehrenamtlich engagieren, eine sehr wichtige Rolle. „Das ist schon beeindruckend, was die beiden machen“, lobt sie. Während die beiden Männer regelmäßig Kontakt zu den Ukrainern haben, gibt es ihrer Einschätzung nach in Leezdorf aber noch keine wirklichen Annäherungspunkte zwischen diesen und den Einheimischen. „Ich denke aber, dass das in nächster Zeit noch kommen wird“, zeigt sich Riesebeck zuversichtlich.