Was Sie heute wissen müssen

Von Papiertonnen | Von Reichsbürgern | Von Scheidungen

Joachim Braun
|
Eine Kolumne von Joachim Braun
| 05.05.2022 06:26 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 6 Minuten
Artikel teilen:

Das Wichtigste aus der Region, jeden Morgen um 6.26 Uhr zusammengefasst von der Chefredaktion der Ostfriesen-Zeitung.

Harald Götz von Berlichingen, dieser Facebook-Name steht offenbar für schlechte Manieren, befand gestern auf der OZ-Seite: „In zich tausend Landkreisen in Deutschland funktioniert das, nur in dem Pippifatz Landkreis Leer sind viele Bürger da mit überfordert. Finde den Fehler.“ Worum es geht? Um die Probleme, die manche Bürger im Landkreis Leer seit der Einführung einer Papiertonne zum 1. April haben. Klar, das kann man so meinen, Leer dürfte die einzige Gebietskörperschaft in ganz Deutschland gewesen sein, die auf eine Sack-Entsorgung setzt, trotzdem lassen sich die Probleme nicht einfach wegreden: Christine Schneider-Berents berichtet von zwei älteren Damen im Bunder Hammrich, die die Papiertonne nun einmal im Monat 1,7 Kilometer weit über einen Feldweg ziehen müssen, damit sie geleert wird. „Wie sollen wir das machen? Die sind viel zu schwer. Außerdem sind wir nicht gut zu Fuß“, schildert Kerstin Bonepart das Problem. Mal sehen, was dem Landkreis dazu einfällt.

Neue Zeiten brechen auch bei VW in Emden an. In zwei Wochen soll die erste Serienfertigung eines Elektroautos dort starten, des ID.4. Das berichtet Martin Alberts. Auf diesem Modell ruhen viele Hoffnungen der Wolfsburger, und auch in Emden wurde in den vergangenen zwei Jahren viel um- und neugebaut. Immerhin: Von Halbleiter-Engpässen war in der gestrigen Mitteilung aus der Konzernzentrale immerhin nicht die Rede.

Ganz andere Engpässe hat das Bauunternehmen Terfehr-Projektentwicklung, das in Leer am Hafenkopf zwei große Wohn- und Geschäftshäuser sowie eine Promenade mit gastronomischem Angebot bauen will. Auf der Firmen-Homepage steht zwar „Realisierung 2020/21“, tatsächlich aber wurde mit dem Bau noch nicht einmal begonnen. Der aktuelle Grund ist fehlender Stahl wegen des Ukraine-Kriegs. Ohne Stahl gebe es aber auch keine Bohlen für die Spundwand im Hafenbecken, die wiederum fertig sein müsse, um mit den Bauarbeiten beginnen zu können. Terfehr-Geschäftsführer will im Gespräch mit Katja Mielcarek keine Prognose abgeben, wie lang die Verzögerung dauern wird. Immerhin ist er optimistisch für das neue Wohngebiet an der Groninger Straße.

Auch Extremisten müssen mal Urlaub machen. Und genau das wurde gestern einem führenden Mitglied der verbotenen Reichsbürgervereinigung „Geeinte deutsche Völker und Stämme“ zum Verhängnis. Ausgerechnet auf der idyllischen Insel Baltrum wurde die Frau festgenommen, von der nur bekannt ist, dass sie in Hannover wohnt. Interessant zu wissen wäre nun, zu welchem Land die ostfriesische Insel nach Auffassung der Reichsbürgerin gehört, die Bundesrepublik Deutschland gebe es ja nicht. Weitere vier Mitglieder dieser Vereinigung wurden in Ostdeutschland festgenommen. Andreas Ellinger berichtet.

Schön, dass Andreas diese Geschichte gestern nebenbei recherchieren konnte. Denn eigentlich ist er seit Wochen Ansprechpartner für unzufriedene EWE-Kunden. Unglaublich, wie viele Menschen das Oldenburger Energieunternehmen durch falsche Abrechnungen und mangelhaften Service verprellt hat. Dabei ist der im Kern ostfriesische Konzern ja eigentlich eine regional verankerte Firma. Wichtige Gesellschafter sind die Landkreise Leer, Aurich und Wittmund, Aufsichtsrats-Vorsitzender zum Beispiel ist der ehemalige Leeraner Landrat Bernhard Bramlage. Und der bekannte gestern im Gespräch mit Andreas Ellinger: „Die Fortschritte bei der Beseitigung der Störungen in den Kundenbeziehungen blieben bisher weit hinter den Ankündigungen des Vorstandes einerseits und den berechtigten Erwartungen der Kunden und auch des Aufsichtsrates andererseits zurück.“ Was für Bramlage daraus folgt, lesen Sie hier.

Jahrelang hielt die Stadt Emden einen höchst zweifelhaften Rekord. Schon 2003 war sie laut Landesamt für Statistik Scheidungshauptstadt in Niedersachsen mit 21.921 Fällen (was ich erstaunlich finde bei 50.000 Einwohnern. Wie oft lässt man sich in Emden denn scheiden?). 2021 waren es nur mehr 14.420 Scheidungsfälle – der Tiefstwert der vergangenen mehr als 20 Jahre. Nach einem Ranking des Internetportals „Betrugstest.com“ vom Ende des vergangenen Jahres war Emden auch 2021 die Stadt mit den meisten Scheidungen. Die Stadt findet diese Vergleiche allerdings gar nicht lustig.

Vorgestern rätselte ich an dieser Stelle schon, wie es denn moralisch vertretbar sei, dass der Bauunternehmer Ferhat Özdemir als Stadtrat Mitglied des Stadtentwicklungsausschusses ist und nebenbei auch noch zwei Fußballvereine leitet, von denen einer jetzt am Rande des Abgrunds steht. Gestern wurde ein neuer Akt in diesem Schmierentheater aufgeführt. Erst wurde bekannt, dass die Landesliga-Mannschaft von Germania Leer nach der Entlassung des Trainers das Training boykottiert, dann schlug Vorstand Özdemir zurück und droht nun die Mannschaft vom Spielbetrieb zurückzuziehen. Was das für Folgen hätte, beschreibt Matthias Herzog. Und er kommentiert die Vorgänge: „Fußball-Landesligist gibt ein jämmerliches Bild ab“.

Neulich erzählte mit ein Leser am Telefon, dass er Krimis eigentlich nicht möge, aber die „Friesland“-Krimis sehr schätze. Wegen der schönen Bilder von Leer und Ostfriesland. Und neulich stieß ich beim Switchen auf ZDF Neo auf einen dieser Krimis. Ja, er hatte Recht der Leser. Jetzt sind Sophie Dal und Felix Vörtler zurück in „ihrem“ Kommissariat, das in der Bibliothek in Leer untergebracht ist und drehen in Ostfriesland die nächste Folge. Um was es dort geht, hat Michael Kierstein nach einem Besuch am Drehort zusammengefasst.

Was heute wichtig wird:

  • Der SV Schwerinsdorf plant den Bau einer Mehrzweckarena: In einer seitlich offenen Stahlhalle soll es ein Soccerfeld und eine Anlage für die Bogenschützen der Kyffhäuser-Kameradschaft geben. Kosten: 500.000 Euro. Karin Lüppen berichtet.
  • E-Zigaretten und Pfeifentabak sind bei Rauchern beliebt. Welche gesundheitlichen Risiken gibt es bei den Alternativen zur klassischen Zigarette, und warum machen sie trotzdem abhängig? Diesen Fragen ist Tobias Rümmele nachgegangen.
  • Der Innenstadtring in Leer wird derzeit fahrradfreundlich umgebaut. Jetzt wurden die Pläne für die wichtige Kreuzung Friesenstraße/Bürgermeister-Ehrlenholtz-Straße/Bahnhofsring vorgestellt. Michael Kierstein berichtet.
  • In Aurich soll auch nach Eröffnung der Zentralklinik in Georgsheil eine Entbindungsstation erhalten bleiben. Wie Marion Luppen berichtet, will der Stadtrat dazu heute eine Resolution beschließen.
  • Nachdem im Frühjahr, bis vor gut einem Monat, die Weiden und Wiesen in Ostfriesland der mecklenburgischen Seenplatte ähnelten, ist es jetzt seit Wochen knochentrocken. Was bedeutet der fehlende Regen für die Bauern? Ole Cordsen berichtet.
  • Einen echten Vorgeschmack auf die Emder Matjestage am letzten Mai-Wochenende gibt es an diesem Donnerstag. Die Organisatoren und Lieferanten wählen bei der Matjesprobe aus verschiedenen Fängen den „Festmatjes“ aus. „Matjes-Spezialist“ Heiko Müller probiert mit.
  • In Zeiten gestiegener Lebensmittelpreise erhält das Thema Foodsharing eine neue Bedeutung. In Aurich und Emden gibt es Gruppen, die sich dafür einsetzen: Wie funktioniert Foodsharing, und wie kann man mitmachen? Stephanie Tomé berichtet.
  • Wird das Dorfgemeinschaftshaus Woltzeten saniert? Aufgrund der Größe des Dorfes und der kaum aktiven Dorfgemeinschaft gab es im vergangenen Jahr Kritik. Nun beschäftigt sich die Politik wieder mit dem Thema – vor Ort. Michael Hillebrand war dabei.
Ähnliche Artikel